15.12.2015 21:32:37

Schwäbische Zeitung: Verharmlosung ist fehl am Platz - Leitartikel zur Festnahme von Sven Lau

Ravensburg (ots) - Als Salafisten im September 2014 als "Scharia-Polizei" durch Wuppertal zogen und junge Muslime auf ihre angeblichen Glaubenspflichten hinwiesen, gab es unterschiedliche Reaktionen. Während Politiker die Aktion scharf kritisierten, gab es auch beschwichtigende Worte, die vor einer Dramatisierung warnten und der Politik Alarmismus vorwarfen angesichts von ein paar jungen Männern, die Glaubensbrüdern ja nur ein paar Tipps für ihr religiöses Verhalten geben würden. Und erst vor einigen Tagen lehnte das Landgericht Wuppertal die Eröffnung eines von der Staatsanwaltschaft beantragten Strafverfahrens gegen eben jene Salafisten ab. Ein Verstoß gegegen das Uniformverbot liege nicht vor, zudem sei von den Männern keine einschüchternde, militante Wirkung ausgegangen.

Dass vor allem Letzteres vielleicht nicht ganz zutrifft, wurde jetzt deutlich. Die Führungsfigur der "Scharia-Polizei", Sven Lau, wurde auf Geheiß der Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der Unterstützung einer IS-nahen Organisation festgenommen. Die vermeintlich harmlosen jungen Männer stehen plötzlich als Terrorunterstützer da. Das Beispiel zeigt vor allen Dingen, dass der Sinnspruch "Wehret den Anfängen", für Radikale aller Couleur gilt. Und es ist keineswegs überraschend. Es gibt zwar Salafisten, die lediglich ihre Religion konservativ-streng leben. Es gibt aber auch solche, die missionieren, andere Menschen zu radikalisieren versuchen und teils sogar offen aggressiv und gewalttätig auftreten.

Völlig fehl am Platz ist deshalb eine Verharmlosung der Männer mit den langen Bärten. Gerade Sven Lau gilt eher als der kumpelhafte Typ, der junge Muslime auf die nette Tour zu beeinflussen suchte. Jetzt steht der Verdacht im Raum, dass er mit dieser Masche islamistische Kämpfer ins Ausland vermittelt hat. Das alles zeigt: Gerade weil der Salafismus in seiner schärfsten Ausprägung auch Nachwuchs für Terrororganisationen rekrutiert, muss die Überwachung durch den Verfassungsschutz, die bereits praktiziert wird, noch intensiviert werden.

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