23.10.2008 20:28:00

ROUNDUP 2: Autokrise verschärft sich - Gewinnwarnungen von Daimler und Fiat

        HAMBURG (dpa-AFX) - Die Alarmsignale aus der Autobranche werden weltweit lauter: Daimler  und Fiat   schreckten die Märkte am Donnerstag mit Warnungen vor sinkenden Gewinnen auf. Der Opel-Mutterkonzern Generals Motors (GM)     fuhr im ersten Halbjahr eine Milliarde Dollar Verlust ein und verschärft seinen Stellenabbau. Volkswagen  will laut einem Medienbericht einen Großteil oder sogar alle Leiharbeiter entlassen. Ein VW-Sprecher dementierte umgehend. Der französische Autohersteller Renault   rechnet wie viele andere Autobauer rund um den Globus mit einem Absatzeinbruch auf den Automärkten. An den Börsen wurden Aktien von Autoherstellern zeitweise deutlich auf Talfahrt geschickt.

    Die Krise auf den Auto- und Finanzmärkten trifft den Stuttgarter Konzern Daimler nun auch mit voller Wucht. Der Autobauer musste seine Ziele für 2008 erneut massiv zurückfahren. Konzernchef Dieter Zetsche kündigte einen konsequenten Sparkurs an und will die Entwicklung neuer Produkte forcieren. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch wies in der "Bild"-Zeitung auf die anhaltend schwache Autokonjunktur hin, "die Finanzkrise wirkt da wie ein Turbo". Skeptisch sieht er in die Zukunft: "Wann wir aus diesem Tal wieder aufsteigen, kann keiner sagen. Wir sollten uns aber auf eine Durststrecke einstellen."

DRAMATISCHE SITUATION

    Eine Prognose für 2009 gab Zetsche nicht. Die Situation sei dramatisch. Es habe abrupte Nachfragerückgänge im Pkw-Geschäft gegeben. Sollte sich die Lage nicht bessern, sei eine weitere Drosselung der Produktion nicht ausgeschlossen. Bislang soll der Ausstoß bis zum Jahresende um 45 000 Fahrzeuge gesenkt werden.

    Die lahmende Autokonjunktur schlägt auch auf den Zulieferer Rheinmetall durch. Das Unternehmen erwartet, dass der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Gesamtjahr auf 250 bis 260 Millionen Euro zurückgeht. Eigentlich hatte der Konzern das Ergebnis von 270 auf bis zu 290 Millionen Euro steigern wollen.

'FAZ'-BERICHT ZU VW

    Die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" berichtete, dass Europas größter Autobauer VW sich von einem Großteil der 25.000 Leiharbeiter oder sogar von allen trennen wolle. Volkswagen fahre die Produktion zurück, kürze Investitionen und trenne sich von Tausenden Leiharbeitern, berichtete das Blatt (Freitagausgabe). "Das können wir klar dementieren", sagte ein Konzernsprecher auf Anfrage. "Es gibt keinen strikten Plan." Zudem gehe es in dem Bericht um eine Dimension von Leiharbeitern, die der Konzern in Deutschland gar nicht habe.

    Nach Einschätzung des französischen Autoherstellers Renault dürfte der europäische Automarkt 2008 um etwa 8 Prozent schrumpfen. Der Renault-Umsatz sank im dritten Quartal um 2,2 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro. Fiat warnte vor einem Nachfrageeinbruch um 10 bis 20 Prozent im kommenden Jahr. Zwischen Juli und Ende September legte der operative Gewinn bei Fiat um knapp acht Prozent auf 802 Millionen Euro zu. Der Umsatz stieg um 3,2 Prozent auf 14,3 Milliarden Euro.

GEWINNWARNUNG VON DAIMLER

    Die Gewinnwarnung von Daimler und die um sich greifenden Rezessionssorgen lösten Schockwellen an den Börsen aus. Daimler- Aktien sackten in Frankfurt zeitweise um mehr als 8 Prozent ab. In Paris fiel die Renault-Aktie auf den tiefsten Stand seit 1998, der Kurs sank zeitweise um mehr als 10 Prozent. Papiere des Konkurrenten PSA Peugeot Citroen   verloren mehr als 9 Prozent.

    In Mailand wurden Fiat-Aktien wegen des Kurseinbruchs zeitweilig vom Handel ausgesetzt, nachdem der italienische Autohersteller berichtete, dass für 2009 ein Rückgang beim operativen Gewinn auf 1,5 bis 2,3 Milliarden Euro zu erwarten sei, dies wäre möglicherweise eine Halbierung im Vergleich zum Ergebnis dieses Jahres.

    Daimler-Chef Zetsche räumte ein, dass der Konzern 2008 auch das bereits zurückgeschraubte Jahresziel nicht erreichen wird. Die Prognose liegt nun bei einem operativen Ergebnis von mehr als 6 Milliarden Euro. Ursprünglich wollten die Stuttgarter 7,7 Milliarden, dann immerhin noch rund 7 Milliarden Euro einfahren. Im dritten Quartal war der Ertrag vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,9 Milliarden im Vorjahr auf nur noch 648 Millionen Euro abgesackt. Der Umsatz fiel um sieben Prozent auf 23,8 Milliarden und der Gesamtabsatz um drei Prozent auf 522 500 Fahrzeuge.

    Am stärksten werden die Bremsspuren in der Kernsparte Mercedes- Benz sichtbar: Das EBIT brach im dritten Quartal von 1,3 Milliarden auf nur noch 112 Millionen Euro ein. Da für das Gesamtjahr ein operatives Ziel von 2,5 Milliarden ausgegeben wurde und das EBIT nach dem dritten Quartal bereits 2,47 Milliarden Euro beträgt, liegen die Ertragserwartungen für die letzten Monate des Jahres praktisch bei Null. Eine Erholung der Automärkte ist laut Zetsche nicht in Sicht.

    Daimler-Betriebsratschef Erich Klemm befürchtet, dass weitere Produktionskürzungen zu Stellenabbau im nächsten Jahr führen könnte. Für die schlechte Absatz-Situation sei nicht nur die Finanzkrise verantwortlich, vielmehr leide Mercedes unter "Fehlentscheidungen früherer Vorstände, die nicht erkannt haben, wie wichtig das Umweltthema noch wird", kritisierte der Vize-Aufsichtsratschef.

    Branchenexperte Willi Dietz, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft Geislingen, warnte, die Krise werde in der deutschen Autoindustrie bis 2015 einen massiven Stellenabbau von rund 10 bis 15 Prozent auslösen. Dies beträfe bis zu etwa 115 000 der rund 763 000 Beschäftigten in der Autoindustrie und den Zulieferbetrieben. Auch Kurzarbeit werde es in der Branche wieder häufiger geben, sagte der Ulmer "Südwest Presse" (Donnerstag). "Die Autoindustrie wird ihre Funktion als Beschäftigungsmotor künftig nicht mehr spielen." Klare Defizite hätten die deutschen Hersteller beim Hybrid, also dem Misch- Antrieb von Benzin- und Elektromotor.

    Vom verschärften Stellenabbau beim US-Autobauer GM soll Opel verschont bleiben. "Es gibt keine Auswirkungen für Opel", sagte ein Unternehmenssprecher in Rüsselsheim. Bisher wollte sich GM von rund 5000 Angestellten (etwa 15 Prozent) über freiwillige Vereinbarungen trennen. Nun sollen auch Kündigungen ausgesprochen werden. Darüber hinaus baut der Konzern seit langem Zehntausende Jobs bei Schichtarbeitern in den Werken ab./bb/DP/tw

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