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09.11.2014 17:32:58

Schwäbische Zeitung: Kommentar: Deutsche Aufgaben

Ravensburg (ots) - Jede schöne Party ist mal vorbei, auch die zum Jahrestag des Mauerfalls: Biermann hat gesungen, leuchtende Ballons sind in den Himmel über Berlin gestiegen. Michail Gorbatschow will heute Angela Merkel besuchen, vermutlich wird er im Kanzleramt seine Warnung vor einem neuen Kalten Krieg zwischen Ost und West wiederholen.

Wenn die Freude über den Glücksfall Mauerfall eines klargemacht hat, dann ist es die Verantwortung, die Deutschland aus diesem Wunder erwächst. Gibt es eine Nation auf der Welt, die in der überschaubaren Gegenwart etwas Vergleichbares erlebt hat? Möglich gemacht haben Mauerfall und Deutsche Einheit die Demokratiebewegung in der DDR, die Kirchen in Ostdeutschland, vor allem aber die polnische Gewerkschaft Solidarnosc und der letzte Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Michail Gorbatschow.

Anders als vor 25 Jahren hoffen heute europäische und amerikanische Partner auf ein Deutschland, das sich aktiver einbringt. Nicht nur mit seinen stets willkommenen Euros, sondern auch mit der Gestaltung von Politik, durch das Nachdenken über Krisen in der Ukraine, im Nahen Osten, am Hindukusch, in Westafrika. Einiges ist in Bewegung gekommen, nicht zuletzt durch den Bundespräsidenten und seine Forderung, dieses Land möge nicht mehr abseits stehen. Die Bundeskanzlerin macht derzeit mehr Außenpolitik, als dass sie sich um Nationales kümmert. Ihr Außenminister ist seltener in Berlin als seine Vorgänger, weil er zwischen Kinshasa, Wien und Ramallah unterwegs ist.

Der Mauerfall vor einem Vierteljahrhundert habe, schreibt das britische Magazin "The Economist", ein weltweites Versprechen auf Freiheit symbolisiert. Das steinerne Monstrum in Berlin teilte nicht nur eine Stadt und ein Land, sondern einen Kontinent und die Welt. Dass es Deutschland heute gut geht, vielen anderen aber nicht, ist darum Mahnung zur Demut und Auftrag zum Handeln. Natürlich für die Regierung in Berlin, aber vor allem für die Menschen, die in diesem Land leben.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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