Währungen steigen zunächst 29.01.2014 10:17:43

Schwellenländer atmen nach Zinssprung in Türkei offenbar durch

Am späten Vorabend hatte die türkische Notenbank sich mit einem geldpolitischen Kraftakt gegen den drastischen Kursverfall der Lira gestemmt - ein Schritt, den viele Experten als überfällig ansahen, der in seiner Heftigkeit aber überraschte.

Die Notenbank CBRT hatte nach einer Krisensitzung in Ankara den Leitzins von bisher 4,50 auf 10,00 Prozent angehoben. Auch die Zinssätze für Übernacht-Kredite und -Ausleihungen stiegen massiv. Die türkische Lira, die seit Jahresbeginn unter heftigem Abwertungsdruck stand, kletterte zwischenzeitlich um 4,1 Prozent zum US-Dollar und machte damit den größten Kurssprung seit 2008. SCHWELLENLÄNDER-WÄHRUNGEN IM AUFWIND

Auch andere Schwellenländer-Währungen, die zuletzt stark unter Druck standen, legten kräftig zu. Der südafrikanische Rand stieg zeitweise um 1,2 Prozent zum Dollar. Südkoreas Won verzeichnete den stärksten Kursanstieg seit vier Monaten. Indiens Rupie und Indonesiens Rupiah kletterten ebenfalls deutlich. Der argentinische Peso und der brasilianische Real konnten sich weiter stabilisieren.

Der breite Schwellenländer-Aktienindex "MSCI Emerging Markets" zog in der Nacht um 1,2 Prozent auf 944,90 Punkte an - so stark wie seit Mitte November nicht mehr. Auch die Aktienmärkte in Europa, Asien und den USA reagierten nach dem türkischen Zinssprung erleichtert. Darren Clarke, Händler beim Broker Gekko Markets, sieht dadurch das zuletzt erschütterte Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Schwellenländer wieder deutlich gestärkt. Am Vortag hatte bereits die indische Notenbank überraschend die Zinsen angehoben. AKTIENMÄRKTE REAGIEREN ERLEICHTERT

Die Wall Street konnte nach der Zinsentscheidung ihre Gewinne verteidigen und lieferte den asiatischen Börsen damit eine positive Vorgabe. Die Kurse zogen vor allem in Japan deutlich an. Die europäischen Märkte griffen den Trend am Mittwochmorgen auf und starteten fest in den Handel. Der Dax (DAX) zog im frühen Handel um 1,30 Prozent an, für den Eurostoxx 50 (EuroSTOXX 50) ging es um 1,15 Prozent aufwärts.

Sichere Anlagen wie Bundesanleihen waren entsprechend weniger gefragt. Der für die deutschen Staatstitel richtungsweisende Euro-Bund-Future fiel am Morgen um 0,11 Prozent auf 142,31 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg im Gegenzug auf 1,786 Prozent. Der Preis pro Feinunze (etwa 31 Gramm) Gold fiel leicht zurück auf 1253 Dollar. EXPERTEN BEGRÜSSEN GELDPOLITISCHE MASSNAHMEN

Nicht nur die Finanzmärkte, auch Experten begrüßten die Maßnahmen der türkischen Notenbank. "Dies war absolut notwendig, um einerseits die Inflationsgefahren einzudämmen und andererseits die Finanzierung des hohen Leistungsbilanzdefizits zu gewährleisten", sagte Thu Lan Nguyen von der Commerzbank.

Die türkische Währung befand sich in den vergangenen Wochen im freien Fall. Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan steht wegen eines Korruptionsskandals mit dem Rücken zur Wand. Hinzu kommt die starke Abhängigkeit des Landes von ausländischem Kapital, was sich in hohen Handelsdefiziten spiegelt. Die Inflation liegt mit 7,4 Prozent auf hohem Niveau. BILLIGGELD-ENTZUG DER US-NOTENBANK FED

Erschwerend kommt für die Türkei wie für viele andere Schwellenländer die Politik der US-Notenbank Fed hinzu. Weil die Fed ihre Flut billigen Geldes drosselt, ziehen Investoren in großem Maßstab Mittel aus den Regionen ab, die in den vergangenen Jahren von der Liquiditätsschwemme profitiert hatten. Am Abend werden die US-Währungshüter ihren geldpolitischen Kurs bestimmen.

Ökonomen rechnen mit einer weiteren Einschränkung der Dollarflut. Die zur Konjunkturstützung aufgelegten Anleihekäufe der Fed dürften nach Einschätzung der meisten Volkswirte von derzeit 75 Milliarden Dollar pro Monat auf 65 Milliarden Dollar reduziert werden. Bereits im Dezember hatte die Notenbank eine Einschränkung um zehn Milliarden Dollar beschlossen.

/hbr/stb/fbr

FRANKFURT/ANKARA (dpa-AFX)

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