30.12.2014 10:58:00

Rubelkrise bringt laut Leitl auch gesunde Betriebe in Probleme

Der Rubel-Absturz stellt sogar gesunde Firmen, die in Russland investiert sind, vor große Probleme. Das fürchtet Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Etliche Betriebe müssen die russischen Währungsverluste auf ihr Investment in Euro stark abschreiben. Die Kontrollbank sichert politische Risiken ab, keine Währungsrisiken. Russische Kunden können sich Importe aus Europa immer weniger leisten.

Russland war erst 2013 als Zielmarkt österreichischer Güterausfuhren auf Rang 10 vorgerückt. "Das wird sich geändert haben", bedauert Leitl. "Ich möchte aber darauf hinweisen, dass der Vertrauensverlust der viel größere Schaden ist. Wo Misstrauen aufkommt, dort wird es sehr schwierig." Die Sanktionen verfolgt Leitl besorgt. Vor einer Verschärfung warnt er im APA-Gespräch ausdrücklich.

Der Wirtschaftskammerpräsident ist dem österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer "sehr dankbar, dass er das Problem offen anspricht." Fischer hat vor einer Verschärfung der Sanktionspolitik gegen Russland in der Ukraine-Krise gewarnt. Es wäre "unklug und schädlich" zu glauben, man könne Moskau auf diese Art so schwächen und unter Druck setzen, "um alle eigenen politischen Zielsetzungen durchzusetzen", hatte Fischer im APA-Interview erklärt. Auch die EU habe in der Krise Fehler gemacht.

Für Leitl steigt die Gefahr, dass die politischen Gräben durch die Sanktionen tiefer, alte Feindbilder wiederbelebt werden. "Wirtschaftlich richten die Sanktionen Schaden an, vor allem irreparable Vertrauensschäden." Auch in der deutschen Wirtschaft griffen Sorgen vor einem durch einen Sanktionswettlauf bedingten wirtschaftlichen Chaos in Russland um sich. In Europa würden Rufe nach diplomatischen Lösungen lauter, auch die österreichische Wirtschaft hofft sehr auf eine Entschärfung des Konflikts durch "politisch-wirtschaftliche Netzwerke".

"Es wird aber sicher nicht einfacher, wenn die Ukraine den Beitritt zur NATO fordert. So etwas sticht ins Herz Russlands", so Leitl.

In einer negativen Eigendynamik der politischen und wirtschaftlichen Spannungen sieht der Wirtschaftskammerchef die größte Gefahr für 2015. Im November ist die russische Wirtschaft erstmals seit 2009 ins Minus geraten. Mit schärferen Sanktionen würde man nur weiter in den Graben reinfahren, warnt Leitl.

In den letzten Wochen hat Leitl die Wirtschaftskammerspitzen Russlands, der Ukraine und Weißrusslands getroffen. "Wir versuchen vertrauensvolle Beziehungen und Investitionsprojekte so weit wie möglich weiterzuführen und Unsicherheiten zu klären." Dass es jetzt Sanktionen gebe, habe man zur Kenntnis zu nehmen, Österreich befinde sich dabei in europäischer Solidarität.

Das Finanzsystem in Russland wird von der Rubel-Talfahrt gerade besonders gebeutelt. Von den Ratingagenturen gab es für die Banken zuletzt fast täglich Rückstufungen. Neben den westlichen Sanktionen und dem Preisverfall beim russischen Exportprodukt Nummer eins, dem Rohöl, macht die russische Staatsspitze Devisenmarktspekulanten als Schuldige für die dramatische Rubel-Talfahrt aus. "Es gibt sicher mehr, die auf einen fallenden Rubel spekulieren als auf einen steigenden", sagt auch Leitl. Dass es derzeit spannend sei, gegen Russland zu spekulieren, liege auf der Hand. Horrorszenarien befürchtet der österreichische Kammerchef zwar nicht, die wahrscheinlichsten Szenarien über den Währungsverlust wären aber schlimm genug.

(Schluss) rf/ivn

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