27.06.2023 15:06:40
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Stabilitätsausschuss: Risiken aus Zinswende nicht unterschätzen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der Ausschuss für Finanzstabilität (AFS) hat dem deutschen Finanzsystem eine insgesamt stabile Verfassung in dem Jahreszeitraum bis Ende März bescheinigt, zugleich aber vor aktuell bestehenden Risiken aus der Zinswende gewarnt. Das makroprudenzielle Maßnahmenpaket der Finanzaufsicht Bafin wurde in dem Kontext weiterhin als angemessen eingeschätzt. "Am aktuellen Rand bleibt die Zinswende eine Herausforderung für das deutsche Finanzsystem", warnte das Gremium, dem Finanzministerium, Bundesbank und Bafin angehören. "Auch wenn der deutsche Finanzsektor diese bisher gut verkraftet hat, dürfen die damit verbundenen Risiken nicht unterschätzt werden."
Das deutsche Finanzsystem habe sich im Berichtsjahr bis Ende März "insgesamt stabil" gezeigt, auch in Stressphasen wie im Frühjahr 2023. Gleichzeitig seien die Verwundbarkeiten weiterhin hoch. Neben gestiegenen Refinanzierungskosten von Finanzunternehmen könne es zu weiteren Bewertungsverlusten bei Wertpapieren in den Bilanzen kommen, erklärte der AFS mit Blick auf die Risiken. Parallel zu veränderten Zinsmargen könne sich der Wettbewerb um Kundeneinlagen intensivieren, getrieben durch verstärkte Wechselbereitschaft zu höheren Zinsangeboten.
Die Schieflagen im US-Bankensektor hätten die Bedeutung von Zinsänderungs- und Liquiditätsrisiken verdeutlicht. Das deutsche Bankensystem verfüge jedoch über eine solide Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung und der Anteil gedeckter Einlagen sei im Durchschnitt deutlich höher als bei den von Schieflagen betroffenen US-Banken. "Ein potenzielles Risiko für das Finanzsystem bleibt ein Konjunktureinbruch", hob der Ausschuss hervor.
Angesichts der bestehenden Unsicherheiten sowie der hohen Verwundbarkeiten im deutschen Finanzsystem gelte es, die Widerstandsfähigkeit des deutschen Finanzsystems zu bewahren. Einen wichtigen Beitrag hierzu leiste das makroprudenzielle Maßnahmenpaket der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Der AFS erachtete das makroprudenzielle Maßnahmenpaket aus dem antizyklischen Kapitalpuffer von 0,75 Prozent der inländischen Risikopositionen und dem sektoralen Systemrisikopuffer auf mit Wohnimmobilien besicherte Kredite von 2,0 Prozent "im aktuellen makrofinanziellen Umfeld weiterhin als angemessen". Der AFS habe keine Hinweise darauf gefunden, dass diese Maßnahmen das Kreditangebot beeinträchtigten.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/sha
(END) Dow Jones Newswires
June 27, 2023 09:06 ET (13:06 GMT)
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