Luxusgüter im Blick |
15.03.2022 19:43:00
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Reiche Russen im Visier: EU setzt viertes Sanktionspaket in Kraft - Weißes Haus sieht Russland um Jahrzehnte zurückgeworfen
Der Import von Gas, Öl und Kohle aus Russland bleibt jedoch weiter möglich, weil Länder wie Deutschland die Energieversorgung der EU ohne die Lieferungen für nicht gesichert halten. Neben den genannten Maßnahmen sieht das Sanktionspaket vor, Russland in Reaktion auf die Invasion in die Ukraine handelspolitische Vergünstigungen zu streichen, die es eigentlich als Mitglied der Welthandelsorganisation WTO hat. Konkret geht es dabei darum, Russland den sogenannten "Meistbegünstigtenstatus" zu entziehen.
Darüber hinaus gehört ab sofort auch der russische Multimilliardär Roman Abramowitsch zu denjenigen Personen, gegen die wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine EU-Strafmaßnahmen gelten. Konkret bedeutet dies unter anderem, dass die in der EU vorhandenen Vermögenswerte des bisherigen Eigentümers des britischen Fußballclubs FC Chelsea eingefroren werden müssen.
Zur Begründung heißt es im EU-Amtsblatt, Abramowitsch sei ein russischer Oligarch "mit langjährigen und engen Verbindungen zu Kremlchef Wladimir Putin. Er habe einen privilegierten Zugang zum Präsidenten und unterhalte sehr gute Beziehungen zu ihm. Die Verbindungen hätten dem Großaktionär des Stahlkonzerns Evraz Group auch geholfen, "sein beträchtliches Vermögen zu sichern". Die Evraz Group sei einer der größten Steuerzahler Russlands.
Das Gesamtvermögen von Abramowitsch wurde vom US-Magazin "Forbes" auf zuletzt 7,2 Milliarden US-Dollar (etwa 6,6 Mrd. Euro) geschätzt. Neben dem Champions-League-Sieger FC Chelsea besitzt der 55-Jährige demnach auch eine der größten Luxus-Jachten der Welt. Die rund 163 Meter lange "Eclipse" wurde von der Hamburger Werft Blohm + Voss gebaut und 2010 in Dienst gestellt.
Großbritannien hatte im Zusammenhang mit der Invasion Russlands in die Ukraine bereits in der vergangenen Woche Sanktionen gegen Abramowitsch verhängt. Diese haben auch schwere Auswirkungen auf den FC Chelsea. So darf der Fußballverein vorerst keine Spielertransfers mehr tätigen und keine Eintrittskarten für Spiele mehr verkaufen. Auch das Budget für Auswärtsreisen ist stark beschränkt. Die Maßnahmen werden vermutlich so lange gelten, bis Abramowitsch den FC Chelsea verkauft hat. Der Russe hatte diesen Schritt bereits vor der Verhängung der Sanktionen gegen ihn angekündigt.
Sorgen bereiten die Sanktionen und ihre Auswirkungen unterdessen auch der europäischen Wirtschaft. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) forderte so bereits am Montag, alle EU-Stahlzölle, EU-Stahlquoten und EU-Dumpingzölle auf Stahlprodukte kurzfristig auszusetzen.
"Es ist wichtig, dass die EU mit weiteren Sanktionen auf den von Russland immer heftiger geführten Krieg in der Ukraine reagiert", kommentierte Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. Um gleichzeitig in Europa die Auswirkungen abzufedern, sollte die EU aber zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um die Lieferketten der europäischen Wirtschaft zu stabilisieren. Als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine würden Stahlprodukte in der EU immer knapper.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Freitag erklärt, die Eisen- und Stahlsanktionen sollten Russland um "Ausfuhrerlöse in Milliardenhöhe" bringen und gewährleisten, dass EU-Bürger nicht ungewollt den Krieg von Kremlchef Wladimir Putin subventionierten. Am Dienstag hieß es aus der EU-Kommission, es sei möglich, dass es bereits in Kürze eine Erleichterung für Stahlimporte aus anderen Ländern geben könnte. Man habe den EU-Staaten einen entsprechenden Vorschlag gemacht.
Weißes Haus sieht Russland um Jahrzehnte zurückgeworfen
Die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine haben die russische Wirtschaft nach Einschätzung der US-Regierung um Jahrzehnte zurückgeworfen. "Die beispiellosen Kosten, die wir mit Verbündeten und Partnern auferlegt haben, haben 30 Jahre wirtschaftlichen Fortschritt zunichte gemacht", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, am Dienstag in Washington. Das sei in weniger als einem Monat geschehen. Den vom russischen Präsidenten Wladimir Putin begonnenen Krieg habe man zu einem "strategischen Fehlschlag" gemacht.
Psaki verwies unter anderem auf den Verfall des russischen Rubel, auf die hohe Inflation und auf den nach Ansicht von Experten womöglich drohenden Kollaps der russischen Wirtschaft. Sie kündigte zugleich an, der Druck auf Oligarchen in Putins Umfeld werde weiter erhöht./cy/DP/nas
BRÜSSEL (dpa-AFX)
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