13.02.2019 16:42:45

S&P: Investoren und Aufseher werden AT1-Instrumente genau beobachten

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die spanische Bank Santander hat am Dienstag entgegen den Markterwartungen nicht mitgeteilt, dass sie ein hybrides Kapitalmarktinstrument in Höhe von 1,5 Milliarden Euro durch ein neues Geschäft ablösen wird. Standard & Poor's (S&P) erwartet, dass Investoren und Aufsichtsbehörden in nächster Zeit genau beobachten werden, ob andere Banken dem Beispiel Santanders folgen. S&P geht davon aus, dass sich der Preis künftiger Anleihen, die abgeschrieben oder in Eigenkapital (AT1) umgewandelt werden können, entsprechend dem Verhalten der Banken in nächster Zeit entwickeln wird.

Banken haben nach der Finanzkrise verstärkt sehr nachrangige Finanzinstrumente emittiert, die im Prinzip wie Wandelanleihen funktionieren. Sinkt die Eigenkapitalquote unter den geforderten Mindestwert, wird die Anleihe automatisch in Eigenkapital umgewandelt. Gerät eine Bank in Schwierigkeiten, kann sie ganz oder teilweise abgeschrieben werden. Auch müssen Banken unter bestimmten Umständen ihren Anleihegläubigern keine Zinsen zahlen.

Das alles hilft den Banken, in schwierigen Zeiten die gestiegenen Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen und es soll das Risiko vermindern, dass der Staat Banken retten oder mit Steuergeldern abwickeln muss. Die Banken müssen Investoren für die Ausfallrisiken recht hohe Zinsen bieten. Im Falle des Santander-Papiers sind es 6,25 Prozent.

In den vergangenen Jahren haben Banken meist von der in den Anleihebedingungen enthaltenen Möglichkeit Gebrauch gemacht, Anleihen vorzeitig zu tilgen und durch neue zu ersetzen. Das lag daran, dass die meisten dieser Papiere unter ungünstigen Rahmenbedingungen begeben worden waren und neue Papiere billiger zu werden versprachen.

Mit dem allgemeinen Anstieg von Anleiherenditen und Renditeabständen hat sich die Lage aber nun geändert. Banken können Geld sparen, wenn sie die Anleihe einfach weiter laufen lassen. Gleichwohl herrschte bisher unter Investoren die Erwartung vor, dass die Papiere beim erstmöglichen Termin nach fünf bis zehn Jahren abgelöst werden. Genau das hat Santander nicht getan, denn eine neue Anleihe wäre teurer geworden. Werden andere Institute nachziehen?

"Der Markt wird nun abwarten, ob auch andere Banken, bei denen eine Option zur Tilgung von AT1-Instrumenten näher rückt, untätig bleiben", schreibt S&P in einem Kommentar. Die Ratingagentur weist darauf hin, dass BBVA kürzlich signalisiert hat, am 19. Februar die Ablösung eines AT1-Papiers anzukündigen. Gleiches wird für KBC am 19. März erwartet. Im April ist es dann erneut an Santander, zu entscheiden, was mit der nächsten AT1-Fälligkeit wird. Im Mai folgen Nationwide und Lloyds.

"Sollte sich zeigen, dass auch andere Banken die Rückzahlungsoption nicht nutzen, würde das den Markt beeinflussen", prognostiziert S&P. Preisbewegungen seien dann auch am Sekundärmarkt für AT1-Instrumente zu erwarten.

Die Ratingagentur erwartet, dass Aufsichtsbehörden die Entwicklungen am AT1-Markt genau beobachten werden, weil ein starker Anstieg der Preise eine wichtige Eigenkapitalquelle der Banken beeinträchtigen könnte.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/bam

(END) Dow Jones Newswires

February 13, 2019 10:43 ET (15:43 GMT)

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