Erhöhte Gebühren 07.01.2022 16:56:00

Ryanair gibt Basis in Frankfurt auf - Aktie gibt nach

Ryanair gibt Basis in Frankfurt auf - Aktie gibt nach

Die fünf dort noch stationierten Flugzeuge sollen zum Flugplanwechsel am 31. März dieses Jahres auf kostengünstigere Flughäfen umverteilt werden, teilte das irische Unternehmen am Freitag mit. Als Beispiel wurde Nürnberg genannt, wo wieder zwei Flugzeuge stationiert werden sollen.

Sämtliche Flüge ab dem 31. März wurden storniert, wie Ryanair weiter mitteilte. Passagiere mit bereits gebuchten Tickets würden in den kommenden Tagen benachrichtigt und erhielten Rückerstattungen. Am Freitag waren zunächst auf der Ryanair-Buchungs-App noch Flüge nach dem genannten Datum angezeigt worden. Für die Frankfurter Crews bietet Ryanair nach eigenen Angaben in seinem stark wachsenden Europa-Netz alternative Arbeitsplätze an.

Als Grund für den Rückzug nannte die Gesellschaft die zum Jahreswechsel erhöhten Start- und Landegebühren am größten deutschen Flughafen. "Anstatt Ryanair einen Anreiz zum Bleiben und Wachsen zu geben, hat sich Frankfurt dafür entschieden, Verkehr und Arbeitsplätze durch eine Erhöhung der Flughafenentgelte zu vertreiben", heißt es in der Mitteilung. Der Bundesregierung hielt Ryanair-Manager Jason McGuiness vor, mit den milliardenschweren Beihilfen für Lufthansa den Wettbewerb verzerrt zu haben.

Ryanair war zum Sommerflugplan 2017 erstmals an den größten deutschen Flughafen gekommen, der als internationales Drehkreuz sein Angebot an preisgünstigen Europa-Flügen ausbauen wollte. Ryanair profitierte dabei von einem Anreizprogramm des Betreibers Fraport mit gesenkten Fluggebühren für neue Anbieter am Standort. Diese Anreize sind für Ryanair laut einem Fraport-Sprecher im Jahr 2020 ausgelaufen.

Der Flughafenbetreiber wies die Kritik der Iren als unberechtigt zurück. Mit einer genehmigten Preiserhöhung um 4,3 Prozent liege man im europäischen Vergleich der Drehkreuze sehr niedrig, sagte ein Sprecher. Nach Daten des Branchendienstes OAG hatte Ryanair in Frankfurt einen durchschnittlichen Marktanteil von rund 3 Prozent.

Der vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt getragene MDAX-Konzern Fraport muss sich nun verstärkt Gedanken machen über die Auslastung des nahezu fertiggestellten Flugsteigs G, der explizit auf die Bedürfnisse von Direktfluganbietern wie Ryanair zugeschnitten ist. Wegen der Corona-Krise war aber schon bislang eine Eröffnung erst gemeinsam mit dem gesamten Terminal 3 im Jahr 2026 vorgesehen. Nach Fertigstellung will Fraport den Flugsteig G in der ersten Jahreshälfte 2022 zunächst in den "ruhenden Betrieb" nehmen.

Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte der Airline-Chef Eddie Wilson, dass eine Rückkehr nach Frankfurt nur denkbar sei, wenn Fraport Low-Cost-Gesellschaften konsequent unterstütze. Ob man das Engagement am Hunsrück-Flughafen Hahn wieder hochfährt, hänge von der Entwicklung des insolventen Flughafens ab. Dort hatte Ryanair 1999 seine erste deutsche Basis gegründet und als "Frankfurt-Hahn" vermarktet.

Die eigentlich hochprofitable Ryanair hat wegen der fortlaufenden Corona-Krise ihre Prognose für das aktuelle Geschäftsjahr gesenkt. Das Unternehmen kalkuliert nun mit einem Fehlbetrag für das bis Ende März 2022 laufende Geschäftsjahr von 250 Millionen bis 450 Millionen Euro, nachdem die Airline zuletzt von einem Minus von 100 bis 200 Millionen Euro ausgegangen war. Beim Passagieraufkommen rechnet der Konzern nun mit unter 100 Millionen Fluggästen anstelle von mehr als 100 Millionen.

Im XETRA-Handel gibt die Ryanair-Aktie zeitweise um 1,06 Prozent auf 16,75 Euro nach.

/ceb/DP/ngu

FRANKFURT (dpa-AFX)

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