Ausblick bestätigt |
04.05.2017 12:53:00
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Siemens-Aktie trotzdem leichter: Siemens übertrifft bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen
Anders als bei Vorlage der Erstquartalszahlen erhöhte der Technologiekonzern seine Prognose nicht erneut, allerdings preist er jetzt die zu erwartenden Belastungen aus der Integration des übernommenen Softwarekonzerns Mentor Graphics und bei der gerade vollzogenen Fusion des eigenen Windenergiegeschäfts mit dem spanischen Konzern Gamesa ein. Siemens bezifferte die Belastung auf 30 bis 50 Basispunkte bei der Marge und auf 0,40 bis 0,60 Euro beim Ergebnis je Aktie. Jetzt bestehe hier mehr Klarheit, begründete Finanzvorstand Ralf P. Thomas die späte Berücksichtigung.
Siemens erwartet damit für 2017 weiterhin geringes Umsatzwachstum und eine Marge im industriellen Geschäft von 11 bis 12 Prozent. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie soll zwischen 7,20 und 7,70 Euro liegen.
Marktteilnehmer nannten die Zahlen stark, bemängelten aber, dass Siemens seine Ziele nicht angehoben hat. Angesichts der starken Auftragseingänge könnten einige Analysten auf die Idee kommen, ihre Umsatzprognose auf eigene Faust anzuheben, erklärten die Vertreter von Exane. Die Konsensschätzung für den Gewinn dürfte um 2 Prozent steigen, wenn der Markt der faktischen Anhebung folge, die in den berücksichtigten Lasten stecke. Die Siemens-Aktie gab bis zum Mittag in einem ## Gesamtmarkt um ## Prozent nach.
Starkes Gewinnwachstum im Kerngeschäft
Im industriellen Geschäft steigerte Siemens dank Verbesserungen in acht von neun Konzernbereichen sein Ergebnis um 18 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Dabei half allerdings auch ein positiver Sondereffekt aus der Anpassung von Pensionsplänen im Volumen von 138 Millionen Euro. Der Konzernumsatz stieg auf vergleichbarer Basis um 6 Prozent, wobei alle Sparten zu dem Wachstum beitrugen. Unter dem Strich blieben 1,458 Milliarden Euro Gewinn aus fortgeführtem Geschäft. Positiv entwickelte sich der Free Cashflow, der im industriellen Geschäft um knapp 500 Millionen auf 1,95 Milliarden Euro stieg.
Trotz der außergewöhnlich umfangreichen Großaufträge aus Ägypten, die das Vorjahr geprägt hatten, konnte Siemens anders als erwartet auch den Auftragseingang steigern - um nominal 2 Prozent. "Das ist eine wirklich starke Leistung", sagte Finanzvorstand Thomas. Ohne die Ägypten-Aufträge wäre der Auftragseingang um 17 Prozent gestiegen. Die Book-to-bill-Ratio deutet mit 1,12 Prozent auf starkes künftiges Wachstum hin. Der Auftragsbestand erreichte mit 117 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau.
Analysten hatten Siemens nach Daten von Factset im Schnitt 4 Prozent Umsatzwachstum, 2 Prozent mehr Nettogewinn und 4 Prozent rückläufige Auftragseingänge zugetraut.
Kaeser: "Es gibt noch viel zu tun"
Der Mitte 2014 eingeleitete Konzernumbau "Vision 2020" zeigt damit weitere Erfolge. Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser erklärte, Siemens habe sich erneut "besser entwickelt als die Märkte". In der zweiten Jahreshälfte stünden die Integration von Mentor Graphics und der Erfolg von Siemens Gamesa im Vordergrund, in die der DAX-Konzern für eine 59-prozentige Beteiligung sein Geschäft mit Erneuerbaren Energien eingebracht hat.
Kaeser versprach, auch "die operative Leistungsfähigkeit genau im Auge" zu behalten. Es gebe "noch viel zu tun". Nach Darstellung von Finanzvorstand Thomas kommt Siemens bei der Verbesserung von Geschäften, die hinter der Leistungsfähigkeit von Wettbewerbern zurückgeblieben waren, aber voran. Auch bei der Projektabwicklung - lange eine Achilles-Ferse - verstetigt sich der positive Trend. Im sechsten Quartal in Folge fielen keine der in früheren Jahren gefürchteten "Charges" mehr an.
Besonders gut lief es für Siemens in der Sparte Digital Factory, die sich auf die Digitalisierung der Industrie spezialisiert hat und ein Drittel mehr Gewinn sowie eine Marge von 18,2 Prozent ablieferte. Das zuletzt 29-prozentige Wachstum im kurzzyklischen Geschäft in China stimme ihn zuversichtlich, dass der Schwung auch im dritten und vierten Quartal anhalten werde, sagte der Finanzchef.
