07.11.2012 15:30:31

ROUNDUP: Industrie gerät wegen schwacher Binnennachfrage unter Druck

    BERLIN (dpa-AFX) - Das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland gerät weiter unter Druck - neben der Eurokrise wird zunehmend auch die schwächelnde Binnennachfrage zur Belastung. Im September sei die Gesamtproduktion um 1,8 Prozent zum Vormonat gesunken, teilte das Wirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin mit. Das ist der stärkste Rückgang seit April. Bankvolkswirte wurden von den Zahlen negativ überrascht, sie hatten mit einem Minus von lediglich 0,7 Prozent gerechnet. Im Jahresvergleich war die Produktion um 1,2 Prozent gefallen, nach minus 1,3 Prozent im August.

 

    Besonders hart traf es im September die Industrie, die ihre Produktion um 2,3 Prozent einschränkte. Der deutliche Rückgang der deutschen Industrieproduktion im September ist nach Einschätzung der Commerzbank-Analysten vor allem auf den Einbruch der Autoproduktion zurückzuführen. "Die Zahlen unterstreichen, dass die Industrie der schwachen Nachfrage insbesondere aus dem Inland mehr und mehr Tribut zollen muss." Bisher hatten vor allem sinkende Nachfrage aus den Euro-Krisenländern die Eurozone belastet. Der Energiesektor fuhr seinen Ausstoß im September um 0,3 Prozent zurück, während das Baugewerbe um 2,7 Prozent zulegte.

 

SCHWACHE AUFTRAGSENTWICKLUNG

 

    Die enttäuschenden Produktionszahlen folgen auf schwache Daten zu den Neuaufträgen vom Dienstag. Demnach hat die deutsche Industrie im September den stärksten Auftragsrückgang seit einem Jahr hinnehmen müssen. "Die Industrieproduktion für das Jahresschlussquartal ist durch die schwache Bestelltätigkeit vorbelastet", schreibt das Wirtschaftsministerium.

 

    Die Postbank sieht die deutsche Wirtschaft nach den enttäuschenden jüngsten Daten zur Gesamtproduktion vor einer Schwächephase. Die Aussichten für das Schlussquartal seien trübe, schreiben die Analysten am Mittwoch. "Durch den schwachen September ist die Industrie von einem niedrigen Niveau aus in das laufende Quartal gestartet."

 

    Laut NordLB ist im Gesamtjahr 2012  trotz einer rückläufigen Wirtschaftsleistung im vierten Quartal dennoch mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 0,6 Prozent zu rechnen. "Die Rezession bleibt uns damit - anders als einer Reihe anderer Länder - erspart." Eine Belebung ist laut Commerzbank erst im Frühjahr zu erwarten, wenn die Unsicherheit über das weitere Schicksal der Währungsunion auch aus den Köpfen der Unternehmer verschwunden sei.

 

EUROKURS UND Aktien GERATEN UNTER DRUCK

 

    An den Finanzmärkten ging nach den Daten die Risikoneigung zurück. Der Eurokurs (Dollarkurs) fiel auf ein Tagestief von 1,2737 US-Dollar, nachdem er im Vormittagshandel auf 1,2876 Dollar gestiegen war. Der für den Anleihemarkt richtungsweisende Euro-Bund-Future legte nach den den Daten deutlich zu, während der deutsche Aktienmarkt (DAX) unter Druck geriet.

 

^Die Entwicklung im Überblick

 

                                September     Prognose     Vormonat

 

Gesamtproduktion Monatsvergleich           -1,8         -0,7         -0,4r   Jahresvergleich            -1,2         +0,1         -1,3r°

 

(r=revidiert, Angaben in Prozent) /jsl/hbr/fbr

 

 

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!