28.01.2014 13:23:31

Sparkassen profitieren vom Aufschwung im Mittelstand

   Von Andreas Kißler

   BERLIN--Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland sehen für dieses Jahr nach einer Umfrage der Sparkassen günstige wirtschaftliche Perspektiven. "Die Zeichen im Mittelstand stehen ganz klar auf Optimismus und Aufschwung", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon. "Der Mittelstand erwartet und trägt einen Aufschwung im Jahr 2014." Die Sparkassen sah ihr Verbandspräsident als Profiteur dieser Entwicklung.

   Bei der Vorstellung der Studie "Diagnose Mittelstand" gab Fahrenschon eine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum ab, die über anderen Erwartungen liegt. "Es deutet aus unserer Sicht viel darauf hin, dass wir im Jahr 2014 ein Wachstum von zwei Prozent erreichen können", sagte er. Damit werde die deutsche Wirtschaft wieder "der Konjunkturmotor in der Eurozone sein".

   Die Erhebung des DSGV fügt sich in ein zunehmend günstiges Konjunkturbild der vergangenen Tage ein. Erst am Montag zeigte sich der ifo-Geschäftsklimaindex für Januar 2014 stärker als erwartet und erreichte mit 110,6 Punkten den höchsten Stand seit September 2011.

   Die Bundesregierung wertet dies laut einem Sprecher des Wirtschaftsministeriums als Beleg für ihre Einschätzung, "dass die deutsche Wirtschaft weiter wächst, so wie wir es im letzten Monatsbericht dargestellt haben". Allerdings wollte er Berichte nicht bestätigen, dass die Regierung bei ihrer kommenden Wachstumsprognose am 12. Februar eine Aufwärtsrevision auf 1,8 Prozent von 1,7 Prozent vornehmen wolle.

   DSGV-Präsident Fahrenschon zeichnete wie zuvor schon Mittelstandspräsident Mario Ohoven ein positives Bild der mittelständischen Wirtschaft. Die Unternehmen seien in der weit überwiegenden Mehrheit gut kapitalisiert, folgerte er aus der Umfrage, für die über 100.000 Bilanzen des Jahrgangs 2012 und aktuelle Analysen von Firmenkundenbetreuern ausgewertet wurden.

   Die Eigenkapitalquote betrage nunmehr 21 nach bisher 18,4 Prozent, und damit stoße der Mittelstand in international übliche Relationen vor. Die Zahl der Unternehmen, die gar kein Eigenkapital auswiesen, habe sich zudem um über fünf Prozentpunkte auf nunmehr rund ein Fünftel verringert. "Auch das passt in den allgemein positiven Trend", konstatierte Fahrenschon.

   Nach der Einschätzung der Sparkassen hat sich die wirtschaftliche Situation bei 95 Prozent der Unternehmen verbessert oder ist zumindest gleich geblieben. Auch mit einer positiven Arbeitsplatzentwicklung sei im Mittelstand zu rechnen. Knapp ein Viertel der Sparkassen gehe von einem Beschäftigungsanstieg im Mittelstand aus, über 70 Prozent rechneten zumindest mit einer gleichbleibenden Zahl von Beschäftigungsverhältnissen.

   Bei den Kennziffern zur Ertragslage sehe die Lage allerdings nicht ganz so positiv aus. Die Umsatzrentabilität ging 2012 nach der Erhebung auf durchschnittlich 6,2 Prozent von 7,9 Prozent zurück. Auch der Mittelstand sei "nicht unbegrenzt belastbar", warnte der DSGV-Präsident die Politik deshalb. "Man kann auch dieses Pferd überlasten, und dann wird es ganz schwierig." Die Belastbarkeit des Mittelstandes dürfe nicht mit vorwiegend verteilungsorientierten Maßnahmen getestet werden.

   Auf der Finanzierungsseite bestehe für die mittelständischen Unternehmen definitiv kein Engpass. Die Mittelstandsfinanzierung sei im Gegenteil "absolut in", meinte Fahrenschon. "In dem Markt drängen sich immer mehr Wettbewerber", konstatierte er. Mit aktuell 42,8 Prozent Marktanteil bei der Kreditvergabe an Unternehmen und Selbstständige blieben die Sparkassen aber mit Abstand der größte Finanzierungspartner der mittelständischen Wirtschaft.

   Auch wenn inzwischen "die Welt den deutschen Mittelstand als Stabilisator, als Investor und als Innovator entdeckt" habe, hielten die Sparkassen ihren Marktanteil stetig über 40 Prozent und verzeichneten jüngst "keinerlei negative Veränderung", sagte Fahrenschon dem Wall Street Journal Deutschland. Deshalb fühlten sich die Sparkassen von der Konkurrenz nicht unter Druck gesetzt. "Wir fühlen uns nicht in die Zange genommen, weil wir den Markt von vorne führen."

   Aktuell profitierten die Sparkassen besonders von einem "Zusammenspiel der privaten Bautätigkeit und der mittelständischen Begleitung", sagte Fahrenschon. Insgesamt ging er für dieses Jahr von einer deutlichen Belebung der Investitionstätigkeit des Mittelstands aus. "2014 muss das Jahr der Investitionen werden", forderte der Sparkassenpräsident. Es sei realistisch anzunehmen, dass ein Investitionsboom bevorstehe.

   Kurz vor Ende des vergangenen Jahres hatte bereits eine Umfrage des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) ergeben, dass der deutsche Mittelstand im Jahr 2014 "kräftig investieren und zusätzliche Mitarbeiter einstellen" wolle. Der Mittelstand geht laut Ohoven optimistisch in das Jahr. "Die Ergebnisse lassen ein rundum gutes 2014 erwarten." Komme es zu keinem Wiederaufflammen der Eurokrise, seien 1,8 Prozent Wirtschaftswachstum "sehr realistisch".

   Die meisten Wirtschaftsforscher hatten zuletzt schon positive Prognosen für die deutsche Wirtschaftsentwicklung gestellt. So sagte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ein Wachstum in diesem Jahr von 1,7 Prozent und im Jahr 2015 sogar von 2,5 Prozent voraus. Die Bundesbank erwartet 2014 ein Wachstum von 1,7 Prozent und 2015 von 2,0 Prozent.

   Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

   DJG/ank/apo

   (END) Dow Jones Newswires

   January 28, 2014 06:50 ET (11:50 GMT)

   Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 06 50 AM EST 01-28-14

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!