15.03.2016 23:12:39

Schwäbische Zeitung: Moskau spielt Krieg und Frieden - Kommentar zu Syrien

Ravensburg (ots) - Putin ordert seine Militärs aus Syrien zurück. Die Hilfe für Assad ist schneller beendet als die meisten Analysten es erwartet haben. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt.

In Genf haben neue Friedensgespräche für das Bürgerkriegsland begonnen, der Kremlchef verkauft den Abzug als seinen Beitrag zur politischen Regelung des Syrienproblems. Allerdings ist Russland Kriegspartei, die wahllos den Islamischen Staat, die syrische Opposition und auch Zivilisten angegriffen hat. Somit kann Moskau nicht als Vermittler agieren. Ohnehin sagt Putin aber nur einen Teil der Wahrheit.

Der andere Teil ist, dass sein wirtschaftlich geschwächtes Land nicht in der Lage wäre, die kostspielige und logistisch schwierige Militäroperation in Syrien noch viel länger zu führen - zumal es für Moskau dort nicht mehr viel zu gewinnen gab. Die Atommacht war in den "Luftkrieg gegen die Terroristen" eingetreten, um das Regime des Verbündeten Assad zu stabilisieren und um sich im Nahen Osten als Gegengewicht zu den USA ins Spiel zu bringen. Beide Ziele sind erreicht, jetzt nutzt Putin die erstbeste Chance, um die riskante Operation zu beenden.

Und noch etwas steckt hinter dem abrupten Kurswechsel: der Wunsch, den Westen zu überrumpeln und damit die Initiative zu ergreifen. Diese auch in der Ukraine getestete Taktik scheint ein fester Bestandteil der außenpolitischen Strategie Moskaus zu werden. Es mag Putin eine Freude bereiten, andere Regierungen zu düpieren. Damit zeigt er allerdings der Welt auch, dass sein Land derzeit kein verlässlicher Partner sein kann.

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