23.03.2017 13:29:40

ROUNDUP: Banken decken sich bei EZB reichlich ein - HVB sichert sich Milliarden

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Banken im Euroraum haben eine vorerst letzte Gelegenheit, sich mit extrem günstigen Langfristkrediten zu versorgen, stark genutzt. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag mitteilte, erhielten die 474 interessierten Geldhäuser insgesamt 233,5 Milliarden Euro an EZB-Krediten. Das liegt deutlich über den Markterwartungen von im Mittel 110 Milliarden Euro. Die Spanne der von Analysten erwarteten Summen war allerdings sehr groß.

Die jetzige Kreditrunde ist die mit Abstand größte seit Beginn des Programms im September 2014. Zeitweise war das Interesse der Banken an den Geldspritzen so gering, dass die Zuteilung sehr klein wurde. Fachleute erklärten dies seinerzeit mit der ohnehin üppigen Liquiditätsausstattung der Banken durch die EZB, nicht zuletzt infolge der Anleihekäufe der Notenbank.

Zur Verteilung der Kreditsumme auf die einzelnen Banken teilte die EZB wie üblich nichts mit. Allerdings gab die italienische Großbank UniCredit bekannt, dass sie alleine 24,4 Milliarden Euro, also mehr als zehn Prozent der insgesamt nachgefragten Kreditsumme, in Anspruch genommen habe. 15,5 Milliarden Euro erhalte die italienische Niederlassung, der Rest verteile sich auf die Niederlassungen in Deutschland, Österreich und Osteuropa.

Die jüngste Kreditrunde wurde unter Fachleuten mit Spannung erwartet. Denn nach einer weiteren geldpolitischen Lockerung durch die EZB sieht es zurzeit nicht aus. Im Gegenteil: Es mehren sich Stimmen unter den Notenbankern, die auf eine perspektivisch straffere Geldpolitik schließen lassen. Deshalb dürften viele Banken die Langfristkredite als letzte Gelegenheit angesehen haben, sich für einen langen Zeitraum billiges Zentralbankgeld zu besorgen.

Die Banken hätten sich an der EZB-Geldtankstelle nochmals günstig mit Treibstoff versorgt, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, die hohe Nachfrage. "Alleine die leicht gestiegene Wahrscheinlichkeit einer EZB-Zinserhöhung dürfte für die Banken ausgereicht haben, um sich nochmals kräftig bei den Frankfurter Währungshütern einzudecken." Zudem nannte Gitzel das Risiko eines Sieges von Marine Le Pen bei den französischen Präsidentschaftswahlen. Sollte es infolgedessen zu Marktturbulenzen kommen, sei ein Liquiditätspolster von Vorteil.

Die Langfristkredite (TLTROs) der EZB haben eine Laufzeit von bis zu vier Jahren. Die Banken erhalten die Kredite zum Nullzins, abhängig von ihrer Kreditvergabe kann der Zins sogar negativ werden. In diesem Fall müssten die Institute also nicht nur keinen Kreditzins bezahlen, sondern erhalten sogar quasi eine Prämie. Wie die EZB bereits angekündigt hat, werden die Langfristkredite vorerst nicht fortgeführt./bgf/jkr/jha/

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