14.09.2015 16:13:39
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ROUNDUP: IG Metall befürchtet Verlust von Arbeitsplätzen im Schiffbau
HAMBURG (dpa-AFX) - Die Werften in Deutschland beschäftigen wieder mehr Arbeitnehmer. Anfang September arbeiteten rund 15 590 Beschäftigte bei den Schiffbaubetrieben und damit 2,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das ergab eine Umfrage der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (Bremen) im Auftrag der IG Metall Küste, die am Montag in Hamburg vorgelegt wurde. Dazu kommen noch Leiharbeiter und Arbeitnehmer, die im Rahmen von Werkverträgen beschäftigt sind, so dass der deutsche Schiffbau insgesamt rund 25 700 Arbeitsplätze bietet. Das wären gut 1500 mehr als vor einem Jahr. Kurzarbeit und befristete Beschäftigung sind zur Zeit im Schiffbau kein Thema.
Die Gewerkschaft wertete das Ergebnis positiv, sieht aber bedenkliche Auftragslücken auf die Branche zukommen. "Einige Betriebe wie Nordic Yards in Wismar, Rostock und Stralsund, die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft oder Nobiskrug in Rendsburg benötigen dringend neue Aufträge", sagte Bezirksleiter Meinhard Geiken. "Die Auslastung reicht teilweise nur noch für einige Monate aus." Anderen Werften dagegen geht es sehr gut. "Im Nordwesten Niedersachsens ist die Situation exzellent", sagte IG-Metall-Schiffbauexperte Heino Bade. Das betrifft Werften wie Meyer, Lürssen, Fassmer, die Lloyd-Werft oder Abeking&Rasmussen.
Insgesamt gingen bei den deutschen Werften in den vergangenen zwölf Monaten 25 Aufträge für neue Schiffe ein, darunter allein 17 für Passagierschiffe und Jachten. Das Problem: Von den Aufträgen profitieren nur sieben der 40 Werftbetriebe in Deutschland. Besonders enttäuscht sind die Gewerkschafter, weil erstmals seit fünf Jahren kein Auftrag aus dem Offshore-Bereich einging. Weil gegenwärtig das Fördersystem für die Windenergie auf See zum wiederholten Mal umgestellt wird, halten sich Investoren zurück. "Die Auftragskette droht wieder abzureißen", warnte Geiken. "Nur wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen und der weitere Ausbau nicht durch neue Vorgaben behindert wird, lassen sich erneute Insolvenzen und Massenentlassungen vermeiden."
Unpopulär ist bei den Gewerkschaftern auch, dass die Aufträge für das geplante neue Mehrzweckkampfschiff (MKS) 180 der Marine im Wert von rund vier Milliarden Euro europaweit ausgeschrieben wurde. "Dafür haben wir kein Verständnis", sagte Bade. Der Wettbewerb in Europa sei verzerrt; Staatswerften aus Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien könnten die deutschen Unternehmen unterbieten. Das schwäche die industrielle Basis und führe zu Knowhow- und Kompetenzverlust./egi/DP/men
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