01.03.2016 16:37:00
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Rekordarbeitslosigkeit - Mildes Wetter dämpfte Anstieg im Februar
Rückläufig waren die Zahlen in allen Bundesländern, außer Wien und Niederösterreich. Die Arbeitslosenquote stieg in Österreich im Februar um 0,1 Prozentpunkte auf 10,4 Prozent, inklusive Schulungsteilnehmer lag sie bei 12 Prozent. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenrate im Jahr 2015 von 9,1 Prozent war bereits höher als der Negativrekord der Zweiten Republik von 8,7 Prozent im Jahr 1953. Im EU-Vergleich lag Österreich im Jänner auf dem sechsten Rang bei der Arbeitslosenrate.
AMS-Vorstand Johannes Kopf rechnet für heuer trotz erwartetem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent mit keinem Rückgang der Rekord-Arbeitslosenzahlen in Österreich. "Von einer Trendwende zu sprechen passt gar nicht. Da sind wir noch weit weg", sagte Kopf am Dienstag im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radio. "Der außergewöhnlich milde Februar hat dem Arbeitsmarkt deutlich geholfen", so der AMS-Chef. Vor allem die Baubranche hat vom milden Wetter profitiert. Der Tourismus in niedrigen Lagen litt hingegen unter dem Schneemangel, die Arbeitslosenzahl stieg um 6,3 Prozent auf 41.836 Arbeitslose.
"Auch im Februar hat sich der Trend der letzten Monate fortgesetzt, der Anstieg der Arbeitslosigkeit hat sich weiter verlangsamt", kommentierte Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) die aktuellen Arbeitslosenzahlen in einer Aussendung. "Von einer Erholung kann man aber trotzdem nicht sprechen", betonte Stöger. Der starke Rückgang der Arbeitslosenzahlen am Bau sei auf den "milden Winter" zurückzuführen.
Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen sank bei Männern dank eines Rückgang in der Bauwirtschaft (-10 Prozent) per Ende Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,4 Prozent auf 251.188, bei Frauen gab es auf deutlich niedrigerem Niveau einen Anstieg von 6,3 Prozent auf 154.534. Das Arbeitslosen-Plus im Handel - unter anderem wegen der Zielpunkt-Pleite - um 4,8 Prozent auf 56.570 Betroffene und bei Gesundheitsberufen mit einem Anstieg von 9,4 Prozent auf 9.431, wirkte sich vor allem für Frauen negativ aus.
Bei Inländern wurde ein Arbeitslosen-Anstieg von 0,4 Prozent auf 293.068 Betroffene und bei ausländischen Arbeitskräften ein Plus von 6,4 Prozent auf 112.654 verzeichnet. Im Februar waren 22.140 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte ohne Job beim AMS registriert. Das entspricht einem Plus von 2,6 Prozent gegenüber Jänner und einem Anstieg von 55,1 Prozent gegenüber Februar 2015.
Im Februar war die Zahl der vorgemerkten arbeitslosen Personen unter Einrechnung der Schulungsteilnahmen in allen Bundesländern außer Wien und Niederösterreich rückläufig. Die Arbeitslosenzahlen stiegen in Wien um 7,4 Prozent, Steiermark (+1 Prozent) und Kärnten (+0,9 Prozent), sanken hingen in Tirol (-6,1 Prozent), Salzburg (-4 Prozent) und Vorarlberg (-3,5 Prozent). Zusätzlich erhöhte sich die Zahl der Schulungsteilnehmer in Wien (+11 Prozent), Vorarlberg (+6,5 Prozent), Oberösterreich (+0,4 Prozent) und verringerte sich in Kärnten (-13,8 Prozent), Steiermark (-6,4 Prozent) und Salzburg (-4 Prozent).
Die Arbeitsmarktlage entwickelt sich derzeit besser für Junge als für ältere Arbeitskräfte. Die Zahl der älteren vorgemerkten Arbeitslosen ab 50 Jahren stieg per Ende Februar um 5,9 Prozent auf 110.500, sank bei 15- bis 24-Jährigen aber um 3 Prozent auf 50.354. Am Lehrstellenmarkt gab es hingegen mehr Suchende als gemeldete offene Stellen. Die Lehrstellenlücke erhöhte sich um 72 auf 2.384.
Scharfe Kritik an der Arbeitsmarktpolitik der Regierung übte erneut die FPÖ. "Unser Arbeitsmarkt muss vor den Arbeitnehmern aus den Oststaaten geschützt werden", forderte FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl in einer Aussendung zum wiederholten Male. Die "jahrelange Schönfärberei und das Negieren" durch die Sozialminister der SPÖ müsse "ein rasches Ende finden". Die Grünen haben eine lange Liste an Forderungen an die Regierung gerichtet, dazu gehört unter anderem Arbeitszeitverkürzung, höhere Mindestlöhne, Vereinfachung des Sozialversicherungswesens, intelligente Exportorientierung und Unterstützung nachhaltiger Tourismusstrukturen.
Für NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker wird es ohne "umfangreichen Strukturreformen" keine "Trendumkehr" am Arbeitsmarkt geben. Team Stronach Klubobmann Robert Lugar warnte vor einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahlen durch Flüchtlinge. "Wir müssen jetzt eine Obergrenze Null einziehen; alle, die keinen Asylgrund haben, müssen zurück", forderte Lugar.
Für AK-Präsident Rudolf Kaske ist "das nach wie vor niedrige Wirtschaftswachstum" das Grundproblem am Arbeitsmarkt. Kaske forderte das Fachkräftestipendium für bis zu 15.000 Menschen mit einem Umfang von rund 170 Mio. Euro wieder zu aktivieren. "Eine Aktivierung des ausgesetzten Fachkräftestipendiums könnte die Arbeitslosigkeit dagegen nicht senken und wäre das falsche Rezept", mahnte hingegen Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik der Wirtschaftskammer. Evaluierungen des bereits im letzten Jahr ausgesetzten Fachkräftestipendiums hätten gezeigt, dass dieses sogar zu einer Erhöhung der Arbeitslosigkeit geführt habe. Die Industriellenvereinigung (IV) würde mit "umfassenden Bildungsreformen" die Arbeitslosigkeit reduzieren. "Insbesondere Personen mit nur geringer Ausbildung haben zunehmend mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen", so der IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.
(GRAFIK 0239-16, 88 x 72 mm & 0238-16, 88 x 124 mm) (Schluss) cri/gru
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