26.09.2017 23:47:56

Schwäbische Zeitung: Die Jagd ist eröffnet - Leitartikel zur AfD

Ravensburg (ots) - Seine AfD-Fraktion werde sie jagen, hat Alexander Gauland der kommenden Bundesregierung ausreichend martialisch angedroht. Nun, so wie es im Moment ausschaut, finden die ersten Jagden zunächst einmal innerhalb der Alternative für Deutschland statt. Frauke Petry und ihr Ehemann Marcus Pretzell treiben Gauland, Alice Weidel und Jörg Meuthen vor sich her. Oder ist es umgekehrt? Das Bild, das die AfD zwei Tage nach ihrem Wahlerfolg abgibt, ist verheerend. Viele Beobachter haben solche chaotischen Zustände durchaus erwartet. In diesem Fall handelt es sich aber offenbar um ein Chaos mit Ansage.

Bereits im April hat das Recherchezentrum "Correctiv" von Plänen für eine erneute Spaltung der AfD nach den Wahlen in Nordrhein-Westfalen und im Bund berichtet. Ausgestattet mit den Mandaten - und auch mit den personellen und finanziellen Mitteln - aus den Parlamenten wolle das Lager um Petry und Pretzell die AfD-Fraktionen verlassen und eine neue Partei gründen, schrieb "Correctiv". Was sich an den beiden vergangenen Tagen in der AfD abgespielt hat, spricht für die Qualität der Recherche. Und es spricht Bände über die Unfähigkeit dieser AfD, eine echte realpolitische Alternative rechts der Union zu sein.

Knapp 5,9 Millionen Menschen haben am Sonntag die AfD gewählt. Nur eine Minderheit von ihnen hat dies getan, weil ihr die völkisch-rassistischen Ausfälle einer Reihe von Parteigranden gefallen. Die Mehrheit der AfD-Wähler sind keine Rechtsextremen. Es sind Menschen, die die konservative Politik der früheren CDU vermissen und der angeblich gemäßigten Parteichefin Frauke Petry geglaubt haben, ihre AfD stünde dafür.

Bleiben wird nach den Jagdszenen in der AfD-Fraktion wohl ein weitgehend marginalisiertes Lager um Frauke Petry, eine größere Gruppe, die weiter auf eine bösartig-destruktive Politik gegen eine vorgebliche Überfremdung setzen wird. Und es bleiben vor allem viele AfD-Wähler, die ernüchtert feststellen müssen, dass mit ihren Stimmen Schindluder getrieben wird.

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Pressekontakt: Schwäbische Zeitung Redaktion Telefon: 0751/2955 1500 redaktion@schwaebische-zeitung.de

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