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Deutlich geschrumpft 28.11.2023 17:19:00

SIGNA: Benkos Vermögen hat sich laut "Forbes" seit Sommer halbiert - Gesellschafter-Rochade bei SIGNA Holding

SIGNA: Benkos Vermögen hat sich laut "Forbes" seit Sommer halbiert - Gesellschafter-Rochade bei SIGNA Holding

Bezifferte das US-Nachrichtenmagazin Benkos Nettovermögen im Sommer 2023 noch mit rund 6 Mrd. US-Dollar (5,5 Mrd. Euro), waren es Ende November nur noch 2,8 Mrd. Dollar. Der 46-Jährige rutschte damit vom 425. auf den 1.105 Platz weltweit ab.

In die Berechnungen von "Forbes" fließt ein, wie viel die Anteile wert sind, die die jeweiligen Milliardärinnen und Milliardäre halten. Benkos Vermögen basiert daher vor allem auf dem Anteil, den Benko an SIGNA hält. Laut "Wirtschafts-Compass" hält die Familie Benko Privatstiftung direkt und indirekt rund 66 Prozent an der SIGNA Holding GmbH. Durch die im Herbst immer offensichtlicher gewordene Schieflage des Immobilienkonzerns sank somit auch der Wert von Benkos SIGNA-Anteil.

Wie hoch Benkos Vermögen abseits von SIGNA ist, ist nicht öffentlich bekannt. Medienberichte zufolge gehören ihm auch privat SIGNA-Immobilien, wie etwa das Luxusresort "Eden Reserve" am Ufer des Gardasees. Vergangene Woche wurde bekannt, dass Bilder von Picasso und Basquiat, die sich im Besitz von Benko befinden, zu Geld gemacht werden sollen. Auch für Benkos 62 Meter lange Yacht namens "Roma" fand sich bis Montag im Internet ein Inserat mit einem Verkaufspreis von 39,9 Mio. Euro.

In den vergangenen fünf Jahren war Benkos Vermögen von "Forbes" stets auf über viereinhalb Milliarden Dollar geschätzt worden. 2019 betrug es demnach 4,9 Mrd. Dollar, 2020 4,7 Mrd. Dollar, 2021 5,6 Mrd. Dollar und 2022 5,4 Mrd. Dollar.

Gesellschafter-Rochade in SIGNA Holding

Bei der in Schieflage geratenen Immobiliengruppe Signa ist es in einer zentralen Gesellschaft zu einer Rochade gekommen. Die Familie Benko 2017 Zwei GmbH trat demnach am 10. November ihren Anteil an der Signa Holding GmbH an zwei Schweizer Aktiengesellschaften namens Eugster/Frismag AG und AE Familienholding AG ab. Die Änderungen wurden laut Amtsblatt heute, Dienstag, im Firmenbuch eintragen. Die neuen Gesellschafter kommen zusammen auf einen Anteil von 11,5 Prozent.

Hinter Eugster/Frismag AG mit Sitz in Amriswil steht ein von Arthur Eugster gegründeter Hersteller von Kaffeemaschinen für Marken wie Jura, Melitta und Miele. Die AE Familienholding AG ist ebenfalls der Familie Eugster zuzurechnen. Die Schweizer Investorenfamilie galt schon bisher als beteiligt, deren Stimmrechte wurden laut Medienberichten aber bis zuletzt treuhänderisch von Signa-Gründer Rene Benko vertreten.

Die Familie Eugster erklärte am Dienstagnachmittag via PR-Agentur, dass ihre Anteile an der Signa Holding unverändert seien. Sie bestätigte, dass die Anteile bisher treuhänderisch von der "Familie Benko 2017 Zwei GmbH" gehalten wurden. "Diese Treuhandschaft wurde nun aufgelöst und die Anteile an die Eugster/Frismag AG und die AE Familienholding AG übertragen", hieß es in der Mitteilung.

Signa reagierte auf APA-Anfrage nicht.

Situation bleibt undurchsichtig bei SIGNA

Die Situation um die angeschlagene SIGNA-Gruppe bleibt undurchsichtig. Bis Dienstagnachmittag sind weder Informationen zu den kolportierten Gesprächen mit Investoren noch zu möglichen Insolvenzanträgen aus dem Unternehmen gedrungen. Die SIGNA und das Büro von Arndt Geiwitz waren für die APA nicht erreichbar. SIGNA-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner sowie der Chefkontrolleur der SIGNA-Unternehmen Prime und Development, Afred Gusenbauer, meldeten sich ebenso nicht zu Wort.

Die Unternehmensgruppe von Gründer Rene Benko benötigt dringend Kapital, um sich finanziell über Wasser zu halten. Schon am kommenden Donnerstag ist eine Anleihe in Höhe von 200 Mio. Euro fällig, bis Jahresende muss die SIGNA-Gruppe laut Medienberichten sogar 500 Mio. Euro aufstellen. Fündig könnte die SIGNA demnach beim US-Hedgefonds Elliott werden, die Gespräche über eine Finanzspritze dürften andauern. Die Zeit drängt: Sollte nicht bald eine Lösung gefunden werden, könnte der Gruppe bzw. damit verflochtenen Unternehmen laut weiteren Medienberichten die Insolvenz drohen.

Sollte es dazu kommen, wäre eine Insolvenz wohl auf Ebene der Holding anzumelden, vermutet der Insolvenzexperte Karl Heinz-Götze vom Gläubigerschutzverband KSV1870. Diesfalls könnte es zwar zu Folgepleiten bei den vielen mit der Holding verbundenen Unternehmen kommen, eine Art "Dominoeffekt" müsse dies aber nicht zwangsläufig nachziehen, so Götze im "Ö1-Mittagsjournal" am Dienstag. Inwieweit die Untergesellschaften betroffen wären, hänge in erster Linie von deren Finanzierung ab.

