Brexit-Bericht |
30.10.2018 17:47:00
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S&P rechnet bei hartem Brexit mit vier bis fünf Quartalen Rezession
Die S&P-Experten gehen aber in ihrem Basisszenario davon aus, dass es zwischen Großbritannien und der EU zu einem Abkommen kommen wird, gefolgt von einer Übergangsphase, die bis 2020 dauern und von einem Freihandelsabkommen gefolgt wird. Das Risiko eines harten Brexit sei aber gestiegen, so die Experten, mit Blick auf das ungelöste nordirische Grenzproblem.
Bei einem harten Brexit würde laut den S&P-Berechnungen im UK eine moderate Rezession von vier bis fünf Quartalen einsetzen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde 2019 um 1,2 Prozent und 2020 um 1,5 Prozent sinken. Danach würde die Wirtschaft wieder wachsen, bis 2021 aber immer noch um 5,5 Prozent unter dem Wert liegen, der bei einem geordneten Ausstieg erzielt werden könnte.
Die Arbeitslosigkeit würde von den derzeitigen Allzeittiefs von 4 Prozent auf über 7 Prozent im Jahr 2020 steigen. Die Hauspreise würden wahrscheinlich innerhalb von zwei Jahren um 10 Prozent fallen. Die Haushaltseinkommen würden sich zwischen 2019 und 2021 jedes Jahr um 2.700 Pfund verringern. Die Inflation würde steigen und Mitte 2019 einen Höchststand von 4,7 Prozent erreichen.
Im Falle eines harten Brexit würden auch die Bewertungen für britische Staatsanleihen unter Druck geraten, ihre Ratings würden wahrscheinlich verschlechtert, so S&P. Notfallpläne dürften die Unternehmen nur unzureichend vor Marktvolatilitäten und rechtlichen und regulatorischen Unsicherheiten oder verzögerten Grenzabfertigungen schützen. In London dürften die Büropreise in zwei bis drei Jahren um rund 20 Prozent fallen.
Am stärksten gefährdet dürften die britischen Banken sein. S&P rechnet allerdings auch im Falle von Firmenzusammenbrüchen mit keinen Bankausfällen, sondern bloß mit Auswirkungen auf die Vermögensqualität und schlechtere Profitabilität und Kapitalstruktur.
Im Bereich der strukturierten Finanzierungen dürften im Falle eines harten Brexit die operationalen Risiken und Kontrahentenrisiken deutlich höher werden, vor allem, wenn es zur Kündigung von Derivat-Vereinbarungen kommen sollte.
Auch bei den Versicherungen würde sich ein harter Brexit negativ auf ihre Ratings auswirken, als Resultat einer Herabstufung britischer Staatsanleihen, eines wirtschaftlichen Abschwunges, einer Finanzmarktvolatilität oder materieller operativer Herausforderungen.
Für den britischen öffentlichen Sektor würde dies bedeuten, dass rund die Hälfte der Sozialwohnungsträger wahrscheinlich unter einem negativen Ratingdruck leiden würden, falls die Immobilienpreise dem "No-Deal-Brexit"-Szenario entsprechen würden.
(Schluss) ggr/ivn
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