Riesige Finanzierungslücke 04.07.2013 14:03:30

Regierungskrise treibt Portugal an die Schuldenklippe

Dann werden die Eurozone und ihre Vertreter möglicherweise erneut eine riesige Finanzierungslücke in einem ihrer Mitgliedsländer stopfen müssen. Weil Portugal wankt, könnte sich Europa bald entscheiden müssen, welches der Rettungsinstrumente - vom Rettungsmechanismus ESM bis zum Anleihekaufprogramm der EZB - es nutzen will, um die Staatsfinanzen des südeuropäischen Landes wieder in Ordnung zu bringen.

   Nach dem Rücktritt des portugiesischen Außenministers Paulo Portasund des Finanzministers Vitor Gaspar ist zweifelhaft, ob das Land den harten Sparkurs überhaupt noch einzuhalten vermag, auf den sich die portugiesische Regierung vor zwei Jahren im Gegenzug für ein 78 Milliarden Euro schweres Hilfspaket eingelassen hat. Sollte die Koalitionsregierung auseinanderbrechen, dürften noch dieses Jahr Neuwahlen nötig sein und das Land in eine ungewisse Zukunft stürzen.

   Aufgeschreckt hat die Europäer vor allem der Rücktritt von Finanzminister Gaspar, einer weithin respektierten Figur in europäischen Finanzkreisen. Vertreter der Eurozone loben ihn, weil er die unpopulären Sparmaßnahmen ohne Abstriche durchgesetzt hat.

   Portugiesische Staatsanleihen und Aktien stürzten am Mittwoch ab. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg zeitweise um 1,3 Prozentpunkte auf ein Niveau von 7,8 Prozent - ein klares Signal für das höhere Risiko, das Anleger dem Land beimessen.

   Laut Reformfahrplan sollte das Land eigentlich im Juni nächsten Jahres wieder selbst in der Lage sein, sich am Finanzmarkt mit Geld zu versorgen. Doch angesichts der aktuellen Zinskosten erscheint es fraglich, ob diese Aussicht noch besteht.

   "Wenn Portugal nicht in der Lage sein sollte, sich erneut Zugang zu den Kapitalmärkten zu verschaffen, muss es sich offensichtlich auf seine Partner in der Eurozone verlassen", sagt Nicholas Spiro, der Chef des Beratungsunternehmens Spiro Sovereign Strategy.

   Das wahrscheinlichste Szenario wird nach Einschätzung von Analysten sein, dass die Regierungen der Eurozone zusätzliche Kredite für Portugal bereitstellen, damit sich das Land im nächsten Jahr und darüber hinaus finanzieren kann. Anschließend werden sich Gläubiger portugiesischer Staatsanleihen wohl auf Verluste einstellen müssen, um Portugals Staatsschulden auf ein handhabbares Maß zu verringern, sagen Experten.

   Den vollständigen Bericht und weitere tiefergehende Meldungen und Analysen zu aktuellen Wirtschafts- und Finanzthemen finden Sie auf WSJ.de, dem deutschsprachigen Online-Angebot des Wall Street Journal.

   DJG/WSJ/apo

   (END) Dow Jones Newswires

Von Brian Blackstone und Matthew Dalton

FRANKFURT

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