23.04.2008 07:15:00

Regulierer überprüft bis Juli Renditevorgaben für Netzbetreiber

   BONN (Dow Jones)--Die Bundesnetzagentur überprüft zurzeit die Eigenkapitalverzinsung, die sie den Strom- und Gasnetzbetreibern künftig zugestehen will und wird eine Entscheidung hierzu bis Anfang Juli bekannt geben. Dies kündigte der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, vor Journalisten in Bonn an.

   Derzeit beträgt die Eigenkapitalverzinsung 7,91% bei den Strom- und 9,21% bei den Gasnetzbetreibern. Die Höhe der Verzinsung war in den vergangenen Wochen von den führenden Unternehmen der Branche wiederholt als zu gering kritisiert worden.

   Die Zinssätze, die die Regulierungsbehörde jetzt festlegt, gelten dann für fünf Jahre bei den Strom- und für vier Jahre bei den Gasnetzbetreibern. Die derzeit laufende Überprüfung ist nach Angaben von Kurth im Verfahren zur Einführung der Anreizregulierung ohnehin vorgesehen gewesen. Eine Vorentscheidung gebe es noch nicht.

   Die Netzagentur prüfe "gründlich und unvoreingenommen", sagte er. Dabei werde auch das Ergebnis einer Studie einbezogen, die derzeit noch erstellt werde und die einen Vergleich der deutschen Netzrenditen mit denen in anderen europäischen Ländern zeige.

   Der Geschäftsführer der RWE Transportnetz Strom GmbH, Hans-Jürgen Brick, hatte bereits im Februar in einem Interview mit Dow Jones Newswires darauf hingewiesen, dass im europäischen Durchschnitt eine Eigenkapitalverzinsung von 10% die Regel sei. In Deutschland drohe den Unternehmen aber eine Verzinsung von "unter 5%".

   Netzinvestitionen würden für die Übertragungsnetzbetreiber deshalb unattraktiv und gefährdeten damit am Ende die Versorgungssicherheit, sagte Brick. RWE betreibt mit 11.300 Kilometern das längste Höchstspannungsnetz in Deutschland.

   "Verzinsung und Risiko müssen immer in einem Zusammenhang stehen", sagte Kurth nun zur Kritik der Netzbetreiber. "Der Staat kann den Unternehmen nicht alle Risiken abnehmen und gleichzeitig hohe Eigenkapitalzinsen genehmigen."

   Wenn jetzt vielfach argumentiert werde, E.ON wolle ihr Netz verkaufen, weil damit ohnehin kein Geld mehr zu verdienen sei, werde immer übersehen, dass es sich hierbei um die "vielleicht auch nicht immer ganz freiwillige Erfüllung von Vorgaben der EU-Kommission handelt".

   Einen Verweis der Netzbetreiber auf die schwieriger gewordene Fremdkapital-Beschaffung aufgrund der Subprime-Krise ließ der Präsident der Regulierungsbehörde ebenfalls nicht gelten. "Wir können doch nicht tagesaktuell Zinssätze festlegen", sagte er. Die Renditevorgaben seiner Behörde bezögen langfristige Entwicklungen mit ein. Es gehe schließlich auch um Investitionen für die nächsten 30 oder 40 Jahre.

   Kurth verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall Europe eigene Investitionsbudgets für Erweiterungs- oder Umstrukturierungs-Projekte erhalten. Bei Sonderinvestitionen - wie etwa für den Anschluss von Offshore-Windparks - erhielten die Netzbetreiber dann auch einzelfallbezogene Regelungen bei der Verzinsung.

   Bereits im Mai werde die Netzagentur die Vorgaben hierfür veröffentlichen. "Diese Investitionsbudgets sind schon ein Entgegenkommen des Verordnungsgebers gegenüber den investierenden Unternehmen", sagte Kurth.

Webseite: http://www.bundesnetzagentur.de -Von Andreas Heitker, Dow Jones Newswires, +49 (0)211 13872 14, andreas.heitker@dowjones.com DJG/hei/brb (END) Dow Jones Newswires

   April 23, 2008 01:12 ET (05:12 GMT)

   Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.- - 01 12 AM EDT 04-23-08

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