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13.02.2020 17:52:03
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Schneider Electric will RIB Software in Milliardendeal übernehmen - RIB-Aktie +41 Prozent
Der geplante Angebotspreis liegt 40 Prozent über dem Aktienschlusskurs am Mittwochabend - am Donnerstag legte das Papier entsprechend um gut 41 Prozent auf 29,16 Euro zu. Der Plan mache strategisch für Schneider Sinn, schrieb RBC-Analyst Wasi Rizvi. Die Bewertung von RIB Software liege im branchenüblichen Bereich.
RIB Software mit Sitz in Stuttgart ist mit seinen über 2700 Mitarbeitern spezialisiert auf Bausoftware für Planer, Architekten und Bauunternehmen und konzentriert sich vor allem auf die Bausimulation und -ausführung. Schneider Electric ist vor allem in der Elektrotechnik und der Industrieautomatisierung stark. Der Konzern hat weltweit mehr als 137 000 Mitarbeiter.
Schneider will mit dem Zukauf seine Kompetenzen in der Digitalisierung für den Maschinenbau und die Bauwirtschaft ausbauen, wie Vorstandschef Jean-Pascal Tricoire sagte. In den letzten Jahren haben Industrieunternehmen verstärkt kleinere Softwareunternehmen übernommen, um einen Fuß in die Tür attraktiver Wachstumsbereiche zu bekommen, da sich die Kundschaft in Richtung digitale Technologien wandelt. So hat unter anderem der Siemens-Konzern verstärkt bei Softwareunternehmen zugegriffen.
In einer gemeinsamen Telefonkonferenz machten die Manager der Unternehmen klar, dass sie ohnehin mit den gleichen Kunden sprechen. Schneider Electric hatte vor einigen Jahren den britischen Anbieter Aveva übernommen, um den industriellen Kunden eine Softwarebasis für den Betrieb ihrer Anlagen bieten zu können. Nun wollen die Franzosen mit der Übernahme das Angebot für die Bauwirtschaft ausbauen. Materielle Kosten für die Integration von RIB Software seien nicht zu erwarten, hieß es vom Schneider-Management.
Der Verwaltungsrat von RIB Software unterstützt das Angebot, das eine Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent beinhaltet. Aufseher müssen dem Vorhaben noch zustimmen, auch bei der US-Investitionskontrolle CFIUS soll laut Schneiders Finanzchef Emmanuel Babeau ein Antrag gestellt werden. Den Abschluss der Übernahme erwarten die Unternehmen im zweiten Quartal dieses Jahres. Schneider wolle das Wachstum von RIB unterstützen, hieß es. Ein Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag sei gegenwärtig nicht geplant.
Schon seit geraumer Zeit ist eine Übernahme von RIB Software im Gespräch. Bereits Mitte vergangenen Jahres hatte Chef Wolf bekannt gemacht, dass er mit Investoren über eine neue Strategie spricht. Wolf ist bisher auch Hauptaktionär des Unternehmens. Er und Finanzchef Michael Sauer sollen nach der Transaktion gemeinsam weiter knapp 9 Prozent der Anteile halten. Bis zum Ende ihrer Verträge 2022 sollen die Manager an Bord bleiben. Bisher besitzt Wolf mit seiner Familie knapp 17 Prozent. Schneider hat sich bereits den Zugriff auf 16 Prozent der Aktien gesichert.
RIB hat unterdessen im vergangenen Jahr erneut ein kräftiges Wachstum hingelegt. Der Umsatz kletterte um 57 Prozent auf 214,3 Millionen Euro, wie das im Kleinwerte-Index SDAX notierte Unternehmen am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 32 Prozent auf 50,1 Millionen Euro. Die Ende Januar angehobene Prognose für das neue Jahr bestätigte der Konzern.
So reagieren die RIB- und Schneider-Aktien
Das Übernahmeangebot des Industriekonzerns Schneider Electric hat die Aktien von RIB Software am Donnerstag deutlich nach oben katapultiert. Der ebenfalls vorgelegte Quartalsbericht des Bausoftware-Herstellers fand vor diesem Hintergrund kaum Beachtung. Die Schneider-Aktien profitierten in Paris zwar nur moderat, stiegen kurzzeitig jedoch auf ein Rekordhoch.
Zum Handelsschluss lagen die Anteile von RIB Software im Xetra-Geschäft mit 40,74 Prozent im Plus bei 29,02 Euro. Mit bis zu 29,60 Euro überschritten sie die Offerte der Franzosen von 29 Euro je Anteilsschein.
Letztlich werden die RIB-Aktien nun wieder so hoch gehandelt wie zuletzt im März 2018. Damals hatten sie mit 36,10 Euro sogar ihr Rekordhoch erreicht, bevor sie im Zuge der Ankündigung einer Kapitalerhöhung rasch wieder kräftig auf Talfahrt gegangen waren.
Die Anteile von Schneider Electric gewannen in Paris zunächst und hatten kurz nach dem Handelsstart ein Rekordhoch bei 97,26 Euro markiert. Zuletzt notierten sie nur noch 0,48 Prozent höher bei 97,08 Euro.
Dass die RIB-Aktien inzwischen um den Angebotspreis von 29 Euro pendeln, erstaune nicht, sagte ein Analyst und verwies dabei auf die Telefonkonferenz des Unternehmens. "Das Management hat bekräftigt, dass die Dividende von 0,12 Euro für dieses Jahr nicht vom Angebotspreis abgezogen, sondern am 14. Mai ausgeschüttet wird", sagte er. Zudem reiche Schneider eine Mindestannahmequote von 50 Prozent. Das RIB-Management habe zudem die Andienung fehlender Aktien avisiert, falls diese Quote nicht erreicht werden sollte.
Einen Abschluss der Transaktion im zweiten Quartal hält der Experte allerdings für "etwas optimistisch", zumal Prüfungen der Übernahme in den USA einige Monate dauern dürften.
Analyst Martin Jungfleisch von Kepler erinnerte mit Blick auf die Schneider-Offerte an die Ankündigung von RIB-Vorstandschef Thomas Wolf im Sommer 2019. Der seit 2009 dem Unternehmen vorstehenden Manager hatte damals mitgeteilt, dass er seinen Vertrag nicht über 2022 hinaus, wenn er 65 Jahre alt sein werde, verlängern wolle.
"Angesichts des Übernahmegebots spielen die heute ebenfalls vorgelegten durchwachsenen Quartalszahlen keine Rolle", ergänzte außerdem ein Händler. Der Bausoftware-Konzern enttäuschte ihm zufolge zwar beim Jahresumsatz, das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) indes hatte den Erwartungen entsprochen.
Zu Schneiders Schritt äußerte sich unter anderem RBC-Analyst Wasi Rizvi. Er beurteilte den Deal für die Franzosen als "strategisch sinnvoll". So stärke und erweitere Schneider damit sein Potenzial im Bereich des breiteren Bauwirtschaftsmarktes. Dabei erinnerte Rizvi daran, dass sich die Franzosen bereits 2017 mehrheitlich an Aveva beteiligt hatten, um das firmeneigene Software-Geschäft in die britische Firma einzubringen. RIB, so ergänzte der RBC-Experte dabei außerdem, habe zugleich sehr ambitionierte langfristige Wachstumspläne bekannt gegeben und daher bereits nach einem Ankerinvestor gesucht gehabt.
/men/fba
PARIS/STUTTGART (dpa-AFX)
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