Bis auf Process Industries & Drives lagen alle Sparten bei der Marge im oder über dem Zielband. Doch auch bei der Antriebssparte verbesserte sich die Rentabilität. Allerdings warnte der Finanzchef vor zu hohen Erwartungen. Die Annahme einer Rückkehr in den Margenkorridor binnen Jahresfrist nannte er "extremst optimistisch". Im Kraftwerksbereich Power & Gas wirkten Sondereffekte aus dem Vorjahr dämpfend. Während hier Marge und Auftragseingänge fielen, legte die Rentabilität in Wind Power and Renewables auf ein zweistelliges Niveau und die Auftragseingänge um fast die Hälfte zu.
"No Comment" zu Bombardier
Zu Berichten, wonach Siemens über einen Kauf des europäischen Eisenbahngeschäfts von Bombardier verhandelt, wollte sich Finanzvorstand Thomas nicht äußern. Angesichts der Entwicklung der Wettbewerbskräfte in dem Markt könne die Konsolidierung nicht stehen bleiben, sagte er mit Blick auf den neuen Branchenriesen China Railway Rolling Stock Corp, der im vergangenen Jahr durch eine Fusion entstanden war. Kartellrechtlich müssten deshalb etwaige weitere Bahn-Zusammenschlüsse auf Weltmarktebene betrachtet werden und nicht im Hinblick auf regionale Einzelmärkte, forderte Thomas.
Dass Siemens hier nicht untätig bleiben wird, hatte der Finanzvorstand im März auf einer Bankenkonferenz durchblicken lassen. Es sei ausgeschlossen, dass Siemens ein Opfer der zu erwartenden Konsolidierung, sagte er mit direktem Verweis auf den Eisenbahnmarkt. Die Fusion der Windsparte mit Gamesa habe gezeigt, dass man auch ohne vollständigen Zukauf einiges erreichen könne.
Über Healtineer-Börsennotierung noch nicht entschieden
Wann der im Spätherbst angekündigte Teilbörsengang der Gesundheitstechnik kommen wird, ließ der Siemens-Manager allerdings offen. Für die Sparte Healtineers "prüfen wir noch einige sehr interessante Alternativen", sagte Thomas. Eine Verzögerung in diesem Prozess gebe es nicht, versicherte er aber. Das "Auskonkretisieren der Alternativen läuft auf Hochtouren". Siemens stehe bei dem Projekt aber nicht unter Zeitdruck.
Siemens will den im Mai 2015 ausgegliederten hochrentablen Bereich mit einem Jahresumsatz von zuletzt bald 14 Milliarden Euro anders als die Lichtsparte Osram unter dem Dach des Konzerns fortführen. Wann Siemens seine Beteiligung an Osram weiter senken wird, dazu gab es keinerlei Hinweise.
Analystenstimmen zur Siemens-Bilanz
Sowohl die Analysten der Schweizer Großbank UBS als auch von der britischen Bank Barclays äußerten sich positiv über die Zahlen, waren aber nicht enthusiastisch. UBS-Analyst Markus Mittermaier sprach von einem weiteren guten Jahresviertel und hob insbesondere den starken Auftragseingang hervor. Die Barclays-Experten lobten vor allem die Geschäftsentwicklung im Industrie-Segment, die deutlich über den Erwartungen gelegen habe. Entgegen ihrer Annahme habe sich aber an der Zielsetzung für den Jahresgewinn je Aktie nichts geändert, monierten sie, was Analyst Daniel Cunliffe vom Analysehaus Liberum jedoch anders sieht:
De facto habe Siemens die Jahresziele um 7 Prozent angehoben, schrieb er. Denn zwar sei die Unternehmensprognose für das Ergebnis je Aktie (EPS) von im Mittel 7,5 Euro für das Geschäftsjahr 2017 unverändert geblieben, doch inbegriffen seien nun etwa 0,50 Euro je Aktie an zusätzlichen Kosten. Das bedeute letztlich im Mittel ein EPS von 8,00 Euro und liege 2 Prozent über der aktuellen Konsensschätzung. Da Siemens zudem normalerweise konservative Prognosen abgebe, sei sogar eher mit einem Ergebnis je Aktie von 8,30 Euro zu rechnen, wenn die obere Spanne des Unternehmensziels zugrunde gelegt werde.
Die Siemens-Aktionäre trennen sich am Donnerstag vermehrt von ihren Investments und schicken die Anteilsscheine zeitweise rund 1,2 Prozent in die Verlustzone.
Von Olaf Ridder
MÜNCHEN (Dow Jones)/dpa-AFX
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