03.12.2007 14:24:00

ROUNDUP 3: Swiss Life will AWD für rund eine Milliarde Euro übernehmen

        (neu: Äußerung von Pressekonferenz)

 

    HANNOVER/ZÜRICH (dpa-AFX) - Der Schweizer Lebensversicherer Swiss Life   will den deutschen Finanzdienstleister AWD  für rund eine Milliarde Euro übernehmen. Den AWD-Aktionären solle 30 Euro je Anteil geboten werden, teilten die Unternehmen am Montag in Hannover mit. Das formelle Übernahmegebot solle Anfang Januar vorgelegt werden, kündigte Swiss-Life-Chef Rolf Dörig an. Der AWD-Vorstand befürwortet die Offerte und beabsichtigt, den Aktionären die Annahme des Angebots zu empfehlen. Die Familie Maschmeyer um den Vorstandsvorsitzenden Carsten Maschmeyer, die derzeit rund 30 Prozent der Anteile hält, will die Offerte für rund zwei Drittel ihrer Aktien annehmen.

 

    Mit dem Verkauf von rund 20 Prozent der AWD-Aktien wird die Familie Maschmeyer rund 230 Millionen Euro erlösen. Der Verkauf sei bereits "unwiderruflich" vereinbar worden, sagte Dörig. "Selbstverständlich versuchen wir, auch von der Familie Maschmeyer so viele ausstehende Aktien wie möglich zu kriegen." Für die übrigen 10 Prozent sei Swiss Life eine langfristige Option eingeräumt worden. "Wenn die Familie Maschmeyer verkauft, dann verkauft sie an die Swiss Life und sonst niemanden." Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass Swiss Life "einmal 100 Prozent an AWD erwerben" werde. Im ersten Schritt erachte er dies aber nicht als realistisch, sagte Dörig weiter.

 

OFFERTE DEUTLICH ÜBER LETZTEM KURS

 

    Mit der Offerte über 30 Euro je Anteil wird die im MDAX  gelistete AWD AG gemäß der zuletzt veröffentlichten Zahl der ausstehenden Aktien mit rund 1,16 Milliarden Euro bewertet. Da die Familie Maschmeyer jedoch rund 10 Prozent der Anteile behalten will, müsste Swiss Life rund eine Milliarde Euro für die restlichen Aktien auf den Tisch legen. Die Swiss Life-Offerte über 30 Euro je Aktie liegt rund 30 Prozent über dem Schlusskurs vom Freitag. Die AWD-Aktie hat bereits in der vergangenen Wochen um knapp 25 Prozent angezogen. Nach der Ankündigung aus Zürich sprang die Aktie um weitere 29 Prozent auf 29,65 Euro. Analysten bezeichneten die Offerte als "fair", mit einem Bietergefecht sei angesichts der Gebotshöhe nicht zu rechnen.

 

    AWD soll auch nach der Übernahme als unabhängiger Finanzdienstleister mit Sitz in Hannover erhalten bleiben. "Wir werden unabhängig bleiben", sagte Maschmeyer. "Diese Unabhängigkeit bietet die Grundlage für unseren Beratungsansatz und für den Erfolg der AWD-Gruppe." Mit Swiss Life sei hierfür der ideale Partner gefunden worden, da die Schweizer die Unabhängigkeit des Finanzdienstleisters als Stärke erkannt hätten und an ihr festhalten wollten. Er selbst werde auch nach der Übernahme "noch viele Jahre" AWD-Chef bleiben und "damit für Kontinuität sorgen", kündigte Maschmeyer an.

 

ZUGANG ZU ÖSTERREICH UND OSTEUROPA

 

    Swiss Life verspricht sich von dem Zukauf vor allem Zugang zu den Märkten in Österreich und Osteuropa, wo der Versicherer bisher nicht vertreten ist. AWD habe "ein einzigartiges Vertriebsnetz, das wir so nicht haben, und vor allem auch Zugang in Mittel- und Osteuropa, den wir bisher nicht haben", sagte Dörig. "Es geht darum, die jeweilige Marktposition gegenseitig zu nutzen." Dabei solle AWD als Marke erhalten bleiben und als zweite Marke neben Swiss Life genutzt werden. In Deutschland und der Schweiz werde AWD nun erstmals Swiss-Life-Produkte in seinen Vertrieb aufnehmen, kündigte Dörig an.

 

    Am bisherigen Ansatz, den Kunden jeweils das beste Produkt einer Klasse anzubieten, werde AWD aber auch nach der Übernahme festhalten und Swiss-Life-Produkte nicht bevorzugt anbieten, unterstrich Dörig. "Wenn AWD einzelne Produkte - auch im bescheidenen Umfang - von uns vertreiben kann, dann ist das schon ein Fortschritt für uns." Swiss Life rechnet damit, dass der Kauf spätestens ab 2009 einen positiven Einfluss auf den Gewinn je Aktie haben wird. Der Schweizer Versicherer hält bereits etwas mehr als fünf Prozent der Anteile an AWD und will die Offerte im Januar 2008 vorlegen.

 

AWD WILL WELTMARKTFÜHRER WERDEN

 

    AWD will auch künftig schneller als der Markt wachsen. "Wir wollen jetzt mit dieser strategischen Partnerschaft größter unabhängiger Finanzdienstleister der Welt werden", sagte Maschmeyer. "Uns fehlen noch 200 bis 300 Millionen Euro Provisionserlöse, um dieses Ziel zu erreichen." Bisher ist AWD eigenen Angaben zufolge bereits größter unabhängiger Finanzdienstleister Europas.

 

    Maschmeyer wehrte sich gegen Vorwürfe, er profitiere vor allem selbst von dem angekündigten Verkauf an den Schweizer Versicherer. "Das ist eine strategische Partnerschaft, die unsere Familie mit Aktien unterstützt", sagte Maschmeyer. Die Partnerschaft sei im "besten Interesse der Gesellschaft" und werde von Vorstand und Aufsichtsrat des Finanzdienstleisters unterstützt. "Wenn ich hätte Kasse machen wollen, hätte ich unsere 30 Prozent in einer Auktion angeboten." Auch habe der Finanzdienstleister, dessen Geschäft zuletzt unter den Turbulenzen an den Finanzmärkten zu leiden hatte, sich nicht aus einer Position der Schwäche für einen Verkauf entschieden, sagte Maschmeyer weiter. "Es ist eine Partnerschaft der Stärke und hat überhaupt nichts mit Finanzsorgen oder Schwäche zu tun."

 

    Zudem gab AWD gab am Montag eine Veränderung in seinem Vorstand bekannt. Während der für Personal zuständige 42-jährige Ulf Mainzer das Unternehmen verlassen habe, werde Wilhelm Zsifkovits aus der Führung der Schweizer AWD-Tochter in den Vorstand berufen,hieß es. Der Aufsichtsrat habe mit sofortiger Wirkung Wilhelm Zsifkovits einstimmig zum Vorstand für das Ressort Konzern-Vertrieb berufen. Bislang hatte sich Vorstandschef Carsten Maschmeyer im vorrangig um den Vertrieb gekümmert./zb/fj/stw/tw

 

 

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