27.04.2015 12:04:49

So will sich die Deutsche Bank von der Postbank trennen

   Von Isabel Gomez

   FRANKFURT (Dow Jones)-- Seit Freitagabend herrscht Gewissheit: Die Deutsche Bank trennt sich nach acht Jahren von der Postbank. Lange wurde über die Art und Weise spekuliert. Nun steht fest: Der Vorstand bevorzugt einen Börsengang. Dazu sollen Minderheitsaktionäre aus der Postbank gedrängt und das Institut so an die Börse gebracht werden, dass der Anteil der Deutschen Bank zunächst auf unter 50 Prozent fällt. Mittelfristig will die Bank komplett aussteigen und damit ihre Verschuldungsquote verbessern.

   "Wir müssen an der Verschuldungsquote arbeiten, um mit unseren internationalen Wettbewerber mithalten zu können und regulatorische Anforderungen zu erfüllen", sagte Co-Vorstandschef Anshu Jain am Montag in einer Telefonkonferenz mit Analysten. "Die Argumente für eine alleinige Eigentümerschaft hielten den regulatorischen Umständen nicht länger stand", fügte Finanz- und Strategievorstand Stefan Krause hinzu.

   Der Verkauf der Postbank soll die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) um 0,4 Prozentpunkte verbessern. Gemeinsam mit weiteren Maßnahmen wie dem Bilanzabbau im Investmentbanking soll die Quote damit von derzeit 3,4 Prozent auf 5 Prozent bis 2020 steigen. Die Analysten äußerten in der Konferenz jedoch Zweifel an dieser Rechnung. Ihnen zufolge dürfte die Deutsche Bank beim Verkauf der Postbank keinerlei Verlust machen, um die Quote durch eine Trennung in diesem Maß zu stützen.

   Die beiden Vorstände gestanden ein, dass sich die Postbank weniger gut in den Gesamtkonzern eingegliedert hatte, als vor dem Kauf erwartet wurde. So waren etwa Synergien mit anderen Geschäftsbereichen weniger stark als erhofft eingetreten. Das soll sich künftig ändern. Die Bank will sich im Privatkundengeschäft verstärkt auf reiche und ultrareiche Kunden fokussieren und dabei Synergien mit dem Investmentbanking heben.

   Seit dem Kauf habe die Deutsche Bank unter anderem die Bilanz der Tochter um 60 Milliarden Euro gekürzt und 1,2 Milliarden Euro in die operative Struktur investiert, sagte Jain. "Die Postbank ist heute durch den Aufwand den wir betrieben haben eine andere Bank", fügte er hinzu. Aber die Postbank binde, etwa durch Hypothekenkredite, zu viel Kapital für vergleichsweise risikoarmes - und damit renditeschwaches - Geschäft.

   So soll die Trennung ablaufen

   Für das Projekt Börsengang hat die Deutsche Bank ihren Anteil an der Postbank zunächst um 2,7 Prozent auf insgesamt 96,8 Prozent erhöht. Damit sicherte sich die Bank die Möglichkeit, die restlichen Minderheitsaktionäre über einen sogenannten Squeeze-out per Abfindung aus der Postbank zu drängen. Das Squeeze-out soll von der Hauptversammlung der Postbank im August 2015 abgesegnet werden und bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Die Kosten für die Trennung bezifferte Krause auf rund 200 Millionen Euro. Zu kalkulierten Abschreibungen oder zum Buchwert der Bank machte er keine weiteren Angaben.

   Im nächsten Schritt sollen dann mehr als 50 Prozent der Postbank an die Börse gehen. "Wir wollen unter einen Anteil von 50 Prozent kommen, damit wir die Postbank komplett entkonsolidieren können", sagte Krause. Der erste Schritt an die Börse soll Ende 2016 abgeschlossen sein.

   Sorgen von Analysten, ein Verkauf der Bank könnte zu Problemen bei der Mittelbeschaffung für andere Geschäftsbereiche führen, wischten Jain und Krause beiseite. Für die Refinanzierung der Bank spielten die Spareinlagen der Postbank-Kunden kaum eine Rolle, sagte Krause.

   Einen Verkauf der Postbank an einen strategischen Investor schlossen Jain und Krause nicht aus. Allerdings sei das Modell Börsengang derzeit die Grundlage weiterer Überlegungen. Auch wenn Analysten der Meinung sind, bei einem kompletten Verkauf ließe sich ein deutlich höherer Preis erzielen. "Der größte Nutzen entsteht uns nicht durch die Verkaufssumme, sondern durch die Freisetzung risikogewichteter Aktiva", sagte Krause.

   Zunächst hatte im Rahmen der Strategieüberprüfung auch im Raum gestanden, sich vom gesamten Privatkundengeschäft in Europa zu trennen. Dem erteilte Jain nun eine Absage. "Das Südeuropa-Geschäft war nach der Finanzkrise eine Herausforderung. Aber nun drehen die makroökonomischen Kennzahlen, etwa in Spanien. Auch wenn es keine großen Bereiche sind, tragen sie einen wichtigen Teil zu unserem Ergebnis bei. Und damit sind wir sehr zufrieden", sagte Jain. Dennoch will sich die Bank aus sieben bis zehn Ländern zurückziehen, benannte diese jedoch nicht. In Europa sollen neben Deutschland weitere fünf Märkte im Fokus stehen.

   Ob die Trennung indes so problemlos verläuft, wie die Bank auf dem Papier skizziert, hängt vom Marktumfeld ab. Das räumte auch Krause ein. Es sei zu früh, die Konditionen für den Börsengang bereits jetzt zu umreißen. "Alles in allem macht uns der Börsengang aber überhaupt keine Sorgen", sagte er. Weitere Details, auch zum Börsengang, will die Bank innerhalb der nächsten 90 Tage bekannt geben.

   Kontakt zur Autorin: isabel.gomez@wsj.com

   DJG/igo/mgo

   (END) Dow Jones Newswires

   April 27, 2015 05:33 ET (09:33 GMT)

   Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 05 33 AM EDT 04-27-15

Nachrichten zu Deutsche Postbank AGmehr Nachrichten

Keine Nachrichten verfügbar.

Analysen zu Deutsche Postbank AGmehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Deutsche Bank AG 19,22 0,66% Deutsche Bank AG