Nach Corona-Delle 17.03.2022 17:53:00

SBO-Aktie auf Richtungssuche: Schoeller-Bleckman schafft Rückkehr in Gewinnzone - Neues Geschäftsfeld geplant

SBO-Aktie auf Richtungssuche: Schoeller-Bleckman schafft Rückkehr in Gewinnzone - Neues Geschäftsfeld geplant

Ein naheliegendes Geschäftsfeld wäre etwa Ausrüstung für die Geothermie, aber auch Equipment im High-End-Bereich für die Produktion von E-Fuels, schwebt SBO-Chef Gerald Grohmann in der "Strategie 2030" vor. Mit dem neuen Geschäftsfeld will man mittel- und langfristig 50 Prozent des Umsatzes machen.

Daran, dass Öl- und Gas noch viele Jahrzehnte lang ein wichtiger Bestandteil der globalen Energieversorgung sein werden, hat Grohmann keinen Zweifel. "Ob man das jetzt will oder nicht, ist eine andere Sache, aber es ist einfach ein Faktum." Auch 2050 werde man noch etwa 80 Mio. Barrel Öl pro Tag benötigen, verwies er auf eine Studie des Ölkonzerns BP.

Als Ausrüster der großen Öl- und Gaskonzerne habe sich Schoeller-Bleckmann über Jahrzehnte "in die Oberliga gespielt" und sei in fast allen Produktbereichen Marktführer, sagte Grohmann - diese Position wolle man behalten. "Aber gleichzeitig wollen wir einen neuen Geschäftsbereich außerhalb von Öl und Gas aufbauen. Nicht deswegen, weil es Mode ist, sondern weil wir glauben, dass es notwendig ist", sagte der SBO-Chef bei der Präsentation der Ergebniszahlen für 2021.

Deshalb wolle man auch bei neuen Energieformen ein wichtiger Spieler werden. "Wir sehen uns als Equipment-Lieferant. Wir bohren ja nicht nach Öl und Gas und wir werden auch nicht in neue E-Fuel-Fabriken investieren. Wir sehen uns Equipment-Lieferant für Ausrüstungen, die hohen technologischen Anspruch haben, die unseren Kunden Mehrwert bringen und die es ermöglichen, auch andere Alternativformen effizient und kostengünstig in Zukunft herzustellen."

Erste Erfolge habe man bereits in der Geothermie, berichtete Grohmann, das sei auch ein naheliegendes Geschäftsfeld. In den USA sei man auch Zulieferer von Spezialwerkzeugen für die Halbleiterindustrie. "Ein Thema, das kommen wird und das ich als hoch spannend empfinde, ist das Thema der E-Fuels, also synthetische Fuels", sagte Grohmann. Während man in der EU bei Pkw bereits ganz auf Elektroautos setze, stoße die Batterie überall dort, wo es um Schwerlast gehe, an ihre Grenzen. Bei Lkw, Zügen, Schiffen und Flugzeugen seien Batterien "ein No-Go, eine Technologie, die nicht greift". Nur in Europa sei die Bahn großteils elektrifiziert, "in Amerika sieht man nirgends Oberleitungen, da fährt die Bahn mit Diesel".

Geplant seien eine oder zwei Akquisitionen, "da sind wir jetzt in der Sondierungsphase". Zeitlich wolle man sich nicht unter Druck setzen, denn man habe den Anspruch dass das neue Geschäftsfeld genauso profitabel sei wie das angestammte Geschäft. Am Geld werde es jedenfalls nicht scheitern. "Wir haben 300 Millionen an liquiden Mitteln. Wir sind ein börsenNotiertes Unternehmen, es stehen uns auch die Finanzmärkte zur Verfügung, um hier entsprechende Finanzierungen zu machen."

Das vergangene Geschäftsjahr 2021 war für SBO nach der coronabedingten Delle 2020 wieder profitabel: Unterm Strich stand ein Nettogewinn von 21 Mio. Euro, nach einem Verlust in etwa der gleichen Höhe im Jahr davor. Das Betriebsergebnis (EBIT) drehte nach einem Verlust von 28,0 Mio. Euro im Jahr 2020 in den positiven Bereich und kam auf 28,2 Mio. im Jahr 2021. Profitiert hat SBO im letzten Jahr auch vom starken Dollar, erklärte Finanzvorstand Klaus Mader, der Währungseffekt habe sich mit 5 Mio. Euro positiv ausgewirkt, während er 2020 noch mit 7 Mio. Euro negativ gewesen sei.

Der Umsatz war mit 292,8 Mio. Euro auf dem Niveau des Vorjahres, aber es kamen wieder deutlich mehr Aufträge herein: Der Auftragseingang stieg beinahe um 50 Prozent auf 343,3 Mio. Euro, der Auftragsstand hielt Ende 2021 bei 111,7 Mio. Euro (31. Dezember 2020: 65,2 Mio. Euro).

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wurde auf 60 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Das Ergebnis vor Steuern verbesserte sich auf 23,4 Mio. Euro (2020: minus 31,2 Mio. Euro). Das Ergebnis pro Aktie lag bei 1,33 Euro (2020: minus 1,38 Euro) und der Vorstand will der Hauptversammlung am 28. April 2022 vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2021 eine Dividende von 0,75 Euro pro Aktie auszuschütten - für 2020 wurde keine Dividende gezahlt.

Ein Ausblick für das laufende Geschäftsjahr sei wegen des Russland-Ukraine-Krieges sehr unsicher, sagte Grohmann. Grundsätzlich wirke so ein Konflikt immer dämpfend auf die Weltwirtschaft, andererseits hätten die Öl- und Gasförderer über viele Jahre zu wenig investiert und hätten jetzt einen Nachholbedarf. Außerdem stelle sich die Branche darauf ein, in anderen Regionen Öl zu finden und zu fördern. Vom derzeit hohen Ölpreis würden nicht nur die SBO-Kunden profitieren, sondern in der Folge auch Schoeller-Bleckmann selbst.

SBO selbst ist in Russland mit einer kleinen Niederlassung in Sibirien vertreten, die auf Service- und Reparaturarbeiten fokussiert ist. Der Umsatzanteil des russischen Geschäfts von SBO bewegt sich im einstelligen Euro-Millionenbereich. Von den westlichen SBO-Kunden in Russland habe man noch keine Signale für einen Rückzug aus dem Land erhalten, sagte Grohmann. Solange die Kunden bleiben würden, bleibe man auch. "Wir sind dazu verpflichtet. Das sind Kunden, die wir seit Jahrzehnten haben, mit denen ich einen Großteil des Schoeller-Bleckmann-Gesamtumsatzes mache, die sich auf uns verlassen, nicht nur in Russland, auch in Afrika, in Asien, in Südamerika und überall. Denen jetzt dieUnterstützung zu versagen hätte negative Auswirkungen."

In Wien ging es für die SBO-Aktie am Donnerstag nach oben: Das Papier zeigte sich schlussendlich um 3,77 Prozent höher bei 49,50 Euro.

ivn/sp

(APA)

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Bildquelle: Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG,Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG

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