Nach starkem IPO |
29.01.2021 17:48:38
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SAP-Aktie schließt schwächer: SAP will mit Qualtrics-Erlös Schulden senken und Dividende erhöhen - Start 2021 mit Rückenwind
SAP hat mit dem Anteilsverkauf nach Angaben von Mucic am Vortag rund 2,4 Milliarden US-Dollar (2 Mrd Euro) Erlös erzielt. 500 Millionen Dollar davon würden Qualtrics als Liquidität zur Verfügung gestellt, rund 1,9 Milliarden flössen nach Walldorf, sagte Mucic.
Für das Jahr 2019 hatte SAP eine Dividende von 1,58 Euro gezahlt. In aller Regel legt das Unternehmen im Februar den offiziellen Dividendenvorschlag vor. Für Anleger ist bei Technologieaktien meist nicht die Dividenenhöhe entscheidend, weil Wachstumsunternehmen in der Regel wenig von ihrem Gewinn ausschütten, sondern ihn lieber investieren. Die Dividendenrendite von SAP ist beim Aktienkurs von rund 107 Euro auch dementsprechend niedrig im Vergleich mit Werten aus anderen Branchen.
Die Aktien von Qualtrics wurden im Börsengang für rund 30 Dollar je Stück verkauft, hinzu kamen 550 Millionen Dollar durch den zugesagten Einstieg des US-Finanzinvestors Silver Lake. Am Ende des ersten Handelstags schloss die Qualtrics-Aktie am Vorabend bei 45,50 Dollar mit einem Plus von knapp über 50 Prozent über dem Ausgabepreis.
SAP hat mit der Pandemie und strategischen Kehrtwenden ein turbulentes Jahr hinter sich. Der Umsatz ging wegen der Zurückhaltung von Kunden und wegen Wechselkurseffekten leicht zurück, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern wuchs kaum. Unter dem Strich kletterte der Nettogewinn allerdings um über die Hälfte auf 5,3 Milliarden Euro, unter anderem weil SAP im Jahr zuvor viel Geld für einen Stellenabbau ausgegeben hatte. Zudem wurden wegen des sinkenden Aktienkurses weit weniger Ausgaben fällig für die aktienbasierte Vergütung von Mitarbeitern.
SAP sieht Start 2021 mit Rückenwind durch Qualtrics-IPO und "Rise"-Programm
SAP hat die im Oktober gekappten Ziele für 2020 erreicht und sieht Rückenwind für das laufende Jahr durch den erfolgreichen Börsengang der US-Tochter Qualtrics und das in dieser Woche vorgestellte Programm "Rise with SAP". Davon erhofft sich der Softwarekonzern einen beschleunigten Umstieg der bestehenden Kunden in die Cloud, auf die SAP seine Strategie jetzt vollständig ausgerichtet hat und in die stark investiert wird.
Mit den endgültigen Zahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr nannte SAP ergänzend zu den Mitte Januar ausgegebenen Prognosen für 2021 erstmals auch jene für den Cashflow: der operative soll auf 6,0 (Vorjahr 7,2) Milliarden Euro zurückgehen, der freie auf 4,5 von 6,0 Milliarden Euro. Gründe sind ein erwarteter niedrigerer Gewinn, höhere Einkommensteuerzahlungen und nachteilige Wechselkursbewegungen, sagte Finanzvorstand Luka Mucic. Er verwies zugleich auf die ungewöhnlich starke Entwicklung des Cashflows 2020, als die Prognose im Jahresverlauf zwei Mal angehoben worden war.
Unter den Kernkennzahlen neu war der Gewinn je Aktie, der im vierten Quartal mit 1,69 (1,82) Euro auf Non-IFRS-Basis rückläufig war, aber oberhalb der Analystenprognose von 1,54 Euro lag. Im Gesamtjahr kletterte er dagegen auf 5,41 (Prognose: 5,26; Vorjahr 5,11) Euro.