Keine Neuigkeiten gab es ferner zur bereits kommunizierten Insolvenz der deutschen Prime-Tochter SIGNA Real Estate Germany GmbH. Das Büro des zuständigen Insolvenzverwalters ließ die APA unter anderem zur Frage nach der Höhe der offenen Verbindlichkeiten wissen, dass derzeit keine weiteren Informationen vorliegen würden.

Thema geworden sind zuletzt auch ältere SIGNA-Beraterkosten. Der frühere SPÖ-Chef und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer ist seit 2010 amtierender SIGNA-Prime-Aufsichtsratschef sowie seit 2015 SIGNA-Development-Chefkontrolleur und soll der SIGNA Holding laut "News" für die Jahre 2020 bis Frühjahr 2022 Beraterhonorare in Höhe von gut 7 Mio. Euro in Rechnung gestellt haben.

Gusenbauer ist auch eines der prominenten und teils milliardenschweren Mitglieder des SIGNA-Beirats. Dort hat nach SIGNA-Angaben angeblich der Sanierer Geiwitz den Vorsitz angenommen, wie das Unternehmen das zuletzt darstellte. Doch gesicherte APA-Informationen besagen, dass Geiwitz diesen und auch den Vorsitz im SIGNA-Komitee erst übernimmt, wenn die dringend nötige Kapitalspritze von etwa einer halben Milliarde aufgestellt ist, die es angeblich dringend braucht. Nachdem die Homepage am Wochenende wegen "Wartungsarbeiten" nur mehr Impressum und Medienkontakte zeigte, ging diese Sonntagabend wieder online - inklusive Infos zu den Beiratsmitgliedern. Wie vor der "Wartung" wurde Geiwitz neuerlich als Beiratsvorsitzender genannt - doch Montag verschwanden justament die Angaben zum Beirat erneut.

Dem Bericht zufolge begann das Engagement Gusenbauers für SIGNA bereits kurz nach dessen Abschied aus dem Kanzleramt Ende 2008. Die Berater-Millionenhonorare sollen über eine Projektgesellschaft des Ex-Kanzlers verrechnet worden sein. Für Gusenbauers Firma sei jedoch im Gewerberegister - jedenfalls nach derzeitigem Stand - kein Eintrag vorhanden, schreibt die "Presse" (Dienstagsausgabe). Das werfe die Frage auf, ob während der fraglichen Zeiträume überhaupt eine Gewerbeberechtigung für das Erbringen solcher Beraterleistungen bestanden habe. Für SPÖ-Chef Andreas Babler ist die Frage nach innerparteilichen Konsequenzen für Gusenbauer wegen dessen Rolle im SIGNA-Konzern derzeit nicht "auf der größten Tagesordnung".

Gusenbauer ist neben SIGNA auch seit 2010 Aufsichtsratschef des Baukonzerns Strabag. "Wenn man diese Aufgabe ernst nimmt und nicht - wie das früher der Fall war - als Honoratiorenaufgabe betrachtet, hat man eine enorme Verantwortung und muss mit allen Stakeholdern permanent im Gespräch sein: Arbeitnehmern, Aktionären, Management, Öffentlichkeit", sagte Gusenbauer in einem Interview mit dem "Trend" im Jahr 2021. Man habe "auch einen Einfluss auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens".

Öffentlich nahm Gusenbauer zu seiner Tätigkeit für SIGNA selten Stellung und kommentierte die wirtschaftlichen Turbulenzen der Immobilien- und Handelsgruppe in den vergangenen Monaten in seiner Rolle als Chefkontrolleur nicht. Gegenüber dem Wirtschaftsmagazin beschrieb der ehemalige Bundeskanzler seine Arbeit für die SIGNA folgend: "Sie ist noch intensiver als in der Strabag. Ich bin dort nicht nur Chef des Aufsichtsrates und des Prüfungsausschusses, sondern vor allem auch des Investitionsausschusses. Jedes Projekt, jede Finanzierung, jede Kapitalmarktmaßnahme muss durch diesen Ausschuss, der für den Aufsichtsrat wöchentlich Beschlüsse fasst."

Als Ex-Politiker hatte Gusenbauer zu Beginn seiner Tätigkeit für SIGNA wenig Branchenkenntnis. "Es ist überwiegend Learning by doing. Am Anfang war das Immobiliengeschäft für mich fremd, aber wenn man ein entsprechendes ökonomisches Verständnis hat, ist es nicht so schwierig - das ist ja keine Raketenwissenschaft", sagte er dem "Trend". "Dennoch muss man in die Details hineingehen, aber das lernt man relativ rasch." Seine Politikvergangenheit sei in der Immobilienbranche "in jedem Fall kein Nachteil" gewesen. "Wenn du über politische Verbindungen verfügst, vor allem über internationale, und die Sprache der Politik spricht, dann bist du von vornherein auf einer anderen Gesprächsebene", erklärte Gusenbauer gegenüber dem Magazin. "Dann kann es schon sein, dass dich der Bürgermeister einer deutschen Großstadt anruft und sagt: 'Ihr seid der Bestbieter bei diesem oder jenem Projekt, du garantierst mir aber schon, dass das nicht eine Ruine wird, die ewig mit meinem Namen verbunden sein wird!'", so der Ex-Bundeskanzler.

APA

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Bildquelle: Gisela Schober/Getty Images,Sebastian Widmann/Getty Images,kan_chana / shutterstock.com
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