Bieterstreit voraus? |
02.05.2023 18:05:00
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Software AG-Aktie springt hoch: Auch Finanzinvestor Bain Capital hält wohl Aktienpaket an Software AG
Bloomberg berichtete vor dem Wochenende, Bain suche das Gespräch mit der Software AG hinsichtlich einer möglichen Übernahme und der Fusion mit seinem Portfoliounternehmen Rocket Software. Die Überlegungen seien noch in einem frühen Stadium und müssten nicht zwangsweise in ein Angebot münden. Eine Sprecherin des SDAX-Unternehmens wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Auch Bain wollte die Informationen Bloomberg zufolge nicht kommentieren
Silver Lake hatte vor weniger als zwei Wochen mitgeteilt, die Darmstädter übernehmen zu wollen. Der US-Investor will 30 Euro je Aktie in bar zahlen, dieses Angebot bewertet das Unternehmen mit rund 2,2 Milliarden Euro. Silver Lake teilte seinerseits am vergangenen Freitag mit, weitere fünf Prozent an dem Software-Anbieter gekauft zu haben. Damit hatte sich die Gesellschaft einen Anteil von insgesamt mehr als 30 Prozent gesichert.
Silver Lake ist als Investor in Technologieunternehmen bekannt, unter anderem wollen die Kalifornier auch die SAP-Marktforschungstochter Qualtrics zusammen mit dem kanadischen Pensionsfonds CPP Investment in einem Milliardendeal übernehmen. Bereits 2022 war Silver Lake über eine Wandelanleihe bei der Software AG eingestiegen. Das Unternehmen stellt seitdem zwei Aufsichtsratsmitglieder bei den Darmstädtern, den Vorsitzenden des Gremiums Christian Lucas und den IT-Experten James Whitehurst.
Die bisherige Großaktionärin des SDAX-Konzerns, die Software-AG-Stiftung von Unternehmensmitgründer Peter Schnell, hatte sich verpflichtet, 25,1 Prozent der Anteile an Silver Lake zu verkaufen. Schnell hatte dabei Silver Lake als "idealen Partner" für die Stiftung und den Konzern bezeichnet. Die Stiftung soll mit 5 Prozent der Anteile auch zunächst an Bord bleiben.
Der Vorstand der Darmstädter hatte im Zuge des Silver-Lake-Angebots am Markt keinen Verkaufsprozess in Gang gesetzt und keine anderen Offerten eingeholt, wie Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar in einer Telefonkonferenz gesagt hatte. Die Zusammenarbeit mit Silver Lake hatte dem Management demnach Gewissheit gegeben, dass der Finanzinvestor den Umbau des Konzerns weiter unterstütze. Die Software AG steckt tief in der teuren Transformation hin zu einem Abonnement-gestützten Geschäftsmodell. Seit Jahren schwächelt das Wachstum des IT-Unternehmens, obwohl sich der Softwareanbieter von der Digitalisierung der Wirtschaft große Geschäftschancen verspricht.
Mit Bain Capital könnte nun ein Konkurrenzangebot auf den Tisch kommen. Während Finanzinvestoren in aller Regel nach einiger Zeit wieder einen lukrativen Ausstieg aus einem Investment suchen, könnte Bain über eine Zusammenlegung mit der eigenen Rocket Software diesmal ein anderes Ziel verfolgen und einen größeren Anbieter schaffen wollen. Über die Rocket Software hat sich Bain laut Mitteilung 4,5 Prozent der Aktien direkt gekauft, auf weitere 5,5 Prozent hat sich der Investor über Finanzinstrumente den Zugriff gesichert.
Die US-Firma Rocket Software bietet vor allem Datenbankplattformen an, mit deren Hilfe Datenanalysen und IT-Nutzung effizienter werden sollen. Größte Sparte der Software AG ist Integrationssoftware zur Verzahnung verschiedener IT-Systeme, daneben bieten die Darmstädter in ihrem angestammten Ursprungsgeschäft aber auch Datenbanken für Großrechner an.
Anleger spekulieren auf Bietergefecht für Software AG
Die Aussicht auf ein Wettbieten um die Software AG hat den Kurs der Aktien am Dienstag auf den höchsten Stand seit Juni 2022 getrieben. Letztlich ging es mit den Papieren via XETRA um 7,77 Prozent auf 33,30 Euro nach oben. Damit lagen sie im SDAX der Nebenwerte auf Rang zwei - hinter den Papieren von SGL Carbon, die nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank noch stärker nach oben sprangen.
Am Montag vergangener Woche hatte das Kaufangebot von Silver Lake den Software-Kurs um rund 50 Prozent nach oben schießen lassen auf die vom Kaufinteressenten gebotenen 30 Euro je Aktie. Doch an der Börse schien man rasch auf mehr zu setzen: Am Donnerstag und Freitag legten die Papiere weitere knapp vier Prozent zu auf 30,90 Euro. Am Freitag ließ Silver Lake wissen, weitere fünf Prozent an dem Software-Anbieter gekauft zu haben. Damit hatte sich die Gesellschaft einen Anteil von insgesamt mehr als 30 Prozent gesichert. Die Software-AG-Stiftung könne zudem nicht von dem Kaufvertrag über 25,1 Prozent der Anteile zurücktreten, hieß es von Silver Lake - der Vertrag sei auch nicht vom Erreichen der Mindestannahmeschwelle abhängig. Letztlich soll die Software AG von der Börse genommen werden.
"Auch höhere Zinsen haben Silver Lake (...) nicht davon abgehalten, für die beabsichtigte Übernahme der Software AG (...) Schulden aufzunehmen", schrieb Analyst Chandramouli Sriraman vom Investmenthaus Stifel. Das Thema M&A - Fusionen und Übernahmen - sei in die europäische Software-Branche zurückgekehrt. Cloudanbieter erwiesen sich gegenwärtig als widerstandsfähig, so der Experte, der in diesem Zusammenhang auf ein zuletzt hohes Umsatzwachstum der Branchenriesen Microsoft und Amazon in den USA verwies. Die Software AG baut derzeit ihr Geschäft um in Richtung Abonnementerlöse und will auch verstärkt Cloudsoftware anbieten.
Der von Silver Lake gebotene Kaufpreis von 30 Euro bedeute eine Prämie von 48 Prozent auf den zum Börsenvolumen gewichteten Durchschnittspreis der vergangenen drei Monate, so Sriraman. Das Gebot bewerte die Papiere mit dem fast 23-Fachen des für das laufende Jahr erwarteten Gewinns je Aktie des Unternehmens. Lege man als Messlatte den für 2024 prognostizierten Gewinn an, so belaufe sich die den Aktionären gebotene entsprechende Prämie noch auf knapp das 20-Fache.
Analyst Charles Brennan vom US-Broker Jefferies verwies zum Kaufangebot von Silver Lake für die Software AG auch auf einen sektorspezifischen Aspekt. Denn während sich die einstigen Börsenlieblinge aus der Halbleiterbranche mittlerweile schwertäten, wendeten sich die Investoren nun der Softwarebranche zu als erhofftem "sicheren Hafen" im Technologiesektor. Der Trend zu Übernahmen mittelgroßer europäischer Software-Anbieter werde sich wohl fortsetzen, vermutet Brennan.
DARMSTADT / FRANKFURT (dpa-AFX)
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