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05.11.2023 14:26:38

ROUNDUP: Länder und Kommunen wollen vom Bund mehr Geld für Flüchtlinge

BERLIN (dpa-AFX) - Vor dem Migrationsgipfel an diesem Montag im Kanzleramt fordern Länder und Kommunen vom Bund vehement mehr Geld für die Versorgung von Flüchtlingen. Das bisherige Angebot reiche nicht, wie mehrere Ministerpräsidenten und der Deutsche Städtetag deutlich machten. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sieht auch die Glaubwürdigkeit des Staates auf dem Spiel. Er sieht das Treffen als wesentlich für die politische Zukunft des Landes an.

Am Montag sprechen die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin über Maßnahmen zur Begrenzung der irregulären Migration. Es geht aber auch um die Kosten der Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen. Der Bund will nach Angaben der Länder seinen Anteil von 3,75 auf 1,25 Milliarden Euro reduzieren. Das wollen diese nicht hinnehmen. In einem Beschluss hatten sie Mitte Oktober eine Pauschale von 1,25 Milliarden Euro sowie pro Migrant mindestens 10 500 Euro verlangt. Außerdem soll der Bund die Unterkunftskosten vollständig übernehmen.

Sachsen-Anhalts Regierungschef Haseloff (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Der Bund trägt die Verantwortung für die Sicherung der Außengrenzen. Da kann es nicht sein, dass der Bund nur einen Bruchteil der Kosten übernehmen will." Die Kapazitätsgrenzen seien erreicht. Kommunen und Länder könnten die Dauerbelastung nicht mehr bewältigen. "Weil wir die Zuwanderung nicht steuern und illegale Migration nicht stoppen, müssen immer mehr Haushaltsmittel für diesen Bereich aufgewendet werden. Das akzeptieren viele Menschen nicht mehr", betonte der CDU-Politiker.

Nötig sei jetzt ein "echter Durchbruch", sagte Haseloff. "Ansonsten werden wir als Staat insgesamt weiter an Glaubwürdigkeit verlieren. Der Rechtsruck ist in vollem Gange. Letztendlich entscheidet der Montag nicht unwesentlich über die politische Zukunft Deutschlands."

Kommunen "am Anschlag" - Bevölkerung "verunsichert"

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte der dpa, viele Kommunen seien mit der Unterbringung von Geflüchteten "am Anschlag". "Unstrittig ist auch, dass die Stimmung in der Bevölkerung sehr verunsichert ist." Dreyer gestand aber auch zu, die Bundesregierung habe in kurzer Zeit weitreichende Länderforderungen umgesetzt, um die Flüchtlingsbewegung zu begrenzen. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) forderte "mehr Klarheit und Ordnung" in der deutschen Flüchtlingspolitik. "Wer unsere Hilfe braucht, bekommt sie. Dafür muss endlich die Finanzierung sicher geklärt werden", sagte sie der dpa.

Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, sagte der "Rheinischen Post" (Samstag): "Wenn mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen, muss die Unterstützung des Bundes steigen." Das müsse am Montag endgültig verabredet werden. "Es versteht vor Ort niemand mehr, dass einerseits immer mehr Asylbewerber kommen und andererseits der Bund zu keiner fairen Finanzierung der Kosten bereit ist", kritisierte die SPD-Politikerin.

So äußerte sich auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst. "Das Wichtigste ist, das wir rauskommen aus diesem Gefeilsche", sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". Klar sei: "Kommen mehr Menschen zu uns, dann muss auch mehr Geld fließen. Wir brauchen endlich das vom Bundeskanzler zugesagte atmende System." Dringend nötig seien auch mehr Rückführungsabkommen mit Herkunftsländern. "Wir sollten uns nicht hinter Europa verstecken", betonte Wüst. "Das ist auch eine nationale Aufgabe."

Städtetagspräsident Markus Lewe forderte in den Funke-Zeitungen, Scholz solle "deutlich mehr im Gepäck haben als die bisher angekündigten 1,7 Milliarden Euro für eine Pro-Kopf-Pauschale". Der Betrag für die Pauschale müsse "mindestens verdoppelt werden". Das Treffen am Montag werde nur dann ein voller Erfolg, "wenn wir endlich ein atmendes System der Finanzierung bekommen, das sich den Flüchtlingszahlen dynamisch anpasst und bereits für 2024 im Bundeshaushalt abgesichert ist", sagte Lewe.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Filiz Polat verlangte "ein klares Signal des Kanzlers zur angemessenen finanziellen Unterstützung der Kommunen mit dem Ziel einer fairen Kostenteilung zwischen Bund und Ländern". Konkrete Lösungen für die Kommunen seien besser als "Scheindebatten über Sozialleistungskürzungen und Sachleistungen" für Asylbewerber, sagte sie der dpa. Die Grünen-Innenexpertin Misbah Khan mahnte: "Angesichts der zunehmenden internationalen Konkurrenz um Arbeitskräfte können wir uns keine migrationsfeindliche Stimmung im Land leisten."

Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) verlangte, für Flüchtlinge die Arbeitsaufnahme zu erleichtern. "Wer die Perspektive hat, dauerhaft bei uns zu bleiben, der muss sehr viel schneller und einfacher die Möglichkeit haben, hier zu arbeiten und seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen."

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, forderte dauerhafte Lösungen. "Was uns jetzt nicht hilft, sind täglich neue aufgeladene Debatten über Scheinlösungen, Obergrenzen für Geflüchtete und Integrationsgrenzen", sagte sie den Funke-Zeitungen. FDP-Fraktionschef Christian Dürr bekräftigte in der "Augsburger Allgemeinen" die Forderung seiner Partei, die Leistungen für ausreisepflichtige abgelehnte Asylbewerber deutlich abzusenken./sk/DP/he

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