Deutliche Ergebnissteigerung |
06.08.2021 16:16:00
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RTL-Aktie legt deutlich zu: RTL hebt nach gutem Halbjahr Prognose an und übernimmt Magazingeschäft von Gruner + Jahr
Vor allem aufgrund eines starken Wachstums der TV-Werbeumsätze zog der Gesamterlös des ersten Halbjahres um 13,7 Prozent auf 3 Milliarden Euro an. RTL profitierte zudem vom starken Geschäft mit Fremantle und Streaming-Angeboten. Organisch wäre es ein Plus um mehr als ein Fünftel gewesen. Das bereinigte Ergebnis lag mit 483 Millionen Euro gut 87 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2020. Das Nettoergebnis versechsfachte sich auf 929 Millionen Euro.
RTL übernimmt Magazingeschäft von Gruner + Jahr
Die RTL-Mediengruppe übernimmt die deutschen Magazingeschäfte und -marken des Hamburger Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr. Der Abschluss des Deals in Höhe von 230 Millionen Euro ist für den 1. Januar 2022 vorgesehen, wie die RTL Group am Freitag in Luxemburg mitteilte. Die Übernahme des Kerngeschäfts von Gruner + Jahr vereinbarten die RTL-Gruppe und Bertelsmann. Der Zeitschriftenverlag ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen des Konzerns. Bertelsmann hält zudem die Mehrheit der Anteile an der börsennotierten RTL Group.
Der Konzern in Gütersloh verfolgt schon länger die Strategie, dass in europäischen Märkten durch Zusammenschlüsse schlagkräftigere Medienunternehmen entstehen, um auf nationaler Ebene mit den internationalen Tech-Plattformen konkurrieren zu können.
Zu Gruner + Jahr zählen Titel wie "Stern", "Geo", "Brigitte", "Essen & Trinken", "Schöner Wohnen" und "Gala". Es gehören auch jüngere Marken wie "Chefkoch" dazu. 2020 lag der Umsatz des Hamburger Zeitschriftenverlags bei rund 1,14 Milliarden Euro.
Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe sprach von einer Zusammenführung von RTL Deutschland und Gruner + Jahr, man wolle einen crossmedialen "Champion" schaffen. Dafür soll eine Organisation geschaffen werden, Details sollen in den kommenden Monaten festgelegt werden. Zusammengerechnet wären beide Einheiten 2020 auf einen Umsatz von 2,63 Milliarden Euro gekommen. Rabe betonte, dass es sich bei der Zusammenführung nicht um ein Kosten-, sondern ein Wachstumsprogramm handele.
"Es entsteht ein journalistisches Powerhouse mit der Inhalte-Kompetenz von mehr als 1500 Journalistinnen und Journalisten", sagte Rabe. Durch die Zusammenführung könnten beide Seiten ihr Potenzial besser ausschöpfen. In crossmedialen Redaktionen sollen zum Beispiel exklusive Inhalte wie Dokumentationen entstehen. Das Ziel ist, größere Recherchen über mehrere Mediengattungen auszuspielen. Es wird voraussichtlich übergreifende Ressorts geben, die Identität der einzelnen Marken soll erhalten bleiben. Jährlich könnten perspektivisch Synergien von rund 100 Millionen Euro erzielt werden, die mehrheitlich umsatz-, also wachstumsgetrieben sind. Über die künftige Führungsstruktur der Organisation wurde noch nichts bekannt.
RTL übernimmt allerdings nicht alle Geschäfte des Hamburger Verlags. So bleiben bei Bertelsmann etwa die 25-Prozent-Beteiligung an der Spiegel-Gruppe und die Beteiligung an der DDV Mediengruppe, zu der die "Sächsische Zeitung" gehört.
Rabe zufolge bleibt Hamburg der Sitz von Gruner + Jahr. Es werde künftig eine Gruner + Jahr Deutschland GmbH geben, auf die die Kern-Publishing-Geschäfte des Verlags übertragen werden. Rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in Hamburg und den übrigen aktuellen Standorten sitzen, darunter 800 Journalisten. Große Umzugsaktionen seien nicht geplant. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) forderte von der RTL Group, dass nach der Übernahme von Gruner + Jahr die journalistischen Arbeitsplätze in Hamburg und Berlin und deren Tarifbindung erhalten bleiben. Ähnlich äußerte sich die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (DJU) bei Verdi. Die Mediengruppe RTL in Deutschland hat in Köln ihren Sitz.
In den vergangenen Jahren zog sich das Verlagshaus Gruner + Jahr aus ausländischen Märkten zurück, etwa aus den Niederlanden, Spanien und Österreich. Man wollte sich verstärkt auf den heimischen Markt konzentrieren. Vor einiger Zeit wurde bekannt, dass sich der Verlag auch von seiner französischen Magazinsparte mit dem Tochterunternehmen Prisma Media, das als führender Publikumszeitschriftenverlag in Frankreich gilt, trennt.
