29.05.2018 13:44:40
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ROUNDUP 2: Chinesischer Großaktionär will Autozulieferer Grammer übernehmen
AMBERG (dpa-AFX) - China setzt seine Einkaufstour in Deutschland fort. Der chinesische Autozulieferer Jifeng will jetzt den bayerischen Autozulieferer Grammer übernehmen. Die Verhandlungen über ein Übernahmeangebot an alle Grammer-Aktionäre seien bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, teilte Grammer am Dienstag mit.
Die Übernahmegespräche haben die Aktie des Autozulieferers Grammer am Dienstag auf ein Rekordhoch katapultiert. Bei zwischenzeitlich 62,40 Euro schaffte sie es sogar über den Preis, den der chinesische Großaktionär Ningbo Jifeng für eine Komplettübernahme zahlen will.
Vor genau einem Jahr hatte Grammer Jifeng als Aktionär an Bord geholt, um eine Machtübernahme durch die umstrittene bosnische Investorenfamilie Hastor zu verhindern. Inzwischen hält Jifeng 26 Prozent an Grammer, Hastor 19 Prozent.
Vereinbart sei bereits, dass Grammer selbstständig und börsennotiert bleibt und Management und Struktur erhalten bleiben, hieß es aus Industriekreisen. Jifeng will den Aktionären ihre Anteile mit einem Aufschlag von 17 Prozent über dem bisherigen Aktienkurs abkaufen - das Oberpfälzer Unternehmen wäre Jifeng damit 772 Millionen Euro wert. Die Finanzierung sei gesichert, hieß es aus Branchenkreisen.
Die Börse reagierte begeistert: Die Aktie schoss am Dienstag sogar um 21 Prozent nach oben. Analyst Michael Punzet von der DZ Bank sagte, bei einem Übernahmeangebot von Jifeng könnte die Familie Hastor aussteigen, und das könnte Grammer Aufträge aus der deutschen Autoindustrie wieder erleichtern. Peter Rothenaicher von der Baader Bank hält das Angebot der Chinesen angesichts des Wachstumspotenzials von Grammer etwa in den USA für "ziemlich niedrig".
"Es ist derzeit noch nicht abzusehen, ob die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden können und ein Übernahmeangebot erfolgen wird", teilte Grammer mit. Betriebsrat und IG Metall, die sich vor einem Jahr heftig gegen die Machtübernahme von Hastor gewehrt hatten, äußerten sich zunächst nicht.
Grammer hat mit Kopfstützen und Mittelkonsolen für Autos und mit Sitzen für Traktoren, Baumaschinen und Lastwagen im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. In Amberg beschäftigt Grammer 2000 Mitarbeiter, in Deutschland insgesamt 3000, weltweit sind es 15 000 Mitarbeiter.
Jifeng produziert Kopfstützen und Armlehnen vor allem für chinesische Autobauer, ist aber viel kleiner als Grammer - der Umsatz im vergangenen Jahr betrug annähernd 250 Millionen Euro. Jifeng ist börsennotiert, gehört aber zum größten Teil der Familie Wang. Vorstand Jimin Wang sagte: "Wir haben den Ehrgeiz, in den nächsten fünf Jahren einer der weltweit führenden Automobilzulieferer zu werden. Durch die Zusammenarbeit mit starken Partnern wie der Grammer AG werden wir unsere Position weiter ausbauen und in China, Europa und Nordamerika investieren." Durch Grammer bekomme Jifeng Zugang zu internationalen Märkten, gemeinsam könnten sie Kosten sparen und Synergien heben.
China will bis zum 100. Geburtstag der Volksrepublik im Jahr 2049 das Land zu einer industriellen Supermacht machen. Ohne Zukäufe in Deutschland ist das nicht zu schaffen. Bertelsmann-Expertin Cora Jungbluth hatte in einer Studie kürzlich kritisiert, dass China seine eigenen strategischen Industrien bewusst vor ausländischem Zugriff schütze, aber im Westen immer mehr Schlüsseltechnologien einkaufe. In den vergangenen vier Jahren habe China 175 Unternehmen übernommen oder Beteiligungen erworben, vornehmlich an Techologiefirmen - etwa beim Autobauer Daimler oder dem Roboterhersteller KUKA./rol/DP/fba
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