14.12.2017 22:50:40
|
ROUNDUP: Steinhoff-Hauptaktionär Wiese zieht sich von Konzernspitze zurück
KAPSTADT/AMSTERDAM (dpa-AFX) - Der von einem Bilanzskandal erschütterte Möbelhersteller Steinhoff (Steinhoff International) macht einen personellen Schnitt. Hauptaktionär, Aufsichtsratsvorsitzender und Übergangschef Christo Wiese verliert dabei deutlich an Einfluss: Zum einen scheidet er aus dem obersten Führungszirkel aus, zum anderen sinkt sein Einfluss als größter Aktionär.
Wiese habe dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt angeboten und das Gremium habe akzeptiert, teilte Steinhoff am Donnerstagabend mit. Auch sein Sohn Jacob Wiese scheidet aus dem Kontrollgremium aus. Die gelernte Investmentbankerin Heather Sonn, die bereits als einfaches Mitglied im Aufsichtsrat sitzt, übernimmt den Vorsitz.
Der Steinhoff-Konzern mit niederländischer Rechtsform und operativem Sitz in Südafrika befindet sich seit Anfang Dezember in einer schweren Krise, nachdem wegen Bilanzunregelmäßigkeiten ermittelt wird und Chef Markus Jooste gehen musste. Erst am Vortag hatte Steinhoff mitgeteilt, dass der Jahresabschluss 2016 neu erstellt werden muss. Steinhoff ist der Mutterkonzern des Möbelhändlers Poco, der sich allerdings nicht von den Turbulenzen betroffen sieht.
Christo Wiese ist mit rund einem Viertel der Anteile größter Aktionär von Steinhoff, war Aufsichtsratschef und führte seit Joostes Weggang den Konzern übergangsweise. Dies hatte für Kritik gesorgt - der Vorwurf der Interessenverquickung stand im Raum. Mit dem Rückzug sollten mögliche Interessenkonflikte ausgeschlossen werden, hieß es. Er werde dem Unternehmen aber zur Seite stehen, wenn dies nötig sei.
Der Einfluss von Wiese auf Steinhoff schwindet auch als Anteilseigner: Banken, denen er Steinhoff-Aktien als Sicherheit zur Finanzierung eines Geschäfts überlassen hatte, haben diese verkauft, wie das Unternehmen ebenfalls am Donnerstagabend mitteilte. Es handelt sich um 98 Millionen Papiere, was gut 2 Prozent am Unternehmen entspricht. Ein von Wiese geschmiedetes Bündnis zur Kontrolle von Steinhoff zerbrach damit automatisch, da der gesamte Anteil dieses sogenannten Voting Pools durch den Anteilsverkauf unter die festgelegte Schwelle von 30 Prozent rutschte.
Am verkauften Aktienpaket zeigt sich die ganze Dramatik der Steinhoff-Krise: Vor zwei Wochen, als der Kurs in Frankfurt noch bei 3,50 Euro stand, war das Paket fast 350 Millionen Euro wert. Nun haben die Banken lediglich 49 Cent pro Aktie erhalten und damit insgesamt keine 50 Millionen Euro mehr.
Seit Anfang des Monats war die Steinhoff-Aktie in der Spitze um fast 90 Prozent eingebrochen und zum "Pennystock" geworden - in der Vorwoche war es für das Papier zeitweise bis auf 0,35 Euro heruntergegangen. Am Donnerstag ging die Aktie mit 0,57 Euro aus dem regulären Handel.
Um die Nerven der Investoren zu beruhigen, hat Steinhoff bereits Verkäufe von Randbereichen angekündigt, die rund eine Milliarde Euro in die Kasse spülen sollen. Nächste Woche steht ein Treffen mit kreditgebenden Banken an.
Die Zeit drängt: Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit von Steinhoff auf Ramsch abgestuft. Das bedeutet, dass Moody's ernste Bedenken hat, dass Steinhoff seine Schulden zuverlässig zurückzahlen kann.
Vor diesem Hintergrund hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Käufe von Steinhoff-Anleihen gestoppt. Das sagte EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt. Mit welchem Betrag die Zentralbank bei Steinhoff investiert, ist nicht bekannt - sie gibt dies generell nicht an. Die EZB kauft monatlich Unternehmens- und Staatsanleihen, um die Inflation im Euroraum anzukurbeln und die Konjunktur anzuschieben. Es sei nicht ungewöhnlich, dass es Verluste gebe, sagte Draghi./das/la
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Steinhoffmehr Nachrichten
Keine Nachrichten verfügbar. |