23.06.2014 20:12:58
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Schwäbische Zeitung: Leitartikel - Iraks gescheiterte Demokratie
Es ist obendrein von nationaler Tragik, wie ein Land mit einer hochstehenden Kultur - Babylon, das Symphonieorchester von Bagdad, die Sumpfaraber am Tigris - in den Abgrund stürzt. Mehr als 100 000 Zivilisten sind seit dem Ende der Diktatur im Irak ums Leben gekommen.
Es war Saddam Hussein, der seine brutale Herrschaft über 24 Jahre immer damit begründet hat, dass die Menschen im Irak nur mit Härte in eine Nation geformt werden könnten. Der Vormarsch der Aufständischen von Isis, dem Islamischen Staat im Irak und in Syrien, könnte so wirken, als habe der Potentat recht gehabt. Doch in Wahrheit hatte der Irak nie Zeit, sich an die neuen Freiheiten zu gewöhnen.
Das offizielle Leitmotiv für die amerikanische Intervention im Jahr 2003 waren das Ende der Diktatur Saddams und die Segnungen der Demokratie für über 30 Millionen Menschen an Euphrat und Tigris. Niemand bestreitet, dass der Sturz des Diktators damals dem Land gutgetan hat. Doch die Demokratie nach amerikanischer Lesart hat den Irakern lediglich die blutige Rache der ehedem Unterdrückten beschert.
Es hat Vorläufer von Isis gegeben, die so brutal waren, dass selbst der Chef des Terrornetzwerkes al-Kaida, Osama bin Laden, sich von ihnen distanzierte. Diese Vorläufer von Isis verloren irgendwann die Unterstützung der Bevölkerung. Ähnliches könnte Isis in den nächsten Monaten passieren, wenn die Iraker sich gegen die Terroristen wenden.
Der Staat Irak aber zerfällt weiter. Die Bedrohung für die Region vom östlichen Mittelmeer bis nach Teheran bleibt.
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