02.06.2018 15:58:41

'Regenbogenfamilien existieren nicht': Ärger um Minister in Italien

ROM (dpa-AFX) - Der neue konservative Familienminister in Italien hat mit einer Bemerkung über Homosexuelle einen Eklat ausgelöst. Lorenzo Fontana von der rechtspopulistischen Lega hatte in einem Interview in Frage gestellt, dass es Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern gibt. Auf die Frage, was er für diese Familien tun wolle, sagte er: "Existieren Regenbogenfamilien?" Auf den Einwurf des Journalisten, dass es sehr viele davon in Italien gebe, sagte Fontana: "Gesetzlich existieren sie derzeit nicht."

Fontana - der auch im Europaparlament saß - sieht die traditionelle Familie in Gefahr und ist Abtreibungsgegner. "Ich bin katholisch, das verberge ich nicht. Und deshalb sage ich auch, dass die Familie jene ist, wo ein Kind eine Mama und einen Papa haben soll", sagte er der Zeitung. Um die niedrige Geburtenquote in Italien wieder anzuheben, wolle er die Zahl der Abtreibungen senken.

Es sei schlimm, wenn ein Minister eine solch "falsche und beleidigende Meinung" vertrete, sagte der Vorsitzende des Schwulenverbandes Gaynet, Francesco Lepore. Auch der Chef der Lega, Innenminister Matteo Salvini, der sonst selbst gegen Familienmodelle mit zwei Müttern oder Vätern wettert, distanzierte sich. Fontana könne "seine eigenen Vorstellungen haben", sagte er. "Aber sie sind nicht Priorität und sie stehen nicht in unserem Regierungsvertrag."

Der Vorsitzende des Verbandes Arcigay, Gabriele Piazzoni, sagte: "In den letzten 24 Stunden haben wir zahlreiche Erklärungen von Minister Salvini und Minister Fontana gelesen, die aus einer Zeitung von vor mindestens einem halben Jahrhundert stammen könnten."

Italien ist ein katholische geprägtes Land; die gleichgeschlechtliche Partnerschaft wurde erst unter der Vorgängerregierung beschlossen. Adoption ist homosexuellen Paaren nicht erlaubt. Immer wieder sorgen radikale Aktionen von Abtreibungsgegnern oder von Gegnern der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften für Aufsehen./reu/DP/zb

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