Berichtet hatte SAP bereits die vielbeachtete operative Marge (auf Non-IFRS-Basis), die auf 30,3 Prozent gestiegen war, während Analysten 30,0 nach 29,7 Prozent 2019 prognostiziert hatten. Zugrunde lag dem ein leicht steigendes Betriebsergebnis bei einem leicht gesunkenen Umsatz.
Für 2021 gibt sich der Softwarekonzern weiterhin verhalten optimistisch und geht davon aus, dass die Corona-Krise langsam abklingen und sich so die Nachfrage im zweiten Halbjahr allmählich verbessern wird.
Zusammengefasst vertraut SAP auf eine "solide Wachstumsdynamik". Die Clouderlöse sollen um 13 bis 18 (2020: 15) Prozent auf 9,1 bis 9,5 von 8,09 Milliarden Euro zulegen. Der Umsatz mit Cloud und Software dürfte dagegen mit 23,3 bis 23,8 (2020: 23,23) Milliarden Euro durch das schwächer werdende Lizenzgeschäft maximal um 2 Prozent steigen. Sogar mit einem um 1 bis 6 Prozent rückläufigen Betriebsergebnis kalkuliert SAP, das 7,8 bis 8,2 Milliarden im Vergleich zu 8,28 Milliarden Euro 2020 erreichen soll.
SAP hatte im Oktober neben den Zielen für 2020 auch die Mittelfristprognose kassiert und die Guidance um zwei Jahre nach hinten verschoben. Hintergrund sind vor allem massive Investitionen im mittleren dreistelligen Millionenbereich in das Cloudgeschäft in den Jahren bis 2023. An der Börse wurde die Gewinnwarnung mit einem über 20-prozentigen Kursrutsch quittiert.
Die Ziele für 2025 - Cloud-Erlöse von mehr als 22,0 Milliarden, Umsatz von mindestens 36 Milliarden und ein Betriebsergebnis über 11,5 Milliarden Euro - hat SAP bestätigt.
SAP-Aktien werden vom schwachen Markt erfasst
In einem schwachen Gesamtmarkt haben am Freitag auch die Papiere von SAP Federn gelassen. Sie verloren bis XETRA-Handelsende 3,23 Prozent auf 104,80 Euro. Weniger die endgültigen Zahlen von Europas größtem Softwarehersteller standen im Fokus, sondern der US-Börsengang seiner Marktforschungstochter Qualtrics, der rundum gelang.
Der erste Kurs lag am Vortag bei 41,85 US-Dollar und damit fast 40 Prozent über dem Ausgabepreis von 30,00 Dollar je Aktie. Die Aktien schlossen mit einem Plus von über 50 Prozent.
Die SAP-Aktien sollten mittelfristig von Qualtrics profitieren, sagte ein Händler. Im täglichen Bernecker-Börsenbrief hieß es dazu: "Das separate Börsenlisting von Qualtrics steigert die Transparenz bezüglich der Werthaltigkeit dieser Beteiligung." Das mache SAP zwar nicht unmittelbar zu einer Kursrakete, unterstütze aber das Comeback-Potenzial im Laufe der nächsten Monate.
Die SAP-Aktien waren im vergangenen Oktober nach einer enttäuschenden Prognose mit einem Schlag um mehr als ein Fünftel abgestürzt und danach weiter gefallen bis unter 90 Euro. Zuletzt haben sie sich wieder gemausert mit Kursen bis an die 112-Euro-Marke. Die mit dem Qualtrics-Börsengang verbundenen Hoffnungen halfen dabei. Seit der Wochenmitte leiden aber auch die SAP-Titel unter den starken Schwankungen am Markt.
Von den am Freitag vorgelegten endgültigen Zahlen für das vierte Quartal waren Analysten nicht mehr überrascht. Sie hätten den Vorab-Daten entsprochen, hieß es. Die Baader Bank hält die Papiere weiter für attraktiv und rät unverändert zum Kauf.
WALLDORF (dpa-AFX / Dow Jones Newswires)
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