Mega-IPO geplatzt? 25.03.2018 21:14:00

Saudi Aramco backt bei Börsengang nun doch kleinere Brötchen

Saudi Aramco backt bei Börsengang nun doch kleinere Brötchen

Ursprünglich hatte Saudi-Arabien geplant, einen Anteil von fünf Prozent am staatlichen Ölgiganten Aramco an eine internationale Börse zu bringen und damit rund 100 Milliarden Dollar einzunehmen. Insgesamt strebte der Ölgigant einen Börsenwert von rund zwei Billionen Dollar an. Doch von diesen Plänen scheint aktuell nicht mehr viel übrig zu sein.

Nachdem bereits in den vergangenen Wochen Gerüchte die Runde machten, dass der Zeitplan für den Aramco-Börsengang wackeln würde und mit einem Listing an einer internationalen Börse wohl nicht mehr vor 2019 zu rechnen sei, scheinen die Saudis nun die Pläne für ein IPO außerhalb des Wüstenstaates komplett begraben zu haben. Wie "CNBC" aus Insiderkreisen erfahren hat, soll die Aramco-Aktie zunächst ausschließlich an der Heimatbörse Tadawul in Saudi-Arabien platziert werden - womöglich dann aber doch noch im zweiten Halbjahr 2018. Ein Listing an einer internationalen Börse könnte später folgen - oder eben auch gar nicht. Das Unternehmen prüfe weiterhin verschiedene Optionen für einen Börsengang, heißt es in einem Statement von Saudi Aramco. Laut Insidern sei momentan jedoch kein internationales Listing geplant.

Aramco muss sich von ursprünglichen Zielen verabschieden

Damit muss sich Saudi-Arabien jedoch auch von seinen Preisvorstellungen für den Staatskonzern verabschieden. Denn eine Emission an einem internationalen Handelsplatz wie London, Hongkong oder New York - die drei Börsen, die zuletzt noch im Rennen waren - gilt als notwendiges Kriterium für ein IPO mit dem angestrebten Volumen und Börsenwert. Denn die Marktkapitalisierung aller an der Börse im saudi-arabischen Tadawul gelisteten Aktien liegt laut "CNBC" gerade einmal bei rund 500 Milliarden Dollar. Der Aramco-Börsengang dürfte somit wohl eine ganze Nummer kleiner ausfallen. Bereits im Herbst 2017 berichtete die "Financial Times", dass es womöglich nur zu einer Privatplatzierung weniger Aktien bei strategischen Investoren an der saudi-arabischen Börse kommen werde - und könnte damit nun wohl Recht behalten.

Auch seine Abhängigkeit vom Ölmarkt - ursprünglich ein weiterer wichtiger Grund für den internationalen Börsengang - wird das Land durch einen Aramco-Börsengang an der heimischen Börse wohl nicht im ursprünglich geplantem Umfang reduzieren können. Aber offenbar ist das angesichts der jüngsten Entwicklungen beim Ölpreis auch gar nicht mehr so dringend gewünscht. Die momentane Erholung der Ölpreise habe dazu geführt, dass ein Börsengang in den ursprünglich angestrebten Dimensionen nicht mehr nötig sei, verrieten Insider dem "Wall Street Journal". Zudem habe es sich laut "Handelsblatt" als komplizierter herausgestellt als ursprünglich gedacht, die Aramco-Aktie an eine ausländische Börse zu bringen - gut möglich also, dass man sich diesen Aufwand sparen will, wenn das Geld momentan sowieso nicht mehr so dringend benötigt wird.

Internationaler Börsengang stellt Aramco vor Probleme

Womöglich spielen bei der abrupten Kehrtwende aber auch Bedenken des saudi-arabischen Staates, des momentan einzigen Aktionärs von Aramco, eine Rolle. Kronprinz Mohammed bin Salman, der bislang die treibende Kraft hinter den Börsenplänen war, zeigte sich laut "MarketWatch" zuletzt jedenfalls zunehmend besorgt über rechtliche Risiken eines Börsenganges in den USA. Auch Energieminister Khalid A-Falih sprach gegenüber "CNN" davon, dass Aramco zu wichtig sei, um das Risiko möglicher Rechtsstreitigkeiten in den USA auf sich zu nehmen. Doch selbst wenn New York als möglicher Handelsplatz somit nicht mehr in Frage käme, wären nach letztem Stand immer noch die Börsen in London und Hongkong im Rennen. Doch auch hier müsste Saudi Aramco vor einem IPO einige Transparenzanforderungen erfüllen und Unternehmensinformationen offenlegen, auch wenn zumindest die Londoner Börse bereits Entgegenkommen signalisiert hat.

Zudem gelte es laut "CNBC" für den Ölkonzern als börsengehandeltes Unternehmen eine Balance zu finden zwischen den Pflichten gegenüber den Aktionären und den Pflichten gegenüber den Bürgern Saudi-Arabiens. Denn die Einnahmen aus Aramcos Ölgeschäften werden auch dazu verwendet, die Sozialausgaben des saudi-arabischen Staates zu finanzieren. Um hier einen unschönen Spagat zu verhindern bliebe tatsächlich nur der Gang an die Börse in Tadawul.

Diese Vorteile bietet ein Börsengang in Saudi-Arabien

Khalid Al Hussan, der Chef der saudi-arabischen Börse, dürfte sich jedenfalls darüber freuen, wenn Aramco zunächst lediglich im Heimatland an die Börse gebracht wird. Er hatte sich schon im vergangenen Oktober vehement für Tadawul als einzigen Handelsplatz der Aramco-Aktie ausgesprochen. "Wir unternehmen alles, was notwendig ist, um sicherzustellen, dass Aramco nur hier in Saudi-Arabien gelistet wird", zitierte ihn damals die "Financial Times". "Das würde die Stellung der saudischen Börse und des saudischen Kapitalmarktes auf der globalen Landkarte der Handelsplätze ändern", so Al Hussan weiter. Saudi-Arabien würde damit den ersten Schritt hin zu einem führenden Zielland für Investitionen machen.

Tatsächlich könnte es frisches Kapital ins Land bringen, wenn die Aramco-Aktie nur in Saudi-Arabien gelistet ist - zumal das Land auch darauf hofft, vom Indexanbieter MSCI in diesem Jahr noch offiziell in den Rang eines "Emerging Markets" befördert zu werden. Damit wären saudische Aktien dann auch in den entsprechenden MSCI-Indizes vertreten - und die Tür nach Saudi-Arabien für viele globale Investmentfonds laut "CNBC" weit geöffnet.

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: FAYEZ NURELDINE/AFP/Getty Images
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