26.01.2009 17:00:00
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Siemens will im Atomgeschäft eigene Wege gehen: Weltweiter Boom-Markt
Die seit 2001 bestehende Kooperation zwischen Siemens und Areva umfasst den Bau von Atomreaktoren und die Kerntechnik. Als Junior- Partner mit einer Beteiligung von 34 Prozent fehlt es dem deutschen Konzern an unternehmerischen Gestaltungsmöglichkeiten und Mitspracherechten. Deutlich wird dieses Problem beim Bau des finnischen Reaktors Olkiluoto. Verzögerungen bei dem Projekt haben den Elektrokonzern bereits viel Geld gekostet.
MEHRERE WEGE OFFEN
"Es ist schwierig für Siemens, eine Perspektive für weiteres Geschäft zu finden", sagt ein Branchenexperte. Nach einem möglichen Ausstieg aus der Kooperation könnte der deutsche Elektrokonzern nun verschiedene Wege gehen - von neuen Partnerschaften bis hin zu möglichen Übernahmen. Potenzieller Kandidat für eine Kooperation soll dabei der russische Staatskonzern Atomenergoprom sein. Siemens hält sich dazu bislang bedeckt.
Der globale Markt gilt als vielversprechend. Bis 2030 sind nach derzeitigem Stand weltweit mehr als 400 neue Atomkraftwerke mit einem Projektvolumen von rund einer Billion Euro geplant. Alleine in China sollen bis 2020 rund 30 neue Meiler entstehen. Als Treiber für den Markt gilt neben dem wachsenden Energiebedarf und den begrenzten Ressourcen auch der Klimawandel. Energieriesen wie E.ON und RWE heben immer wieder die Rolle der Kernkraft bei der angestrebten Verringerung der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen hervor. So verkündeten die beiden deutschen Unternehmen erst kürzlich Pläne für den Bau neuer Atommeiler im europäischen Ausland.
ALTE TRÄUME WERDEN WIEDER WACH
In Paris lassen die Siemens-Pläne für einen Ausstieg bei Areva derweil alte Träume von einem französischen "Weltchampion" der Kernkraft neu erblühen. Doch noch ist nichts fest geregelt. Areva braucht Milliarden - und es gibt Sorgen wegen des Sinneswandels in Deutschland.
Noch Mitte 2007 hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit ihrem Veto das Drängen des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy gestoppt, Siemens aus Areva herauszudrängen. Der Franzose wollte, dass der Staatskonzern Areva eine Option zieht, 2011 den 34- Prozent-Anteil von Siemens am Atomreaktorbauer Areva NP zu übernehmen. Dann wollte Sarkozy Areva mit dem heimischen Siemens- Konkurrenten Alstom und dem Baukonzern seines Freundes Martin Bouygues verschmelzen. Der neue Gesamtkonzern könnte Atomkraftwerke vom Betonbau über die Reaktoren bis zur konventionellen Elektrotechnik komplett anbieten. Doch Sarkozy konnte sich nicht leisten, Merkel zu verärgern, das Projekt versandete.
Bei dieser Vorgeschichte hat die Meldung vom Sinneswandel von Siemens in Frankreich eingeschlagen wie eine Bombe. Schließlich hatte Siemens noch im September sein Interesse bekundet, "mehrere Milliarden Euro" in Areva zu investieren. In den kommenden acht Jahren allerdings darf Siemens laut Aktionärspakt den Franzosen keine Konkurrenz machen. Die Partnerschaft würde bei einem Ausstieg zum jetzigen Zeitpunkt allerdings erst 2012 auslaufen - ausreichend Zeit also für Verhandlungen, heißt es in Branchenkreisen./cs/hn/DP /ck
--- Von Christine Schultze und Hans-Hermann Nikolei, dpa ---
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