Auch in Deutschland 08.11.2022 15:45:38

Schaeffler-Aktie verzeichnet deutliche Gewinne: Schaeffler will Stellen abbauen - Umsatzsteigerung

Schaeffler-Aktie verzeichnet deutliche Gewinne: Schaeffler will Stellen abbauen - Umsatzsteigerung

Das Unternehmen Schaeffler erlöste und verdiente im dritten Quartal mehr als von Experten zuvor im Schnitt erwartet, und im aktuellen Umfeld hält der Vorstand es auch für möglich, das obere Ende der Prognosespanne zu erreichen. Doch Unternehmenschef Klaus Rosenfeld sieht angesichts des schnellen Umschwungs hin zu Elektroautos die Notwendigkeit für ein weiteres Sparprogramm. Besonders betroffen ist Deutschland.

So reagieren die Analysten - und die Aktie

Die Quartalszahlen von Schaeffler begeistern am Dienstag die Anleger. Die Titel des Autozulieferers setzten ihre jüngst schwungvolle Erholung mit Kursgewinnen von zeitweise 10 Prozent fort. Dabei wurden sie erstmals seit August wieder über 6 Euro gehandelt. 6,12 Euro im Tageshoch bedeuteten sogar das höchste Niveau seit Mitte Juni. Zuletzt lag der Kurs dann via XETRA mit einem Kursplus von 9,45 Prozent bei 6,08 Euro.

Das Unternehmen erlöste und verdiente im dritten Quartal mehr als von Experten erwartet, und dies nach Angaben der Citigroup- und Stifel-Analysten sogar deutlich. Das operative Ergebnis habe die Erwartungen um 30 Prozent übertroffen, lobten die Experten der beiden Analysehäuser. Jose Asumendi von der amerikanischen Großbank JPMorgan sprach in einem schwierigen operativen Umfeld von "Stärke auf allen Ebenen".

Schaeffler habe eine Marge deutlich über den Erwartungen erzielt, indem steigende Kosten weiter gegeben worden seien, schrieb Sanjay Bhagwani von der Citigroup. Laut Alexander Wahl von Stifel habe vor allem das Geschäft mit Autobauern positiv überrascht, indem schon Kompensationen gezahlt wurden, mit denen eigentlich erst im vierten Quartal gerechnet worden sei.

Juan Perez-Carrascosa von der UBS lobte darüber hinaus den freien Mittelfluss, der das schon hohe Niveau aus dem Vorjahr mit 240 Millionen Euro übertroffen habe. Positiv sieht er außerdem, dass Schaeffler im Autosegment Maßnahmen zur Senkung der Fixkosten ergreifen will. Bis 2026 sollen insgesamt 1300 der weltweit knapp 83 000 Stellen abgebaut werden.

Das Management hält es nun für möglich, dass in diesem Jahr das obere Ende der Prognosespanne erreicht wird. Laut dem UBS-Experten Perez-Carrascosa dürfte der Analystenkonsens nun auch nach oben geschraubt werden. Er rechnet mit einem Anstieg der Markterwartungen im Größenbereich von etwa 10 Prozent.

Durch den Kurssprung schafften die Schaeffer-Titel erstmals seit Januar wieder eine deutliche Rückkehr über die 200-Tage-Linie, die bei charttechnisch orientierten Anlegern ein beliebter Indikator für den langfristigen Trend ist. Zu verdanken ist dies dem jüngsten Schwung der Papiere, die seit Ende September mehr als ein Drittel zugelegt haben. Im laufenden Jahr bleibt aber noch ein Kursverlust von fast 18 Prozent übrig.

Vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten kletterte das Ergebnis konzernweit um ein gutes Drittel auf 355 Millionen Euro. Das war deutlich mehr als von Analysten zuvor im Schnitt erwartet. Unter dem Strich wuchs das Nettoergebnis wegen höherer Steuern weniger stark um gut 13 Prozent auf 169 Millionen Euro. Die Jahresprognose behält Schaeffler bei.

Das Unternehmen baut bis 2026 insgesamt 1300 weitere seiner knapp 83 000 Stellen ab, davon 1000 in Deutschland. Das Unternehmen begründete die Maßnahme am Dienstag mit einer schneller als erwartet voranschreitenden Transformation weg von Verbrenner-Antrieben hin zur E-Mobilität. Es ist das zweite Umbauprogramm innerhalb kurzer Zeit bei dem fränkischen Konzern. 2020 hatte er den Abbau von 4400 Stellen bekanntgegeben. Werksschließungen seien diesmal nicht beabsichtigt.

Von den Stellenstreichungen, die bis 2026 sozialverträglich umgesetzt werden sollen, sind nach Angaben des Unternehmens vor allem die drei Standorte Herzogenaurach, Bühl in Baden und Homburg im Saarland betroffen. Drei Viertel der wegfallenden Stellen kämen aus den Bereichen Forschung und Entwicklung von Teilen für Verbrennerantriebe oder aus Zentralfunktionen. Das Programm wird nach Angaben von Rosenfeld 130 Millionen Euro kosten und soll ab 2026 im Jahr 100 Millionen Euro einsparen.

Der Schwenk hin zu Elektroantrieben gehe viel schneller als vor kurzem angenommen - getrieben vor allem von Entwicklungen in China und in den USA, sagte Rosenfeld. Deshalb müssten Überkapazitäten in diesem Bereich abgebaut werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig komme der Aufbau neuer Technologien voran. Rosenfeld nannte ein neues Zentrallabor in Herzogenaurach, ein Wasserstoffzentrum sowie ein Zentrum für E-Mobilität als Beispiele.

Der Auftragseingang bei Lösungen für die E-Mobilität übertreffe die Erwartungen deutlich, sagte er. Derzeit stünden Aufträge im Wert von 4,7 Milliarden Euro in den Büchern. Geplant seien 2 bis 3 Milliarden gewesen. Insgesamt sei das dritte Quartal gut gelaufen, vor allem dank guter Geschäfte im Bereich Industrie.

Für das Gesamtjahr bleibt Schaeffler bei seiner Prognose eines währungsbereinigten Umsatzwachstums von sechs bis acht Prozent. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einen Anstieg um knapp ein Zehntel auf 13,9 Milliarden Euro geschafft. Nach drei Quartalen liegt Schaeffler in diesem Jahr bei 11,8 Milliarden Euro. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge soll weiter bei 5 bis 7 Prozent liegen.

Das gute aktuelle Abschneiden deute auf das obere Ende der Prognosespanne des Konzerns, hieß es in einer Präsentation für Analysten und Investoren. Analysten hatten im Schnitt für das Jahr ohnehin bis dato mit einem währungsbereinigten Wachstum von mehr als 8 Prozent und einer Marge von 6,5 Prozent gerechnet.

HERZOGENAURACH (dpa-AFX)

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Bildquelle: mf,Schaeffler Technologies AG & Co. KG

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