Im Aufwind 23.03.2024 23:20:00

Sea-Aktie: Das ist das Amazon Südostasiens

Sea-Aktie: Das ist das Amazon Südostasiens

• Sea erobert den südostasiatischen Markt
• Sea-Aktie noch günstig bewertet
• Neuer Fokus auf Wachstum lässt Großes hoffen


Sicherlich gibt es viele Anleger, die sich wünschten, sie wären schon vor ihrem großen Durchbruch bei Tech-Riesen wie NVIDIA, Meta oder auch Amazon eingestiegen. Denn auch die ganz Großen haben einmal klein angefangen und sich Stück für Stück weiter entwickelt. Die große Schwierigkeit liegt natürlich darin, das Potenzial eines Unternehmens zu erkennen und auch in schwierigen Zeiten durchzuhalten.

Was dabei helfen kann, einen neuen Star von Morgen zu erkennen, ist ein Blick in die Geschichte der heutigen Tech-Giganten. So hat The Motley Fool einige Parallelen zwischen den Anfängen des heutigen E-Commerce-Giganten Amazon und dem noch deutlich weniger bekannten Online-Handelsunternehmen Sea aus Singapur festgestellt. Könnte es sich bei Sea um so etwas wie das neue Amazon handeln?

Viele Standbeine

Jeff Bezos gründete Amazon einst aus seiner Garage heraus und startete als ein Online-Buch-Versand, der sich sukzessive zu dem Versandriesen entwickelte, der er heute ist. Noch immer machen Online-Verkäufe den Großteil des Geschäfts des Online-Riesen aus. Dennoch hat sich der Tech-Konzern im Laufe seiner Unternehmensgeschichte auch weitere Standbeine außerhalb seines Kerngeschäfts aufgebaut, wie beispielsweise das Cloudgeschäft AWS, welches im Geschäftsjahr 2023 Nettoverkäufe in Höhe von 90,757 Milliarden US-Dollar generierte.

Sea zählt drei Sparten

Einen ähnlichen Weg schlägt auch Sea ein. Denn auch das Internet-Verbraucher-Unternehmen aus Singapur pirscht sich in andere Regionen abseits des Online-Handels vor. So geht aus dem Geschäftsbericht des Unternehmens hervor, dass sich die Einnahmen von Sea aus den Teilen E-Commerce, Digital Financial Services und Digital Entertainment zusammensetzen.

Shopee - das südostasiatische Amazon

Sea ist in südostasiatischen Märkten tätig, wo sich der Online-Handel noch in einer früheren Entwicklungsphase befindet und noch nicht so weit vorangeschritten ist wie beispielweise in den USA und Europa. Den Bereich Online-Handel deckt Sea über seine Online-Shopping-Plattform Shopee ab. Wie aus der Unternehmensseite hervorgeht, bedient die Plattform hier die Länder Taiwan, Vietnam, Thailand, die Philippinen, Malaysia, Singapur, aber auch Brasilien, Mexiko, Kolumbien und Chile. Wie der Geschäftsbericht für das Jahr 2023 zeigt, hat Sea mit der E-Commerce-Sparte 9 Milliarden US-Dollar (GAAP) eingenommen, 23,5 Prozent mehr als noch im Jahr davor. Ähnlich wie Amazon in diesem Stadium konzentrierte sich auch Sea jüngst besonders darauf, Logistik-Kosten zu senken und die Lieferzeiten zu verkürzen.

Garena - Seas eigener Spieleentwickler

Im Segment Digital Entertainment verfügt Sea über den Spieleentwickler Garena, wobei Garena ein breites Produktportfolio bietet, wie es auf der Unternehmenswebseite heißt. So bietet die Sparte eigene Spiele an, ermöglicht jedoch auch die Organisation von E-Sports-Ereignissen und bietet mit Garena Platforms eine eigene Spiele-Plattform für PC und Handy an. Insgesamt kann der Unterhaltungsbereich Seas jedoch nicht mit den anderen Sparten mithalten. So betrugen die (GAPP)-Einnahmen in 2023 2,2 Milliarden US-Dollar nach 3,9 Milliarden US-Dollar im Vorjahr.

Sea Money - Seas Digitale Finanzdienstleistungen

Mit Sea Money hat sich das Unternehmen ein Standbein im FinTech-Sektor aufgebaut. So können auch Nutzer der Online-Handelsplattform Shopee mit dem eigenen Bezahldienst ShopeePay bezahlen. Die Bezahl-Option wird in Indonesien, Singapur, Malaysia, Vietnam, den Philippinen und Thailand angeboten. Darüber hinaus bietet SeaMoney noch weitere Optionen wie Mikrokredite im Stil von Buy-Now-Pay-Later-Optionen und Digitales Banking an. Die Digitale Finanzsparte hat 2023 einen GAAP-Umsatz von 1,8 Milliarden US-Dollar eingebracht, was einem Plus von 44 Prozent im Vergleich zu 2022 entspricht.

