30.05.2021 17:04:40
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ROUNDUP: Wirbel um neuen Chef der Werte-Union - Kritik wegen AfD-Nähe
BERLIN (dpa-AFX) - Die Wahl des Ökonomen Max Otte zum neuen Vorsitzenden der konservativen Werte-Union hat erheblichen Wirbel ausgelöst. Politiker etwa von Grünen, FDP und SPD warfen dem 56-Jährigen Nähe zur AfD vor, SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sprach von einem "Putsch der AfD-Treuen". Auch innerhalb des Vereins brach ein Streit aus. Mehrere Landesverbände warnten vor einer Spaltung der Werte-Union und forderten Otte zum Rückzug auf. Glückwünsche hingegen kamen vom AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla.
"Schade, dass wir Prof. Otte im Kuratorium der Erasmus-Stiftung verloren haben", twitterte Chrupalla. Der Fondsmanager Otte war laut Medienberichten noch bis Januar 2021 Kuratoriumsvorsitzender der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Otte selbst schrieb auf Twitter zu seiner Wahl: "Ich danke für das mir entgegengebrachte Vertrauen und hoffe, dem gerecht zu werden." Otte hatte 2017 in einem Interview der "Wirtschaftswoche" angekündigt, er wolle bei der Bundestagswahl die AfD wählen.
Die CDU wollte die Wahl nicht kommentieren. "Die Werte-Union ist keine Gruppierung der CDU. Deshalb äußern wir uns dazu nicht", sagte ein Parteisprecher auf Anfrage. Die Werte-Union sieht sich als Vertretung der konservativen Strömung in der Union, ist aber keine offizielle Parteigliederung.
Der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, schrieb am Sonntag auf Twitter, die Union müsse die konservative Wurzel stärken, aber brauche dazu keine zusätzliche Gruppierung und schon gar nicht diese. "Jetzt schafft sich die Truppe selbst ab! Die Auflösung wäre der richtige Schritt." Das habe mit Union nichts mehr zu tun.
Mit der Wahl Ottes habe es in der CDU-nahen Werte-Union "den Putsch der AfD-Treuen gegeben", kommentierte SPD-Generalsekretär Klingbeil. CDU-Chef Armin Laschet sei zu schwach, um die "Rechtsverschiebung der CDU" aufzuhalten. "Nach der Bundestagskandidatur von Maaßen jetzt die Personalie Otte. Das sind keine guten Signale vor der Wahl in Sachsen-Anhalt, vor der immer mehr Kräfte in der Landes-CDU für eine Zusammenarbeit mit der AfD werben."
Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen tritt in Südthüringen für die CDU zur Bundestagswahl an. Maaßen ist wegen seiner Haltung unter anderem zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung umstritten.
Der bisherige Vorsitzende Alexander Mitsch, der im März seinen Rückzug angekündigt hatte, bestätigte der Deutschen Presse-Agentur die Wahl Ottes zum neuen Vorsitzenden der Werte-Union. Mitsch sagte der dpa: "Ich bin sicher, dass die große Mehrheit der Mitglieder weiterhin zwar eine Politikwende, aber keine Zusammenarbeit mit der AfD oder Linken will."
Innerhalb der Werte-Union löste die knappe Wahl Ottes zum neuen Vorsitzenden Streit aus. In einer Erklärung des Landesverbandes Bayern etwa, die der dpa vorliegt, hieß es: "Mit Max Otte, der von 2018 bis 2021 im Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung tätig war, ist leider eine völlige politische Neuausrichtung der WerteUnion verbunden, die mit unserem wirtschaftsliberalen und wertkonservativen Gründungsmanifest nichts mehr zu tun haben wird."
Wegen der Wahl von Otte hätten die bisherigen bayerischen Amtsinhaber und Kandidaten beschlossen, sich für kein Amt im Bundesvorstand mehr zur Verfügung zu stellen. Die Mitglieder der Landesverbände Baden-Württemberg, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen Anhalt seien Bayern gefolgt, hätten ihre Kandidaten ebenfalls zurückgezogen und größtenteils eine Tagung in Fulda vorzeitig verlassen.
Weiter hieß es: "Die Frage einer Spaltung oder Auflösung der WerteUnion liegt jetzt allein in der Hand von Max Otte und dem unter mehr als ungewöhnlichen Umständen neu gewählten Bundesvorstand der WerteUnion." Otte wurde zum Rücktritt aufgefordert.
Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner schrieb auf Twitter, er erwarte von CDU-Chef Laschet, dass er seinen Worten Taten folgen lasse und eine "klare Brandmauer gegen Rechtsaußen" ziehe. FDP-Generalsekretär Volker Wissing mahnte, die Union müsse aufpassen, dass das inhaltliche Vakuum, welches Bundeskanzlerin Angela Merkel hinterlasse, nicht von rechten Populisten gefüllt werde./hoe/DP/zb
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