19.06.2007 17:39:00

ROUNDUP 2: Air Berlin im Visier der Staatsanwaltschaft wegen Insiderhandels

        (neu: Stellungnahme Air Berlin)

 

    BERLIN/STUTTGART (dpa-AFX) - Vorstand und Aufsichtsrat der Fluggesellschaft Air Berlin  sind wegen des Verdachts auf Insiderhandel ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten: Am Dienstagmorgen wurde die Berliner Zentrale der Fluggesellschaft und die Wohnungen der Beschuldigten durchsucht. Nach Angaben von Unternehmenssprecher Peter Hauptvogel wurden Protokolle von Aufsichtsrats- und Vorstandssitzungen eingesehen. Bundesweit durchsuchten rund 50 Ermittler insgesamt zehn Objekte. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat die Federführung des Verfahrens inne.

 

    Ein Vorstands- und ein Aufsichtsratsmitglied sowie drei Abteilungsleiter stehen Hauptvogel zufolge im Verdacht, ihr Insiderwissen genutzt und Air Berlin-Aktien vor dem Kauf der dba im August 2006 gekauft zu haben. Ein sechster Beschuldigter sei bisher nicht namentlich benannt worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft befindet sich unter den sechs Beschuldigten auch der Chef des Aufsichtsrates. Die Durchsuchungen erfolgten auch an den Wohnorten der Mitarbeiter.

 

AIR-BERLIN-CHEF WEIST VORWÜRFE ZURÜCK

 

    Der Firmensprecher bezeichnete die Aktion als "absurd". Es gehe dabei nur um relativ bescheidene Summen. Firmenchef Joachim Hunold wies die Vorwürfe zurück. "Ob und in welchem Umfang der Börsenkurs von Air Berlin nach Bekanntgabe der dba-Übernahme steigen würde, war mehr als ungewiss." Zudem habe das Geschäft noch am Vorabend des Abschlusses "auf der Kippe" gestanden. Zwar habe er selbst Anfang Juni 2006 Air-Berlin-Aktien zugekauft, "weil gerade zu diesem Zeitpunkt die mir börsenrechtlich auferlegte Lockup-Periode zu Ende gegangen war", so Hunold weiter. Die Bafin habe dies aber bereits im Herbst 2006 untersucht und nicht weiter beanstandet. Air Berlin sei aber an einer schnellen Aufklärung der Vorwürfe interessiert und werde mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten.

 

    Der Vorwurf der Ermittlungsbehörde lautet, dass die Beschuldigten kurz vor Beginn der Übernahmeverhandlungen massiv Aktien von Air Berlin im Gesamtvolumen von rund 1,5 Millionen Euro erworben haben sollen. Der Aktienkauf soll noch vor der Ad-hoc-Mitteilung erfolgt sein, die über den Kauf der dba informierte. Alleine der Vorstand und der Aufsichtsratsvorsitzende sollen dabei Aktien im Wert von 1,47 Millionen Euro erworben haben.

 

STAATSANWALTSCHAFT PRÜFT UNTERLAGEN

 

    "Wir bestreiten, dass zum Zeitpunkt des Kaufs der Aktien der dba-Kauf schon beschlossen war", betonte der Unternehmenssprecher. Firmenchef Hunold räumt ein, dass Air Berlin bereits am 26. Mai 2006 eine so genannte Geheimhaltungsverpflichtung mit dba geschlossen und danach mit der Prüfung eines möglichen dba-Kaufes begonnen habe. Die Übernahme des Wettbewerbers sei zu diesem Zeitpunkt aber noch sehr unwahrscheinlich gewesen. Erst am 15. Juli sei der Vorstand vom Aufsichtsrat zu offiziellen Kaufverhandlungen ermächtigt worden, einen Monat später sei es dann zum Abschluss gekommen. "Bis zum Vorabend stand der Deal auf der Kippe", so Hunold.

 

    Er wisse nicht, was der "wahre Hintergrund der Geschichte" sei, sagte der Firmensprecher. Air Berlin werde jetzt seine Anwälte einschalten. Die Staatsanwaltschaft prüft nach eigenen Angaben derzeit die sichergestellten Unterlagen. Die Auswertung der Beweisstücke werde längere Zeit in Anspruch nehmen./ml/gl/fj/DP/wiz

 

 

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