14.06.2017 23:37:56
|
Rheinische Post: Kommentar / Eine Koalition der Einladung = Von Michael Bröcker
CDU und FDP bilden eine Koalition der Einladung an diejenigen, die vorankommen wollen. Das können Berufsschüler sein, die aufgewertet werden. Gymnasiasten, die länger, aber dafür besser lernen wollen. Zuwanderer, die sich an Regeln und Gepflogenheiten halten, aber dafür schneller und besser in Jobs und Ausbildung gebracht werden. Unternehmer, denen die Koalition mit weniger Bürokratie, aber mehr Fläche Freiraum für Wachstum geben will. Hochschulen, denen die Politik wieder mehr Gestaltungsmacht geben muss, weil sie die eigentlichen Garanten für die Zukunftsfähigkeit des Landes sind. Und staatliche Stellen in Polizei und Justiz, die der Durchsetzung des Rechts endlich wieder zu mehr Geltung verhelfen wollen, wenn sie dafür von ihren Vorgesetzten unterstützt werden.
Gegen eine solche Modernisierungskoalition, die von einem starken, weil zupackenden (Rechts-)Staat geschützt wird, ist wenig einzuwenden. Im Gegenteil: Der Reformbedarf im Land wird ja selbst bei Sozialdemokraten und Grünen nicht negiert.
Wenn es CDU und FDP schaffen, eine Antwort auf die neue soziale Frage in dieser Gesellschaft zu finden, nämlich wie der Aufstieg jenen gelingt, die Yildiray oder Rahimi mit Nachnamen heißen, dann wäre nicht nur dem Land geholfen, sondern würde auch das Bild einer schwarz-gelben Koalition der "sozialen Kälte" im gut gefüllten Keller der politischen Vorurteile verstaut. Diese historische Chance haben die beiden Parteien. Mit Armin Laschet und Christian Lindner (und seinem pragmatischen Nachfolger Joachim Stamp) haben beide Parteien Persönlichkeiten an der Spitze, die auf dem linken Auge nicht blind sind und im Sinne Karl Arnolds Nordrhein-Westfalen als "soziales Gewissen der Republik" bewahren wollen. Die Spaltung zwischen Abgehängten und (finanziell) Abgehobenen in diesem Land darf sich nicht vertiefen. Auch deswegen ist eine kluge Wirtschaftspolitik, die Vernetzung vorantreibt, so wichtig. NRW muss die Herzkammer der digitalen Industrie und der besten Bildung werden. Nur dann lassen sich soziale (und regionale) Konflikte eindämmen.
Es bleibt dabei: Nordrhein-Westfalen darf ruhig mal wieder Klassenbester in zentralen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Feldern sein. Auch wenn die Hinterbänkler oft cooler waren.
Schön wäre es, wenn CDU und FDP diesen Maßstab auch für die Finanzpolitik gelten lassen. Sinnvolle Investitionsmaßnahmen bei Polizei, Schule, Infrastruktur müssen mit Einsparungen finanziert werden. Die nächste Wirtschaftskrise kommt bestimmt, der aktuelle Aufschwung wird durch Mini-Zinsen und Exportüberschüsse aufgebläht. Das wird nicht so bleiben. Solides Regieren bedeutet auch, dass Politik vorsorgt. Da ist durchaus noch Luft nach oben.
www.rp-online.de
OTS: Rheinische Post newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30621 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2
Pressekontakt: Rheinische Post Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
![](https://images.finanzen.at/images/unsortiert/wertpapierdepot-absichern-aktienchart-boerse-750493204-260.jpg)
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!