Die RTL Group steuert im Bertelsmann-Konzernportfolio den vergleichsweise größten Umsatzanteil bei. Die RTL Group geht davon aus, dass der eigene Umsatz im Jahr 2021 bei 6,5 Milliarden Euro liegen werde.
Im Februar war bekanntgeworden, dass die Mediengruppe RTL Deutschland und der Hamburger Zeitschriftenverlag eine stärkere Zusammenarbeit ausloten. Es sollten verschiedene Optionen geprüft werden. Das Ziel war neben einer engeren Kooperation auf verschiedenen Feldern auch die Entwicklung einer gemeinsamen Wachstumsstrategie.
Bertelsmann setzt schon seit längerem auf die inhaltliche Verzahnung von Unternehmensbereichen. Im Medienbereich ist das deutlich zu sehen: Zeitschriftenmarken, TV und der Audiobereich tauschen Inhalte aus und gehen für Projekte Kooperationen ein. So entstehen zum Beispiel gemeinsame Dokus oder Podcasts. Dahinter steht auch die Strategie "Champions" - also Größe in einem Marktumfeld. Bertelsmann-Chef Rabe betonte in den vergangenen Monaten immer wieder, dass er nationale "Champions" in europäischen Märkten schaffen wolle, um so auch internationalen Streamingkonkurrenten wie Netflix und Amazon regional etwas entgegensetzen zu können. Rabe sagte zu RTL und Gruner + Jahr: "Wir wollen von einer punktuellen Zusammenarbeit in einzelnen Bereichen zu einer systematischen Zusammenarbeit kommen."
Auch für andere Länder prüfte RTL Optionen, mit unterschiedlichen Ergebnissen: In Frankreich hält die RTL Group Anteile an der Fernsehgruppe M6. Diese soll bis Ende 2022 mit der französischen Sendergruppe TF1 zusammengehen. Die RTL-Gruppe würde dort zunächst ihren gesamten Anteil in das fusionierte Unternehmen einbringen und dann Anteile an den TF1-Eigentümer Bouygues verkaufen. Am Ende will die RTL Group als zweitgrößter Aktionär am neuen Konzern beteiligt sein.
In den Niederlanden will RTL Nederland 2022 mit John de Mols Medienunternehmen Talpa Network fusionieren. Eine strategisch wichtige Rolle soll der RTL-Streamingdienst Videoland bekommen. In Belgien will sich RTL von seinen TV- und Radiosendern trennen.
So reagiert die RTL-Aktie
Ein optimistischerer Jahresausblick könnte bei den Aktien des Medienkonzerns RTL Group für einen Befreiungsschlag sorgen. Noch ist dieser allerdings nicht gelungen, wenngleich die Aktien den SDAX am Freitag mit einem Plus von zuletzt 6,39 Prozent auf 50,15 Euro anführten. In der Spitze war es bis auf 50,50 Euro nach oben gegangen, womit die Anleger auf einen Ausbruch aus dem Seitwärtstrend der vergangenen Monate zwischen rund 46 und rund 51 Euro hoffen durften. Dann aber schrumpfte das Kursplus, der Vorstoß könnte also scheitern.
Der diesjährige Umsatz des Medienkonzerns soll nun bei 6,5 Milliarden Euro und das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) bei 1,05 Milliarden liegen. Zuvor waren für diese beiden Kennziffern 6,2 Milliarden und 975 Millionen Euro als Ziele kommuniziert worden. Vor allem aufgrund eines starken Wachstums der TV-Werbeumsätze zog der Gesamterlös des ersten Halbjahres an. Das Ebita lag mit 483 Millionen Euro gut 87 Prozent höher als im pandemiegeprägten Vorjahreszeitraum.
Laut einem Händler war eine starke erste Jahreshälfte keine komplette Überraschung, der Ausblick sei aber stärker angehoben worden als gedacht. Er verwies dabei auf einen guten Trend im TV-Geschäft mit stark anziehenden Werbeerlösen - ein Effekt, der sich zuvor schon beim Konkurrenten ProSiebenSat.1 gezeigt habe. Dessen Aktien kletterten am Morgen im Schlepptau um zuletzt drei Prozent. Sie erholten sich damit von ihrem schwachen Vortag.
Außerdem vermeldete die Mediengruppe am Freitag die Übernahme der deutschen Magazingeschäfte und damit einem wesentlichen Teil der Verlagsgruppe Gruner + Jahr, die auch zum RTL-Mutterkonzern Bertelsmann gehört. Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe sprach davon, mit der Zusammenführung einen crossmedialen "Champion" schaffen zu wollen. Der Kaufpreis beträgt nach RTL-Angaben 230 Millionen Euro ohne Barmittel und Schulden.
/ngu/zb
LUXEMBURG (dpa-AFX)
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