Marge massiv unter Druck |
06.03.2019 17:50:00
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Schaeffler kassiert nach schwachen Zahlen Ziele und verkündet Jobabbau: Aktie tiefrot
Wegen der Schwäche der Autobranche fällt der Ausblick auf das laufende Jahr trübe aus. Schaeffler rechnet laut Mitteilung mit einer bereinigten Marge von 8 bis 9 Prozent. 2018 sank die Rendite bereits auf 9,7 von 11,3 Prozent im Vorjahr. Der Umsatz soll 2019 auf vergleichbarer Basis um 1 bis 3 Prozent steigen. "Wir gehen für das laufende Jahr davon aus, dass das Umfeld gerade im internationalen Automobilgeschäft sehr anspruchsvoll und herausfordernd bleiben wird", sagte Schaeffler-CEO Klaus Rosenfeld laut Mitteilung.
Im abgelaufenen Jahr steigerte die Schaeffler AG den Umsatz um 3,9 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro. Im Autozuliefergeschäft, in dem der Konzern knapp zwei Drittel der gesamten Erlöse erwirtschaftet, stieg der Umsatz um 2 Prozent auf knapp 9,0 Milliarden Euro. Im Industriegeschäft dagegen kletterten die Erlöse dagegen um 10 Prozent auf knapp 3,4 Milliarden Euro.
Das schwächere Abschneiden im Erstausrüstergeschäft mit Autoherstellern zeigt sich auch beim Gewinn. Das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) im Konzern sank um 200 Millionen auf 1,38 Milliarden Euro. Die Flaute auf dem chinesischen Automarkt in der zweiten Jahreshälfte und die Verzögerungen infolge des neuen Abgasstandards WLTP belasteten Schaeffler. Unter dem Strich verdiente der Konzern aus dem fränkischen Herzogenaurach 881 Millionen Euro, ein Rückgang von rund 10 Prozent. Die Aktionäre sollen mit 0,55 eine Dividende auf Vorjahreshöhe erhalten.
Schaeffler kassiert Ziele für 2020 - Marge massiv unter Druck
Angesichts eines herausfordernden Branchenumfeldes wird Schaeffler die teils hohen Margen der vergangenen Jahre vorläufig nicht mehr erreichen. Für das laufende Jahr stellte der Familienkonzern eine bereinigte Rendite von nur noch 8 bis 9 Prozent in Aussicht. 2018 sank die Rendite bereits auf 9,7 von 11,3 Prozent im Vorjahr. Die im Jahr 2016 in Aussicht gestellten Ziele für 2020 kassierte der Auto- und Industriezulieferer bei Vorlage der Jahreszahlen für 2018.
"Die finanziellen Ambitionen 2020, die im Jahr 2016 formuliert wurden, können im anhaltend schwierigen Marktumfeld nicht länger aufrechterhalten werden", kündigte der Konzern bei Vorlage der Jahreszahlen für 2018 an. Bisher hatte das Familienunternehmen die bereinigte operative Marge 2020 bei 12 bis 13 Prozent gesehen. In den nächsten drei bis vier Jahren soll das Margenniveau "nachhaltig" verbessert werden. Zukünftig soll eine "Ergebnismarge im hohen einstelligen Prozentbereich" erwirtschaftet werden.
In den vergangenen Jahren hatte das Herzogenauracher Unternehmen noch mit hohen Margen geglänzt. Sowohl 2015 und 2016 lag die bereinigte operative Rendite bei 12,7 Prozent. Ganz überraschend kommt die gesenkte Prognose für 2020 aber nicht. Schaeffler-CEO Klaus Rosenfeld hatte die Investoren bereits im Dezember vorgewarnt, dass die Mittelfristziele möglicherweise nicht mehr zu halten seien. Die gesamte Autobranche muss angesichts des Wandels hin zur Elektromobilität und autonomen Fahren hohe Summe investieren. Zudem erwirtschaftet Schaeffler im Gegensatz zu anderen Zulieferern deutlich mehr im Geschäft mit Verbrennungsmotoren - der Wandel zur Elektromobilität macht dem Konzern mehr zu schaffen.
Schaeffler will sich mit Investment-Grade-Anleihen finanzieren
Schaeffler will seine wiedergewonnene gute Bonität nutzen, um sich wieder Geld mit Investment-Grade-Anleihen zu beschaffen. Aufgelegt wird dazu ein Anleiheprogramm mit einem Volumen von bis zu 5 Milliarden Euro, wie der Automobil- und Industriezulieferer mitteilte. Wann und in welchem Ausmaß Schaeffler den Markt in Anspruch nehmen will, wurde in der Mitteilung nicht gesagt. Dies hänge von den Marktbedingungen ab.
Basis für das Programm sind einerseits die Geschäftszahlen für 2018, die der Familienkonzern aus Franken am Mittwoch vorstellte, andererseits die Investment-Grade-Bewertungen, die der Konzern von allen drei großen internationalen Ratingagenturen Fitch, Moody's sowie Standard & Poor's bekommen hat. Schaeffler war in der Finanzkrise von 2008 mit der Übernahme des Autozulieferers Continental in eine existenzbedrohende Schieflage geraten, aus der sich das Unternehmen nur mühsam befreien konnte.
Aktuell besteht die Konzernfinanzierung von Schaeffler aus Bankkrediten sowie aus teilweise vorzeitig kündbaren Hochrisiko-Anleihen. Mit der Verlagerung auf Investment-Grade-Anleihen will sich Schaeffler finanzielle Spielräume für die eigene Wachstumsstrategie schaffen.
Schaeffler will zusätzlich 900 Jobs streichen
Schaeffler will mit einem Maßnahmenbündel die zuletzt massiv gesunkenen Renditen stabilisieren und mittelfristig wieder steigern. Wie der Konzern bei der Vorlage schwacher Geschäftszahlen für 2018 mitteilte, soll im Rahmen der ersten Phase des nun aufgesetzten Programms "Race" der europäische Werksverbund weiter konsolidiert werden. Davon seien voraussichtlich fünf Automotive-Standorte betroffen, vor allem durch Verkäufe und Zusammenführungen von Aktivitäten. Den Jobabbau bezifferte Schaeffler auf etwa 900 Stellen, davon ungefähr 700 Stellen in Deutschland.
Schaeffler hatte vor kurzem die Schließung von Werken in Großbritannien angekündigt. Vergangenes Jahr hatte das Unternehmen bereits den Abbau von knapp 1.000 Mitarbeitern angekündigt. Schaeffler beschäftigt weltweit etwa 90.000 Mitarbeiter.
"Mit den Maßnahmen und Entscheidungen im Rahmen von Race adressieren wir den Margendruck in einigen Produktbereichen und den Rückgang der Bruttomargen", sagte Matthias Zink. Der Manager, der das Auto-Erstausrüstergeschäft bei Schaeffler leitet, soll auch die Umsetzung der Maßnahmen verantworten. Mit dem Programm soll auch die "hohe Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor" weiter reduziert werden, so Zink.
Standortschließungen sollen den Angaben vom Mittwoch zufolge vermieden werden. Geplant seien sozialverträgliche Lösungen ohne betriebsbedingte Kündigungen, so Schaeffler weiter.
Aktie deutlich unter Druck
Im XETRA-Handel gab die Schaeffler-Aktie bis Handelsschluss um 6,23 Prozent nach auf 7,53 Euro. Neben dem Rauswurf aus dem MDAX zeigten sich Anleger auch von den eingestampften Zielen enttäuscht und schickten die Aktie zeitweise fast zehn Prozent abwärts.
MÜNCHEN (Dow Jones)
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