Wohl erst 2019 14.09.2017 13:22:00

Saudi-Arabien könnte Aramco-Platzierung verschieben

Unter anderem wegen des niedrigen Ölpreises prüft Saudi-Arabien Pläne, die eigentlich voraussichtlich bis zur zweiten Hälfte 2018 geplante Platzierung von Anteilen am Ölförderer Aramco um einige Monate zu verschieben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag und berief sich dabei auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Der niedrige Ölpreis drücke auf die Bewertung. Von Seiten des weltweit größten Ölförderers hieß es nur, dass alles wie geplant verläuft. Das "Wall Street Journal" hatte bereits Anfang des Jahres berichtet, dass sich der Börsengang wohl verzögert und neben dem Ölpreis die notwendigen Umstrukturierungen als Grund genannt.

Experten halten die von Saudi-Arabien angepeilte Bewertung von bis zu 2 Billionen Dollar inzwischen für überholt. Bisher hatte das Land angekündigt, fünf Prozent von Aramco an die Börse bringen zu wollen. Bei einer Bewertung von 2 Billionen Dollar, hätte die Platzierung ein Volumen von rund 100 Milliarden Dollar und läge damit deutlich über dem bisherigen Rekord von Alibaba in Höhe von 25 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2014.

Die Aktien sollen sowohl am heimischen Aktienmarkt in Riad gehandelt als auch auch an einem der weltweit wichtigen Handelsplätze platziert werden. Favoriten sind hier London und New York. Der Aramco-Börsengang soll dem Königshaus Geld ins Haus spülen, damit die anderen Wirtschaftszweige des Landes gestärkt werden können und die Abhängigkeit vom Öl sinkt.

Nach Informationen des WSJ vom Anfang des Jahres drängen vor allem ausländische Berater darauf, den Börsengang erst 2019 über die Bühne zu bringen. Es habe herauskristallisiert, wie schwer es sei, einen "Koloss" wie Aramco in ein den Aktionären verantwortliches Unternehmen umzuwandeln.

Einige Offizielle wollten nun eher dem Rat von Bankern folgen und erst einmal überzeugende Strukturen schaffen, die den Vergleich mit börsennotierten Ölkonzernen wie etwa ExxonMobil oder Royal Dutch Shell (Shell (Royal Dutch Shell) (A)) erlaubten. Diese seien in der Regel eher höher bewertet als staatliche Ölgesellschaften.

Bislang aber seien wesentliche Aspekte wie die Führungsstruktur und die Fragen der Offenlegung der finanziellen Verhältnisse noch nicht geklärt, schrieb die Zeitung. Beratern zufolge sind Saudi Aramco und die Regierung finanziell noch derart verwoben, dass es viele Monate dauern dürfte, die Verflechtungen zu entwirren.

Mit dem Börsengang von Aramco würde sich die Volkswirtschaft Saudi-Arabiens für Investoren weit öffnen. In der Folge könnte sogar die Aufnahme des Landes in weltweit wichtige Aktienindizes anstehen. Dann kommen die großen Fondsgesellschaften kaum noch an Saudi-Arabien vorbei, weil deren Anlagerichtlinien mehr oder weniger zwingend Investitionen in diese bedeutenden Börsenbarometer vorschreiben.

RIAD (dpa-AFX)

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