"Wichtige neue Wegmarke" |
04.05.2020 15:10:42
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Roche liefert Corona-Antikörpertest ab Mai in Deutschland aus
In Deutschland könnten sich laut der sogenannten Heinsberg-Studie inzwischen möglicherweise 1,8 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben. Dies ergebe eine Schätzung auf der Grundlage einer Modellrechnung, teilte die Universität Bonn am Montag mit.
Der neuartige Bluttest soll aufgrund seiner hohen Zuverlässigkeit auch helfen, Unklarheiten zur Dunkelziffer beseitigen. Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident von Roche, sprach von einem völlig "neuen Qualitätsniveau". Seinen Angaben zufolge verfügt der Test über eine Sensitivität von 100 Prozent und eine Spezifität von 99,8 Prozent. Erstere gibt den Prozentsatz der Betroffenen an, bei denen die Infektion tatsächlich erkannt wird. Letztere sagt aus, wie viele Gesunde von dem Test auch tatsächlich als gesund erkannt werden.
Unklar ist noch, ob der Nachweis von Antikörpern auch mit einer Immunisierung der Betroffenen einhergeht. Franz sagte, es gebe eine "sehr hohe Wahrscheinlichkeit", dass nachgewiesene Antikörper auch eine immunisierende Wirkung hätten. Der Nachweis als auch diese Erkenntnis seien wichtige Faktoren zur Wiederöffnung der Gesellschaft in der laufenden Pandemie solange es keinen Impfstoff gebe.
"Sobald gesicherte Erkenntnisse über eine mögliche Immunität nach durchgemachter Infektion vorliegen, werden die Tests noch größere Bedeutung gewinnen", betonte Spahn. Derzeit erarbeitet sein Haus noch die Grundlagen, für welche Bevölkerungsgruppen - etwa Mitarbeiter in Medizin und Pflege sowie Risikogruppen - der Test zunächst primär zur Verfügung stehen solle. Geklärt würde auch noch, in welchen Fällen die Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen. Generell könne sich aber sofort jeder auf eigene Kosten testen lassen. Laut Franz würden die Tests weniger als "mehrere Hundert Euro" kosten.
Um die Produktionskapazitäten für den neuen serologischen Test Elecsys Anti-Sars-CoV-2 auszubauen, will Roche seine biochemischen Anlagen in Penzberg für rund 170 Millionen Euro erweitern. Zusätzlich verkündete der Konzern, weitere 250 Millionen Euro in Penzberg zu investieren, damit Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für diagnostische Tests zusammengeführt und gebündelt werden können.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem "Meilenstein" im internationalen Kampf gegen das Virus. Er lobte zugleich die Investitionen in das Werk, welches so zu einem der größten biotechnischen Forschungszentren in Deutschland werde. Bayern beteilige sich mit 40 Millionen Euro daran. Söder und Spahn betonten, wie wichtig es für Deutschland nach den jüngsten Erfahrungen in der Krise sei, dass die Pharmaindustrie in Deutschland und Europa forsche und produziere. Zu große Abhängigkeit "von einer Region oder einem Land kann uns in Schwierigkeiten bringen", sagte Spahn.
Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben eine Notfallgenehmigung der US-Gesundheitsbehörde FDA für den Test bekommen. Diese ist einem Sprecher zufolge für alle Länder gültig, die die CE-Kennzeichnung für Produkte akzeptieren, dazu zählt auch die Europäische Union.
Laut Franz werde Roche Millionen Tests "im hohen zweistelligen Bereich herstellen und diese weltweit überall dort zur Verfügung stellen, wo Bedarf bestehe. Es gebe aber "strategische Kooperationen mit den Ländern, "in denen wir unser Wertschöpfung betreiben". Spahn unterstrich in dem Zusammenhang, dass Deutschland bereit sei, andere Länder bei den Tests zu unterstützen. Neben den Tests sind für die Auswertung spezielle Geräte des Unternehmens erforderlich.
Roche sieht mit Corona-Antikörpertest Chance auf Rückkehr zum Alltag
Roche sieht mit seinem neuen Corona-Antikörpertest die Chance, Ländern ein Hochlaufen der Wirtschaft und eine Wiedereröffnung der Gesellschaft zu ermöglichen. Das sagte Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident von Roche. Er stellte am Montag in Bayern einen neuen Antikörpertest vor, der die durch das Coronavirus gebildete Antikörper mit einer Sensibilität von 99,81 Prozent nachweisen kann.
"Wir können beim Menschen, die die Krankheit gehabt haben, vielleicht aber keine oder nur ganz geringe Symptome hervorgerufen haben, nachweisen, ob diese Menschen a) Antikörper haben und b) dann auch mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit eine immunisierende Wirkung haben", sagte Franz bei einer Pressekonferenz am Roche-Standort im bayerischen Penzberg, wo der Test entwickelt wurde.
"Das ist für die betroffenen Menschen eine unglaublich beruhigende und Sicherheit erzeugende Information", so Franz. Menschen könnten wieder zur Arbeit gehen, etwa im Gesundheitswesen. "Es ermöglicht aber auch auf genereller Ebene der Politik, die Immunisierung der Bevölkerung präzise zu messen und damit auch die Wiederöffnung nicht nur der Wirtschaft, sondern insgesamt der Gesellschaft zu ermöglichen."
Roche werde in Penzberg in den nächsten Jahren 400 Millionen Euro investieren. Diese Summe werde vom bayerischen Freistaat um 40 Millionen Euro ergänzt, erklärte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder auf der gemeinsamen Pressekonferenz.
"Das ist schon ein ganz entscheidender Schritt nach vorne und zwar weltweit", so Söder über den neuen Test. Dieses Wissen werde geteilt mit anderen Ländern und sei ein wichtiger Beitrag im internationalen Kampf gegen Corona.
Gesundheitsminister Jens Spahn sagte, dass der neue Antikörpertest von Roche der beste sei, der zur Verfügung stünde. "Dieser Test ist eine neue Wegmarke, im Grunde ein neuer Qualitätsstandard", so Spahn.
Die Bundesregierung habe mit Roche vereinbart, dass für Deutschland in diesem Monat bereits 3 Millionen Antikörpertests zur Verfügung stünden. In den Folgemonaten gebe es für das deutsche Gesundheitswesen eine Garantie von 5 Millionen Tests pro Monat, so Spahn. Die Tests stünden zunächst für Selbstzahler zur Verfügung. Mit den gesetzlichen Krankenkassen müsse noch besprochen werden, in welchen Fällen diese die Kosten übernehmen werden.
Mit dem Test werde es gelingen, eine bessere Übersicht darüber zu bekommen, wie viel Prozent der deutschen Bevölkerung bereits mit dem neuartigen Coronavirus infiziert seien, so Spahn.
"Wir sind nicht schutzlos ausgeliefert", so Spahn.
/had/DP/zb
PENZBERG (dpa-AFX) / Dow Jones
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