Wachstumstempo verlangsamt 21.07.2022 16:33:00

Roche-Aktie reduziert Verluste: Erlöse wachsen langsamer - Roche bekommt neuen Chef

Roche-Aktie reduziert Verluste: Erlöse wachsen langsamer - Roche bekommt neuen Chef

Das Wachstumstempo hat sich damit nach sechs Monaten deutlich verlangsamt. Das Management bekräftigt den eher vorsichtigen Ausblick auf das Gesamtjahr.

Den Konzernumsatz für die ersten sechs Monate 2022 beziffert der Pharmariese in einer Mitteilung vom Donnerstag auf 32,3 Milliarden Franken, was einem Plus von 5 Prozent entspricht. Zu konstanten Wechselkursen legten die Verkäufe ebenfalls um 5 Prozent zu und damit deutlich weniger stark als nach drei Monaten, als ein Plus von 11 Prozent erreicht wurde.

Zum Konzernumsatz steuerte die Pharma-Sparte 22,4 Milliarden Franken bei (+3 Prozent). Die kleineren Diagnostik-Sparte weist für die ersten sechs Monate einen Umsatz von 9,9 Milliarden Franken aus, was um 10 Prozent über dem Vorjahreswert liegt. In der Pharmasparte hält die Umsatzerosion durch Nachahmerprodukte für die altgedienten Blockbuster Avastin, Herceptin und MabThera/Rituxan weiter an, schwächt sich indes langsam ab.

Unter dem Strich blieb ein Konzerngewinn nach IFRS von 9,1 Milliarden Franken übrig, ein Plus von 12 Prozent zur Vorjahresperiode. Der operative Kerngewinn, auf den Analysten vornehmlich schauen, stieg um 9 Prozent auf 12,7 Milliarden Franken. Die ausgewiesenen Zahlen liegen überwiegend knapp über den Analystenschätzungen.

Für das Geschäftsjahr 2022 bleibt das Roche-Management bei seinem vorsichtigen Ausblick. Zu konstanten Wechselkursen peilt der Konzern ein Verkaufswachstum im stabilen bis niedrigen einstelligen Prozentbereich an. Der Kerngewinn je Aktie soll im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.

Neuer Chef und Verwaltungsratspräsident

An der Spitze des Pharma-Konzerns Roche kommt es im nächsten Jahr zu großen Veränderungen. Verwaltungsratspräsident Christoph Franz tritt an der Generalversammlung im März 2023 zurück. Als sein Nachfolger soll der gegenwärtige Chef Severin Schwan vorgeschlagen werden. Neuer operativer Chef solle per 15. März 2023 dann der bisherige Leiter der Division Diagnostika, Thomas Schinecker, werden, teilte Roche am Donnerstag mit.

Christoph Franz führte den Verwaltungsrat von Roche seit dem Jahr 2014, dem Gremium gehört er seit 2011 an. "Ich habe mich entschieden, nach zwölfjähriger Tätigkeit im Verwaltungsrat, davon neun Jahre als Präsident, nicht mehr zur Wiederwahl zum Verwaltungsratspräsidenten zur Verfügung zu stehen", wird Franz zitiert.

André Hoffmann, Vizepräsident des Verwaltungsrates und Sprecher des Familienpools Oeri und Hoffmann, dankt dem zurücktretenden Präsidenten mit warmen Worten: "Christoph Franz hat unser Unternehmen mit seiner strategischen Weitsicht souverän und erfolgreich durch anspruchsvolle Zeiten gesteuert. Er hat einen großen persönlichen Anteil am anhaltenden Erfolg von Roche."

Bekannt wurde Franz in der Schweiz als Chef der Airline Swiss. Er leitete diese von 2004 bis 2009 und wechselte danach zum Mutterkonzern Lufthansa, erst als Leiter des Passagierbereichs, ab 2011 dann als Vorstandsvorsitzender der Geschäftsleitung. Franz sitzt als Vizepräsident im Verwaltungsrat der Zurich (Zurich Insurance) Versicherung und hat ein Verwaltungsratsmandat bei Stadler Rail.

Die Nachfolge an der Roche-Konzernspitze wird intern geregelt. So soll den Aktionären der aktuelle Chef Severin Schwan als neuer Präsident des Verwaltungsrates vorgeschlagen werden. Schwan ist ein Roche-Urgestein. Bereits seit 2006 gehört er der Konzernleitung an, seit 2008 leitet er das operative Geschäft als Chef. Schwan ist seit 2013 auch bereits Mitglied des Verwaltungsrates.

Und auch an der operativen Spitze setzt Roche auf eine interne Lösung. Neuer Roche-Chef wird per 15. März 2023 Thomas Schinecker. Er leitet aktuell die kleinere Diagnostik-Division. Für Roche arbeitet er bereits seit 2003 in verschiedenen Führungsfunktionen. Thomas Schinecker hat Jahrgang 1975 und ist promovierter Molekularbiologe.

Roche-Management traut neuem Augenmittel Vabysmo Blockbusterpotenzial zu

Der Pharmakonzern Roche rechnet noch in diesem Jahr mit einem neuen Verkaufsschlager. Das Management zeigte sich in einer Telefonkonferenz am Donnerstag mit Blick auf die Zukunftsaussichten des Augenmittels Vabysmo zuversichtlich. "Ich kann mir vorstellen, dass Vabysmo eine ähnliche Entwicklung wie unserem MS-Mittel Ocrevus bevorsteht", sagt der gegenwärtige Chef Severin Schwan. Ocrevus gehört zu den stärksten Produktentwicklungen in der Geschichte des Pharmariesen und ist heute eines der umsatzstärksten Mittel im Portfolio.

Vabysmo erhielt Anfang des Jahres seine erste Zulassung in den USA. In Kanada und der Schweiz ist es mittlerweile ebenfalls zugelassen. Das Medikament zeichnet sich dadurch aus, dass es deutlich weniger oft ins Auge injiziert werden muss als die derzeit zugelassenen Therapien für feuchte altersbedingte Makuladegeneration oder auch das diabetische Makulaödem.

Auf die Frage, ob er das Umsatzpotenzial eher bei 4 oder 10 Milliarden Franken sehe, meinte der Pharma-Chef Bill Anderson, man sei auf dem Weg nach ganz oben.

Deutlich vorsichtigere Töne schlagen die beiden Manager unterdessen beim Alzheimer-Kandidaten Gantenerumab an. "Was das Programm betrifft, bin ich eher realistisch als pessimistisch, es ist einfach ein Hochrisiko-Projekt", sagte Schwan. Die Ergebnisse zu dem laufenden Programm werden im vierten Quartal erwartet.

Die Roche-Aktie reagiert an der Schweizer Börse zeitweise mit einem Verlust von 0,52 Prozent auf 325,00 Franken. Das Minus war im frühen Handel jedoch deutlich größer ausgefallen.

BASEL (dpa-AFX)

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Bildquelle: SEBASTIEN BOZON/AFP/Getty Images,lucarista / Shutterstock.com

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