Kapitaloptimierung 10.12.2019 14:16:00

Regulierung, Negativzinsen, Digitalisierung beschäftigen RLB-NÖ-Wien

Regulierung, Negativzinsen, Digitalisierung beschäftigen RLB-NÖ-Wien

--------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA0291 vom 10.12.2019 muss es im fünften Absatz im dritten Satz richtig heißen: Zwar gebe es auch bei der RLB bei Unternehmenskunden (nicht: Privat- und Unternehmenskunden) mit sehr hohen Einlage-Volumina Negativzinsen - aber nur nach individueller Absprache. ---------------------------------------------------------------------

Angesichts des herrschenden Zinsumfeldes, komplexer Regulierungsvorschriften sowie der Notwendigkeit einer verstärkten Digitalisierung ist effizientes Kostenmanagement das A und O in der Bankenbranche. Kapitaloptimierung sei bereits seit Jahren "ganz entscheidend", sagte Klaus Buchleitner, Generaldirektor der Raiffeisen Holding sowie der RLB-NÖ-Wien, am Dienstag vor Journalisten.

"Besonders Negativzinsen und Digitalisierung beschäftigen uns", so Buchleitner. Eine Übertragung von Negativzinsen auf Privatkunden oder Gebührenerhöhungen sind für den RLB-Chef dennoch für die Zukunft nicht abseh- oder vorstellbar.

Die Regulatorik "ist ein Hamsterrad", sagte Buchleitner. "Immer wenn man das Gefühl hat, jetzt haben wir etwas erreicht, kommen wieder neue Regeln", so Buchleitner. Und diese werden dann häufig komplexer, was den Kostenfaktor weiter erhöhe. Er wünsche sich daher, dass die Vorschriften vereinfacht werden. "Wenn sich die Regulatorik vereinfachen würde, dann hätten wir wieder Spielraum," so der Bankmanager. Das wäre laut Buchleitner auch insofern sinnvoll, da sich mit einer Vereinfachung der Regeln auch die Beratungskosten für Wirtschaftsprüfer und Anwälte reduzieren würden.

Darüber hinaus seien die Regularien nicht differenziert genug, häufig nur auf Großbanken ausgelegt und würden daher für eine kleinere Bank wie die RLB überproportional viel Aufwand und Kosten mit sich bringen. Bei der Raiffeisen Landesbank Niederösterreich und Wien (RLB-NÖ-Wien) sei rund ein Fünftel der Kosten von der Regulatorik getrieben, so Buchleitner.

Kosten verursachen zudem die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB). Im vergangenen Jahr seien grob geschätzt rund 10 Mio. Euro für Zinsen von der RLB-NÖ-Wien an die EZB, die den Banken 0,5 Prozent Strafzinsen für Einlagen abverlangt, geflossen, so der RLB-Chef. An die Kunden sollen die Negativzinsen aber nicht weitergegeben werden. Zwar gebe es auch bei der RLB bei Unternehmenskunden mit sehr hohen Einlage-Volumina Negativzinsen - aber nur nach individueller Absprache. Kleinere Privatkunden seien ohnehin durch das OGH-Urteil aus dem Jahr 2009 geschützt, so Buchleitner. Die Frage, ob die Negativzinsen auf diese übertragen würden, stelle sich daher in Österreich nicht.

Auch Negativzinsen für Neukunden seien bei der RLB kein Thema. In Deutschland hatte vor einigen Wochen die Volks- und Raiffeisenbank in Fürstenfeldbruck in Bayern Schlagzeilen mit der Ankündigung gemacht, bei Neukunden nun ab dem ersten Euro Negativzinsen auf Tagesgeldkonten einzuheben. In Deutschland sind mit einem Urteil des Landesgerichts Tübingen explizit Bestandskunden vor Negativzinsen geschützt, für Neukunden gilt das allerdings nicht. Strafzinsen auf Girokonten kann sich Buchleitner ebenfalls nicht für die Zukunft vorstellen und auch Gebührenerhöhungen stehen bei der Landesbank nicht auf der Agenda.

Viel vor hat die Bank dagegen im Bereich der Digitalisierung. Derzeit bastle man an der "virtuellen Filiale", die den Kunden 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen soll, sowie an einem digitalen Vermögensverwaltungs-Tool. Physische Filialen sollen deswegen aber nicht abgebaut werden. "Wir wollen das Filialnetz nicht weiter ausdünnen." Aktuell habe die RLB in Wien fünf Regionalzentren, 21 Bezirksfilialen und einen Private-Banking-Standort. Rund ein Zehntel aller RLB-Mitarbeiter seien mittlerweile hauptsächlich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt. "IT und Digitalisierung sind die Zukunft des Bankwesens," sagte Buchleitner. Um auf diese Entwicklung vorbereitet zu sein, werbe die Bank mittlerweile sogar lieber Programmierer an und schule sie dann selbst im Bankwesen als umgekehrt.

"Sehr stolz" sei man auch auf das umgebaute Beteiligungsportfolio der Raiffeisen Holding. Dieses besteht nun aus den Bereichen Agrar, Banken, Infrastruktur und Medien. Verkäufe seien laut Buchleitner keine geplant, auch nicht in Anbetracht der im Rahmen von Basel IV angedachten Kapitalvorschriften, die eine Steigerung der Eigenkapitalunterlegung für Unternehmensbeteiligung von 100 auf 250 Prozent vorsieht. Noch sind die Regulierungsvorschriften für Basel IV aber nicht in Kraft. Vorgesehen ist derzeit, beginnend mit 2022 bis 2027 die Quote schrittweise auf 250 Prozent anzuheben.

Für das Geschäftsjahr 2019 sieht Buchleitner die RLB-NÖ-Wien trotz der zahlreichen Kostenverursacher auf einem guten Weg und rechnet mit einem guten Ergebnis für die Bank. "Ich glaube, dass wir das hohe Ergebnisniveau in den kommenden Jahren erhalten können". Genaue Zahlen nannte Buchleitner aber nicht. Die Bilanz für 2019 steht freilich noch aus und wird erst in einigen Monaten veröffentlicht.

(Schluss) bel/itz

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