23.10.2019 15:09:00
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Sanochemia schreibt rote Zahlen und gibt Tiermedizin-Geschäft ab
Nach einem Millionenverlust in den ersten sechs Monaten wird Sanochemia auch im Gesamtjahr rote Zahlen schreiben. Wie hoch der Verlust sein werde, könne man noch nicht sagen, "die Jahresabschlussarbeiten sind am Laufen", sagte Bender am Mittwoch vor Journalisten in Wien. Die aktuelle Gewinnwarnung habe "nichts mit unserem operativen Geschäft zu tun", betonte Bender. "Mit dieser Bilanz wollen wir den Abschluss finden, Baustellen und Altlasten aus langer, langer Vergangenheit auszuräumen und tiefgehend renovieren."
Die Qualitätsmängel bei der Produktion habe man inzwischen behoben und die für die Medizinaufsicht zuständige Aufsichtsbehörde AGES habe das Herstellzertifikat für die Sanochemia bis zum 30. Juni 2020 verlängert, sagte Bender. "Es ist immer noch ein eingeschränktes Zertifikat, wir dürfen nur unsere Hauptprodukte produzieren", räumte der Firmenchef und Haupteigentümer ein. Dennoch sei es gelungen, "signifikante Umsatzsteigerungen zu erzielen". Heuer habe es vier Inspektionen gegeben, die alle gut verlaufen seien. Im März/April werde es eine weitere Überprüfung geben, nach der die Behörde der Sanochemia hoffentlich "längere Leine geben" und ein uneingeschränktes Herstellungszertifikat erteilen werde. Aber auch dann seien nicht "von heute auf morgen Umsatzsprünge" zu erwarten.
Zur Neuausrichtung des Unternehmens gehört der heute bekannt gegebene Verkauf der Veterinärsparte, die vom belgischen Familienunternehmen Inovet übernommen wird. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Inovet erwirbt die in der Alvetra & Werfft GmbH gebündelte Tiermedizinsparte der Sanochemia im Rahmen eines Asset Deals. Bisher habe der Tierbereich, der nie so recht in die Gänge gekommen sei, einen Anteil von 12 bis 15 Prozent am Gesamtumsatz gehabt. Der Käufer erwerbe die Arzneimittel-Dossiers und werde dadurch in der Lage sein, die Produkte selbst herzustellen. Das größte Produkte werde die Sanochemia weiterhin in Lohnfertigung in Neufeld für den Käufer herstellen.
Zu einem Stellenabbau werde es durch den Teilverkauf nicht kommen, allenfalls würden Mitarbeiter vom Käufer übernommen. Im Gegenteil, man habe heuer durch die Einführung einer Nachtschicht in Neufeld sogar elf Arbeitsplätze geschaffen. Derzeit seien im burgenländischen Neufeld rund 140 Leute beschäftigt, insgesamt habe die Sanochemia rund 160 Mitarbeiter.
Umgebaut wird nicht nur das Produktportfolio der Sanochemia, sondern auch der Vorstand, der von vier auf drei Mitglieder reduziert wird. Wie bereits am Dienstag angekündigt wurde, soll der bisherige Finanzchef Stefan Welzig aus dem Vorstand ausscheiden und sich ab Jänner ausschließlich auf den Ausbau der Herstellung von Arzneimittelwirkstoffen am burgenländischen Produktionsstandort in Neufeld konzentrieren.
Der Deutsche Timo Bender hatte bei Sanochemia am 1. Februar 2019 als CEO das Ruder übernommen. Sein Unternehmen b.e. imaging ist der größte Einzelkunde von Sanochemia und nach einer Kapitalerhöhung um 5 Mio. Euro mit einem Anteil von knapp 33 Prozent auch größter Eigentümer.
"Auslöser war, dass die Sanochemia im letzten Jahr mit Produktions- und Qualitätsschwierigkeiten zu kämpfen hatte, unter der auch wir als größter Kunde sehr gelitten haben, weil wir die Produkte von Sanochemia gern und in großer Menge verkaufen. Es war also nichts anderes als eine strategische Entscheidung: Wir investieren in unseren wichtigsten Lohnhersteller und Lieferanten, um ihn zu stabilisieren", erklärte Bender.
Die Schweizer Inpharsearch AG hält 25 Prozent an der Sanochemia, der Rest befindet sich in Streubesitz.
Eine weitere Kapitalerhöhung sei derzeit nicht geplant, sagte Bender. "Wir schließen das für eventuelle Wachstumsperspektiven oder Opportunitäten, die sich ergeben, nicht aus. Aber unser Unternehmen muss sich jetzt aus dem laufenden Cashflow selbst finanzieren."
(Schluss) ivn/bel
ISIN AT0000776307 WEB http://www.sanochemia.at
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