02.05.2023 15:14:39

ROUNDUP 2: Bain-Einstieg bei Software AG schürt Spekulationen um Übernahmekampf

(neu: Kurs, Details der Aussagen von Silver Lake am Ende des 4. Absatzes.)

DARMSTADT (dpa-AFX) - Bei der geplanten Übernahme der Software AG (Software) könnte es zu einem Bieterwettbewerb kommen. Der Finanzinvestor Bain Capital meldete am Wochenende einen mittelbaren Anteil von gut 10 Prozent an den Darmstädtern, für die vor kurzem der US-Technologieinvestor Silver Lake seine Übernahmeabsichten angekündigt hatte. Zugleich hat auch der Hedgefonds Elliott von Starinvestor Paul Singer seine Finger im Spiel, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen bereits in der vergangenen Woche berichtet hatte. Der US-Amerikaner hofft vermutlich darauf, von einem möglichen Übernahmekampf oder einer Zwangsabfindung zu profitieren. Die Aktie zog wegen der Fantasie der Anleger zuletzt weiter an.

Das im SDAX notierte Papier kostete bereits vor dem verlängerten Wochenende mehr als die von Silver Lake in Aussicht gestellten 30 Euro je Anteilsschein. Am Dienstag kletterte der Kurs am Nachmittag um 8,7 Prozent auf 33,60 Euro und erreichte ein Hoch seit über einem Jahr. In den vergangenen Monaten war die Aktie vor dem Bekanntwerden des Silver-Lake-Vorhabens auf ein Niveau von rund 20 Euro gefallen. Im Herbst 2020 und 2021 war das Papier zum jeweiligen Hoch aber noch fast 45 Euro wert gewesen.

Bloomberg berichtete vor dem Wochenende, Bain suche das Gespräch mit der Software AG hinsichtlich einer möglichen Übernahme und der Fusion mit seinem Portfoliounternehmen Rocket Software. Die Überlegungen seien noch in einem frühen Stadium und müssten nicht zwangsweise in ein Angebot münden. Eine Sprecherin des SDax-Unternehmens wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Auch Bain wollte die Informationen Bloomberg zufolge nicht kommentieren

Silver Lake hatte vor weniger als zwei Wochen mitgeteilt, die Darmstädter übernehmen zu wollen. Der US-Investor will 30 Euro je Aktie in bar zahlen, dieses Angebot bewertet das Unternehmen mit rund 2,2 Milliarden Euro. Silver Lake teilte seinerseits am vergangenen Freitag mit, weitere fünf Prozent an dem Software-Anbieter gekauft zu haben. Damit hatte sich die Gesellschaft einen Anteil von insgesamt mehr als 30 Prozent gesichert. Die Software-AG-Stiftung könne zudem nicht von dem Kaufvertrag über 25,1 Prozent der Anteile zurücktreten, hieß es von Silver Lake - der Vertrag sei auch nicht vom Erreichen der Mindestannahmeschwelle abhängig. Letztlich soll die Software AG von der Börse genommen werden.

Silver Lake ist als Investor in Technologieunternehmen bekannt, unter anderem wollen die Kalifornier auch die SAP(SAP SE)-Marktforschungstochter Qualtrics zusammen mit dem kanadischen Pensionsfonds CPP Investment in einem Milliardendeal übernehmen. Bereits 2022 war Silver Lake über eine Wandelanleihe bei der Software AG eingestiegen. Das Unternehmen stellt seitdem zwei Aufsichtsratsmitglieder bei den Darmstädtern, den Vorsitzenden des Gremiums, Christian Lucas, und den IT-Experten James Whitehurst.

Die bisherige Großaktionärin des SDax-Konzerns, die Software-AG-Stiftung von Unternehmensmitgründer Peter Schnell, hatte sich verpflichtet, 25,1 Prozent der Anteile an Silver Lake zu verkaufen. Schnell hatte dabei Silver Lake als "idealen Partner" für die Stiftung und den Konzern bezeichnet. Die Stiftung soll mit 5 Prozent der Anteile auch zunächst an Bord bleiben.

Der Vorstand der Darmstädter hatte im Zuge des Silver-Lake-Angebots am Markt keinen Verkaufsprozess in Gang gesetzt und keine anderen Offerten eingeholt, wie Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar in einer Telefonkonferenz gesagt hatte. Die Zusammenarbeit mit Silver Lake hatte dem Management demnach Gewissheit gegeben, dass der Finanzinvestor den Umbau des Konzerns weiter unterstütze. Die Software AG steckt tief in der teuren Transformation hin zu einem Abonnement-gestützten Geschäftsmodell. Seit Jahren schwächelt das Wachstum des IT-Unternehmens, obwohl sich der Softwareanbieter von der Digitalisierung der Wirtschaft große Geschäftschancen verspricht.

Mit Bain Capital könnte nun ein Konkurrenzangebot auf den Tisch kommen. Während Finanzinvestoren in aller Regel nach einiger Zeit wieder einen lukrativen Ausstieg aus einem Investment suchen, könnte Bain über eine Zusammenlegung mit der eigenen Rocket Software diesmal ein anderes Ziel verfolgen und einen größeren Anbieter schaffen wollen. Über die Rocket Software hat sich Bain laut Mitteilung 4,5 Prozent der Aktien direkt gekauft, auf weitere 5,5 Prozent hat sich der Investor über Finanzinstrumente den Zugriff gesichert.

Die US-Firma Rocket Software bietet vor allem Datenbankplattformen an, mit deren Hilfe Datenanalysen und IT-Nutzung effizienter werden sollen. Größte Sparte der Software AG ist Integrationssoftware zur Verzahnung verschiedener IT-Systeme, daneben bieten die Darmstädter in ihrem angestammten Ursprungsgeschäft aber auch Datenbanken für Großrechner an./men/tav/jha/

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