Preiskrieger der Lüfte |
07.06.2015 03:00:02
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Ryanair-Chef O’Leary und sein gnadenloser Kurs
von Florian Westermann, €uro am Sonntag
London für 7,49 Euro oder Rom für 15 Euro - mit Preisen wie beim Schlussverkauf mischt Ryanair-Chef Michael O’Leary Europas Flugbranche auf.
Die Zahlen, die O’Leary der Börse präsentierte, sorgten dort für Begeisterung - die Aktie markierte ein neues Allzeithoch. Europas führender Billigflieger steigerte seinen Umsatz im Ende März beendeten Geschäftsjahr um zwölf Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Ryanair 867 Millionen Euro, 66 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Gewinnmarge verbesserte sich von zehn auf 15 Prozent. Zum Vergleich: Die Lufthansa flog im vergangenen Jahr eine Gewinnmarge von weniger als einem Prozent ein.
Die Iren beförderten fast 91 Millionen Passagiere. Das ist ein Plus von elf Prozent und selbst für Ryanair ein erstaunlich kräftiger Zuwachs. Im laufenden Geschäftsjahr will O’Leary 100 Millionen Fluggäste befördern. Und im Jahr 2024 sollen es 160 Millionen sein.
O’Leary, der immer wieder mit absurden Ideen wie einer Toilettengebühr im Flugzeug oder einem Zuschlag für beleibtere Passagiere auf sich aufmerksam macht, verwies auf die gestartete Charme-Offensive. "Mit mehr Service haben wir Millionen neue Kunden gewonnen", sagte der Ryanair-Chef. Zuschläge etwa für Übergepäck wurden drastisch reduziert, Sitzplatzreservierungen vermeiden das Chaos beim Einsteigen, und bei zu großen Gepäckstücken drückt das Personal - früher undenkbar - auch mal ein Auge zu.
Außerdem steuert Ryanair immer öfter auch die großen Flughäfen an. Gerade Geschäftskunden wissen das zu schätzen. Das hat allerdings seinen Preis. Die Flughafengebühren legten im vergangenen Jahr um fast 100 Millionen auf 713 Millionen Euro zu.
Dass die Iren ihren Gewinn trotzdem so kräftig steigerten, liegt nicht nur am Passagierplus, sondern auch an den rückläufigen Treibstoffkosten. Auf knapp zwei Milliarden Euro belief sich die Tankrechnung O’Learys, rund 20 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Dabei waren die Ryanair-Maschinen deutlich öfter in der Luft.
Auch an anderer Stelle spart der Airline-Chef offenbar. Laut Recherchen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" müssen sich viele Flugkapitäne auf zumindest zweifelhafte Vertragskonstruktionen einlassen. Im Raum steht der Verdacht auf Sozialversicherungsbetrug und Steuerhinterziehung. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Koblenz richten sich allerdings nicht gegen Ryanair, sondern gegen in Deutschland stationierte Ryanair-Piloten und einen Personaldienstleister in England, der diese vermittelt, heißt es.
Ob Ryanair ungeschoren davonkommt, ist unklar. Im vergangenen Jahr wurden die Iren in Frankreich wegen Hinterziehung von Sozialversicherungsabgaben zu einer Zahlung von acht Millionen Euro verurteilt. Ein Klacks im Vergleich zum erwarteten Gewinn von bis 970 Millionen Euro in diesem Jahr.
O’Learys Geschäftspolitik mag schlecht fürs Image sein. Das aber kalkuliert der Bad Boy der Branche ein - den Geschäftserfolg schmälert es nicht.
Fazit: Ryanair ist der europäischen Konkurrenz weit überlegen. Da stört auch die ambitionierte Bewertung weniger. Spekulativ.
London für 7,49 Euro oder Rom für 15 Euro - mit Preisen wie beim Schlussverkauf mischt Ryanair-Chef Michael O’Leary Europas Flugbranche auf.
Die Zahlen, die O’Leary der Börse präsentierte, sorgten dort für Begeisterung - die Aktie markierte ein neues Allzeithoch. Europas führender Billigflieger steigerte seinen Umsatz im Ende März beendeten Geschäftsjahr um zwölf Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Ryanair 867 Millionen Euro, 66 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Gewinnmarge verbesserte sich von zehn auf 15 Prozent. Zum Vergleich: Die Lufthansa flog im vergangenen Jahr eine Gewinnmarge von weniger als einem Prozent ein.
Die Iren beförderten fast 91 Millionen Passagiere. Das ist ein Plus von elf Prozent und selbst für Ryanair ein erstaunlich kräftiger Zuwachs. Im laufenden Geschäftsjahr will O’Leary 100 Millionen Fluggäste befördern. Und im Jahr 2024 sollen es 160 Millionen sein.
O’Leary, der immer wieder mit absurden Ideen wie einer Toilettengebühr im Flugzeug oder einem Zuschlag für beleibtere Passagiere auf sich aufmerksam macht, verwies auf die gestartete Charme-Offensive. "Mit mehr Service haben wir Millionen neue Kunden gewonnen", sagte der Ryanair-Chef. Zuschläge etwa für Übergepäck wurden drastisch reduziert, Sitzplatzreservierungen vermeiden das Chaos beim Einsteigen, und bei zu großen Gepäckstücken drückt das Personal - früher undenkbar - auch mal ein Auge zu.
Außerdem steuert Ryanair immer öfter auch die großen Flughäfen an. Gerade Geschäftskunden wissen das zu schätzen. Das hat allerdings seinen Preis. Die Flughafengebühren legten im vergangenen Jahr um fast 100 Millionen auf 713 Millionen Euro zu.
Dass die Iren ihren Gewinn trotzdem so kräftig steigerten, liegt nicht nur am Passagierplus, sondern auch an den rückläufigen Treibstoffkosten. Auf knapp zwei Milliarden Euro belief sich die Tankrechnung O’Learys, rund 20 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Dabei waren die Ryanair-Maschinen deutlich öfter in der Luft.
Auch an anderer Stelle spart der Airline-Chef offenbar. Laut Recherchen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" müssen sich viele Flugkapitäne auf zumindest zweifelhafte Vertragskonstruktionen einlassen. Im Raum steht der Verdacht auf Sozialversicherungsbetrug und Steuerhinterziehung. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Koblenz richten sich allerdings nicht gegen Ryanair, sondern gegen in Deutschland stationierte Ryanair-Piloten und einen Personaldienstleister in England, der diese vermittelt, heißt es.
Ob Ryanair ungeschoren davonkommt, ist unklar. Im vergangenen Jahr wurden die Iren in Frankreich wegen Hinterziehung von Sozialversicherungsabgaben zu einer Zahlung von acht Millionen Euro verurteilt. Ein Klacks im Vergleich zum erwarteten Gewinn von bis 970 Millionen Euro in diesem Jahr.
O’Learys Geschäftspolitik mag schlecht fürs Image sein. Das aber kalkuliert der Bad Boy der Branche ein - den Geschäftserfolg schmälert es nicht.
Fazit: Ryanair ist der europäischen Konkurrenz weit überlegen. Da stört auch die ambitionierte Bewertung weniger. Spekulativ.
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