10.10.2016 09:30:00

Sachgütererzeuger behaupteten 2015 ihre Ertragskraft im wesentlichen

Die heimischen Sachgüterproduzenten konnten ihre Ertragskraft voriges Jahr im wesentlichen halten. Dass die Cash-Flow-Quote gemessen am Umsatz leicht von 8,6 auf 8,5 Prozent gesunken ist, führt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) auf die verhaltene Entwicklung der realen Bruttowertschöpfung zurück. 2016 dürfte sich die Quote gemäß Wifo-Schätzung ebenfalls kaum verändern.

Diese Seitwärtsbewegung spiegelt dem Institut zufolge die verhaltene Expansion der Sachgütererzeugung wider, die in den vergangenen Jahren jeweils 1,3 Prozent betragen hat, damit aber doch leicht über dem Wachstum der Gesamtwirtschaft gelegen ist.

Die Cash-Flow-Quote spiegelt die Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens wider und ist ein Indikator für die Fähigkeit von Firmen, aus den eigenen Umsatzerlösen Investitionen zu finanzieren, Schulden zu tilgen, Ertragssteuern zu entrichten oder Gewinne auszuschütten. Der Cash-Flow entspricht dem in einer Periode aus eigener Kraft erwirtschafteten Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben. Für die jährlichen Berichte zur Ertragskraft verwendet das Wifo seit 2014 Indikatoren aus der Bilanzdatenbank der KMU Forschung Austria.

Als besonders ertragreich erwiesen sich - gemessen an der durchschnittlichen Ertragsquote der Jahre 2008 bis 2014 - die Getränkeherstellung sowie die Produktion chemischer und pharmazeutischer Erzeugnisse. Für 2015 schätzt das Wifo den Cash-Flow gemessen am Umsatz etwa für die Pharmaproduzenten mit 12,0 und die Chemieerzeuger mit 10,5 Prozent, gefolgt von 10,1 Prozent in der Getränkeherstellung. Am höchsten war sie im Vorjahr mit 13,0 Prozent in der Papier/Pappe-Produktion, jedoch ist die Quote in dieser Branche recht volatil.

Relativ niedrig war die Cash-Flow/Umsatz-Relation 2008-14 in der Herstellung von Möbeln, von Textilien sowie von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren. 2015 war sie laut Wifo-Schätzung am niedrigsten in der Nahrungs- und Futtermittelproduktion mit 5,6 Prozent, gefolgt von je 5,8 Prozent bei den Textil- und den Bekleidungserzeugern.

Die Cash-Flow-Quote von Dienstleistern weicht naturgemäß von jener der Sachgütererzeuger ab - schließlich hat die Selbstfinanzierungskraft aufgrund des Geschäftsmodells im Dienstleistungssektor einen anderen Stellenwert. So sind Umsätze und Kapitalumschlagshäufigkeit im Handel hoch, und die Barmittelüberschüsse werden weniger von der Kapitalausstattung als von der Zahlungsbereitschaft und von der Wettbewerbsintensität bzw. der Marktkonzentration bestimmt, erinnert das Wifo im jüngsten Monatsbericht.

Am höchsten war die Cash-Flow-Quote in Dienstleistungsbranchen im Zeitraum 2008-15 in der "Vermietung von beweglichen Sachen" sowie bei "Rechts-, und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung" mit jeweils über 20 Prozent. Schlusslicht der umsatzgewichteten Stichprobe war "Handel mit Kfz, Instandhaltung und Reparatur von Kfz" mit 2,7 Prozent, gefolgt von der "Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften" mit 2,8 Prozent sowie dem Groß- und dem Einzelhandel (jeweils ohne Kfz) mit 4,0 bzw. 4,7 Prozent.

Unterschiedliche Bedeutung hat hier auch die Betriebsgröße: In der Sachgütererzeugung weisen kleinere Betriebe im Schnitt stets eine niedrigere Ertragsquote auf als größere. In den Dienstleistungsbranchen können auch kleine Unternehmen durch Nischenstrategien eine höhere Quote erwirtschaften. Auch die Performance nach dem Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 war unterschiedlich: In der Sachgüterproduktion war die Quote durchwegs rückläufig, während sie in manchen Dienstleistungsbranchen stieg - oft auch trotz sinkender Wertschöpfung. Erklären lässt sich das laut Wifo durchs Ausscheiden wenig ertragreicher Betriebe und durch Effizienzsteigerungen bestehender Firmen.

Stärker als die Cash-Flow-Quote ist die Eigenkapitalquote ein Strukturindikator - sie wird von der unternehmens- und branchenspezifischen Kapitalintensität und dem Geschäftsrisiko bestimmt. Doch auch die Ausprägung bestimmter Finanzierungsformen spielt eine Rolle. "Ist die Unternehmensfinanzierung über Bankkredite wegen der Absetzbarkeit der Zinszahlungen für die Unternehmen billiger als der Aufbau von Eigenkapital, so wird dies Auswirkungen auf die Finanzstruktur der Unternehmen haben", heißt es im Wifo-Monatsbericht.

2014 lag die Eigenkapitalquote großer österreichischer Sachgütererzeuger mit im Schnitt 41,2 Prozent im internationalen Vergleich leicht unter den Vergleichsländern (42,6 Prozent). Die Quote sinkt mit der Betriebsgröße: Für kleine und mittlere Sachgüterproduzenten blieb sie mit 36,0 Prozent deutlich unter dem internationalen Schnitt von 46,6 Prozent. Der Median - eine Hälfte liegt darüber, die andere darunter - zeigt ein ähnliches Bild, der Abstand vom Durchschnitt der Vergleichsländer ist aber für Großunternehmen größer. Jedoch würden diese internationalen Vergleiche nur grobe Anhaltspunkte bieten und seien "mit Vorsicht zu interpretieren", schränkt das Wifo ein.

(Schluss) sp/itz

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