Sprung in die Gewinnzone gelungen

Alles zusammen genommen verzeichnete Sea in 2023 einen Rekordumsatz in Höhe von 13,1 Milliarden US-Dollar, auch wenn sich das Wachstum des Internet-Unternehmens von 127 Prozent in 2021, 25 Prozent in 2022 auf nun mehr fünf Prozent deutlich verlangsamte. Dennoch setzte der asiatische Amazon-Rivale im letzten Jahr alles daran, seine Kosten zu senken und den Sprung in die Gewinnzone zu schaffen - mit Erfolg. Der Nettogewinn belief sich 2023 auf 162,7 Millionen US-Dollar. Im Vorjahr stand hier noch ein Verlust von satten 1,6 Milliarden US-Dollar.

Sea-Aktie noch günstig bewertet

Im Gegensatz zur Amazon-Aktie ist das Sea-Papier auch deutlich günstiger zu haben. Nicht nur preistechnisch, sondern auch, was die Bewertung angeht. Die Marktkapitalisierung Seas beläuft sich auf rund 33 Milliarden US-Dollar. Gemessen am Umsatz von 13,1 Milliarden US-Dollar ergibt sich daraus ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von rund 2,52. Je niedriger die Kennzahl, desto günstiger ist die Aktie bewertet. Zum Vergleich: Amazons Kurs-Umsatz-Verhältnis belief sich zum Jahresende 2023 auf 2,77.

Mehr Wachstum birgt großes Potenzial

The Motley Fool schätzt, dass die Sea-Aktie noch ein starkes Aufwärtspotenzial aufweist, wenn es das Unternehmen schafft, wieder höhere Wachstumsraten vorzuweisen. So rechnet Redakteur Anthony Di Pizio vor, dass der Internet-Experte bis 2034 einen jährlichen Umsatz von 81 Milliarden US-Dollar generieren könnte, wenn er sein durchschnittliches Wachstum in den nächsten zehn Jahren auf 20 Prozent steigern könnte. Gemessen an dem aktuellen Kurs-Umsatz-Verhältnis von 2,52 würde dies einer Marktkapitalisierung von rund 204 Milliarden US-Dollar entsprechen. Hier gäbe es auch noch mehr Raum nach oben, wenn zum Beispiel die wirtschaftlichen Bedingungen günstig sind.

Natürlich, gibt Di Pizio zu bedenken, handel es sich hierbei lediglich um ein Szenario. Schließlich sei eine Rückkehr der Wachstumsrate auf 20 Prozent keine Kleinigkeit und dürfe hierbei die größte Hürde darstellen. Allerdings würden sich die Sparten Online-Handel und Digitale Finanzen schon jetzt mit starken Raten entwickeln.

Sea will weiter wachsen

Schon im August 2023 erklärte Sea-CEO Forrest Li im Rahmen der damaligen Zahlenvorlage, dass man "Investments in Wachstum wieder beschleunigen" wolle, wie ihn CNBC zitiert. Phillip Securities Research-Analyst Jonathan Woo kommentierte gegenüber dem Nachrichtenportal, dass der neue Wachstums-Fokus auch der Tatsache geschuldet sein dürfte, dass das Unternehmen nicht an Marktanteil verlieren wolle. Hier würden die Online-Plattformen Lazada, hinter der Alibaba steht, und Tokopedia, welches sich mittlerweile mit dem TikTok Shop zusammengetan hat, zu ernstzunehmenden Konkurrenten werden. "Unserer Ansicht nach könnte der neue Fokus durch den Wettbewerb und die Positionierung von Sea im Hinblick auf eine Zunahme der Verbraucherausgaben sowie den Ausbau von Live-Streaming und interner Logistik getrieben sein", kommentierten JPMorgan-Experten gegenüber CNBC im August 2023.

Im Zuge der Zahlenvorlage Anfang März 2024 unterstrich das Internet-Unternehmen auch selbst, dass es mit Bezug auf die Online-Plattform Shopee auch in 2024 den Marktanteil verteidigen wolle.

Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 kamen auch bei der DBS Bank gut an, insbesondere aufgrund des "ziemlich positiven und überraschenden" Ausblicks, wie Sachin Mittal gegenüber CNBC verlautete.

Sea schätzt, dass das Bruttowarenvolumen von Shopee im Geschäftsjahr 2024 ein Wachstum "im hohen Zehnerbereich" erreichen kann. In 2023 hatte die Wachstumsrate hier bei sieben Prozent gelegen. Zudem soll die Online-Plattform in der zweiten Jahreshälfte 2024 ein positives bereinigtes EBITDA erreichen.

So verpasste die Bank dem Sea-Anteilsschein ein Buy-Rating und ein Kursziel von 75 US-Dollar. Wedbush Securities reagierte auf die Zahlen mit einer Kurszielerhöhung von 45 auf 72 US-Dollar und beließ das Rating bei "Overweight".

Insgesamt kann die Sea-Aktie seit Jahresbeginn auf eine positive Entwicklung zurückblicken. So ging es in 2024 bisher 38,25 Prozent aufwärts auf 55,99 US-Dollar. Ob der Aufwärtstrend jedoch weiter anhalten wird und sich das Internet-Unternehmen aus Singapur auch tatsächlich zu einem neuen Amazon wird entwickeln können, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: Piotr Swat / Shutterstock.com,Benny Marty / Shutterstock.com

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