Machtwechsel bei Google |
07.12.2019 21:39:00
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So könnte sich der Machtwechsel bei Alphabet auf die Google-Aktie auswirken
• Analysten rechnen mit wenig Veränderungen beim Führungsstil
• Hoffen auf mehr Transparenz und Aktienrückkäufe
Als Larry Page und Sergey Brin, beide Studenten an der Stanford Universität, 1996 BackRub entwickelten, war noch lange nicht abzusehen, dass sich daraus einmal ein riesiger Internetgigant entwickeln würde. Seit 1997 firmierte das Projekt unter dem Namen "Google" und hat seit dieser Zeit einen unaufhaltsamen Aufstieg erlebt. Inzwischen ist Google die mit Abstand weltgrößte Suchmaschine im Internet, der Marktanteil des US-Riesen beim Thema Suchanfragen beträgt rund 90 Prozent.
Doch seinen Kinderschuhen als Suchmaschinenkonzern ist Google längst entwachsen - spätestens seit 2015 Alphabet als Dachholding an den Start gebracht wurde, wurde auch die operative Trennung vom wachstumsstarken Suchmaschinen- und Werbegeschäft, das als Alphabet-Tochter weiter unter dem Namen "Google" geführt wurde, und den anderen Geschäftsbereichen deutlich. Google-Gründer Larry Page übernahm den Vorsitz von Alphabet, sein Partner Sergey Brin war als Präsident im Management tätig. Das margenstarke Suchmaschinen- und Werbegeschäft verantwortet seitdem Sundar Pichai, der nach dem kompletten Rückzug der beiden Gründer aus dem Tagesgeschäft nun auch Chef der Alphabet-Holding wird.
Welche Änderungen bringt der Rückzug mit sich?
Ein Machtvakuum ist auch nach dem Rücktritt von Larry Page von der Alphabet-Spitze also nicht eingetreten. Pichai ist bereits seit 2004 bei Google und zeigte sich dort unter anderem für die Entwicklung relevanter Google-Software verantwortlich, auch die Entwicklung des Google-Betriebssystems Android stand unter seiner Verantwortung. Er gilt als Vertrauter von Page und Brin und genießt das volle Vertrauen der Google-Gründer.
Daher ist zunächst nicht zu erwarten, dass mit dem Ausscheiden der Gründer aus dem operativen Geschäft eine andere Führungskultur ins Unternehmen einzieht. Auch Analysten halten es für wenig wahrscheinlich, dass Pichai einen großen Umbruch einleiten wird. Zumal Page und Brin die Kontrolle über Google behalten werden, denn sie haben weiterhin eine Stimmrechtsmehrheit und werden allzu drastische Änderungen in der Art und Weise, wie das Unternehmen geführt wird, ebenso wie strategische Entscheidungen, die nicht in ihrem Sinne sind, so wohl zu verhindern wissen. Die "stolzen Eltern", wie sie sich in einem Blogbeitrag selbst bezeichnen, werden ihr Kind Google weiter beratend unterstützen.
Kommen jetzt vermehrt Aktienrückkäufe?
Doug Anmuth, Analyst bei der US-Bank JPMorgan hält es für möglich, dass der Rückzug der Gründer den Weg frei für zusätzliche Ausschüttungen an Aktionäre frei machen könnte. Möglicherweise werde "Alphabet für größere Aktienrückkäufe zugänglicher", wird der Experte bei "Marketwatch" zitiert. Das sieht auch sein Kollege Rohit Kulkarni von MKM Partners ähnlich. In einer Mitteilung an Investoren verlieh er seiner Hoffnung auf größere Aktienrückkaufprogramme Hoffnung, Pichais Ernennung zum Alphabet-Chef könne als "aktionärsfreundlicher" Schritt gewertet werden. Der Manager habe sich bereits einen hervorragenden Ruf erarbeitet, unter seiner Führung haben sich Alphabet-Aktien verdoppelt.
Und auch auf mehr Transparenz hoffen viele Analysten nach der Machtübergabe jetzt. Denn insbesondere in Sachen Kommunikation mit Investoren hat Alphabet noch Nachholbedarf. Die Geschäftszahlen der Videotochter sind weiterhin nicht transparent, erste Details zu Googles Cloudgeschäft wurden erst 2018 öffentlich gemacht. Wenn das neue Management von Alphabet die Gelegenheit nutzt, seinen Ansatz zur Offenlegung zu überdenken und die Transparenz zu erhöhen, ist dies "wahrscheinlich positiv für die Aktien", betonte auch JMP Securities-Analyst Ronald Josey am Mittwoch in einer Mitteilung an Investoren.
An der operativen Ausrichtung von Google wird sich wohl auch nach dem Führungswechsel zunächst nichts ändern. Das Werbegeschäft wird wahrscheinlich auch in Zukunft weiter der Wachstumstreiber des Unternehmens bleiben und die Unterdivisionen mit Geld versorgen. Mit Waymo ist Alphabet in der Zukunftsbranche für autonome Fahrzeuge, mit Nest arbeitet der Konzern an Smart Home-Lösungen, mit Android und dem Smartphone-Geschäft rund um Google Pixel hat der Milliardenkonzern weitere Eisen im Feuer. Die Biotech-Tochter Calico forscht an Lösungen, um den Alterungsprozess aufzuhalten, mit DeepMind hat Alphabet einen Fuß im Bereich Künstliche Intelligenz in der Tür. Darüber hinaus tritt das Unternehmen als Risikokapitalgeber auf und unterstützt mit Google Ventures zahlreiche Startups finanziell. Über genügend Arbeit dürfte sich der neue Hauptverantwortliche bei Alphabet, Sundar Pichai, also nicht beklagen.
Redaktion finanzen.at
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